Leibniz-Institut für Wirtschaftsforschung

Deutsche Staatsbürgerschaft steigert den Schulerfolg von Kindern mit Migrationshintergrund

Ein deutscher Pass verbessert die schulischen Leistungen von Kindern mit ausländischen Wurzeln. Dies ist das Ergebnis einer Studie des RWI – Leibniz-Institut für Wirtschaftsforschung und des Luxembourg Institute of Socio-Economic Research (LISER). Die Einbürgerung führt zu einem Rückgang von Nichtversetzungen und zu einem Anstieg der Quote der Schülerinnen und Schülern, die das Gymnasium besuchen. Zudem verbessern sich teilweise die Schulnoten.

14.10.2021

Die deutsche Staatsbürgerschaft führt bei Kindern mit Migrationshintergrund dazu, dass sie häufiger das Gymnasium besuchen und seltener eine Klasse wiederholen müssen. Zudem verbessern sich die Schulnoten, insbesondere im Fach Mathematik. Zu diesen Ergebnissen kommt eine Studie des RWI – Leibniz-Institut für Wirtschaftsforschung und des Luxembourg Institute of Socio-Economic Research (LISER).

Kaum Auswirkungen auf Ergebnisse der Leistungstests

Dagegen finden sich kaum Auswirkungen der Staatsbürgerschaft auf die Ergebnisse in Leistungstests. Dies könnte darauf hindeuten, dass sich die Staatsbürgerschaft weniger auf die eigentlichen Kenntnisse der Schülerinnen und Schüler auswirkt, sondern eher auf ihr Verhalten und ihre Motivation im Unterricht. Eine andere mögliche Erklärung ist, dass Lehrerinnen und Lehrer eingebürgerte Kinder positiver bewerten als Gleichaltrige ohne deutsche Staatsbürgerschaft, ausländische Kinder also diskriminiert werden.

Leistungen von Kindern aus Mittel- und Osteuropa

Die Leistungen von Kindern aus Mittel- und Osteuropa und der ehemaligen Sowjetunion scheinen sich infolge einer Einbürgerung am meisten zu verbessern, insbesondere in Bezug auf ihre Sprach- und Mathematikkenntnisse. Zudem besuchen sie mit deutlich höherer Wahrscheinlichkeit ein Gymnasium als Kinder aus den gleichen Ursprungsländern ohne deutsche Staatsbürgerschaft.

Politische Reformen

Die Ergebnisse basieren auf der Analyse zweier politischer Reformen aus den Jahren 1991 und 2000, die den Zugang zur deutschen Staatsbürgerschaft vereinfacht haben. Bei beiden Reformen hängt der Anspruch auf die Staatsbürgerschaft wesentlich von demografischen Merkmalen wie dem Geburtsjahr oder Einwanderungsjahr ab. Dadurch können die tatsächlichen Effekte der Einbürgerung mit ökonometrischen Verfahren geschätzt werden – unabhängig von anderen Charakteristika, die den Schulerfolg beeinflussen könnten, etwa der Motivation der Kinder.

„Unsere Studie zeigt, dass ein deutscher Pass den Bildungserfolg von Kindern mit Migrationshintergrund erhöht“, sagte RWI-Wissenschaftlerin Christina Vonnahme. „Wenn die Einbürgerungsregeln für in Deutschland geborene Kinder gelockert würden, könnte dies dabei helfen, die Bildungslücke zwischen Kindern mit und ohne Migrationshintergrund zu verkleinern.“

Quelle: RWI – Leibniz-Institut für Wirtschaftsforschung vom 11.10.2021

Redaktion: Pia Kamratzki

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