Bildungsforschung

Bildungsmonitor 2016: Bildungsausgaben des Staates müssen steigen

Das Institut der deutschen Wirtschaft (IW) stellt im Jahresvergleich zum ersten Mal keine Fortschritte in der Entwicklung der Bildungssysteme der Länder fest. Die größten Herausforderungen sieht es bei der Integration der Flüchtlinge und geht von zusätzliche Bildungsausgaben in Höhe von 3,5 Mrd. Euro aus.

25.08.2016

Zum ersten Mal erreichen die Bundesländer beim Bildungsmonitor im Vergleich zum Vorjahr keine Fortschritte im Gesamtbild der zwölf Handlungsfelder. Vor allem bei den Bildungsabschlüssen ausländischer Schüler waren bereits vor der jüngsten Flüchtlingswelle sogar Rückschritte zu beobachten. Für die Bildungsintegration der Flüchtlinge – die zentrale Herausforderung der kommenden Jahre – besteht folglich dringender Handlungsbedarf. Hierfür sollten die jährlichen öffentlichen Bildungsausgaben um 3,5 Mrd. Euro erhöht werden.

Vergleichsstudie des Instituts der deutschen Wirtschaft 

Zu diesen Ergebnissen kommt der Bildungsmonitor 2016. Die Vergleichsstudie des Instituts der deutschen Wirtschaft Köln (IW) im Auftrag der Initiative Neue Soziale Marktwirtschaft (INSM) untersucht, inwieweit die Bundesländer Bildungsarmut reduzieren, zur Fachkräftesicherung beitragen und Wachstum fördern. Der Bildungsmonitor wird in diesem Jahr zum 13. Mal veröffentlicht.

Leistungsfähige Bildungssysteme 

Die leistungsfähigsten Bildungssysteme haben Sachsen, Thüringen, Bayern, Baden-Württemberg und Hamburg. In den vorderen fünf Ländern zeigt sich trotz einer Reihe an Stärken auch weiterhin deutlicher Handlungsbedarf. So erreicht Sachsen Spitzenplätze bei der Forschungsorientierung, der Förderinfrastruktur und der Schulqualität, hat aber seit einigen Jahren einen Zuwachs an ausländischen Schulabbrechern. In Thüringen sind die Bildungsausgaben je Schüler hoch, zudem sind die Betreuungsbedingungen sehr gut. Gleichwohl hat Thüringen jedoch einen sehr hohen Anteil älterer Lehrer, die in den kommenden Jahren nur schwer ersetzt werden können. Bayern ist Spitze bei der beruflichen Bildung, bei der Vermeidung von Bildungsarmut und dem effizienten Mitteleinsatz im Bildungssystem, hat aber ebenso wie Baden-Württemberg weiterhin Nachholbedarf beim Ausbau von Ganztagsplätzen. Hamburg ist führend bei der internationalen Ausrichtung des Bildungssystems, ein hoher Anteil der Schüler erreicht aber nicht die Mindestanforderungen im Lesen oder der Mathematik.

Keine Verbesserungen gegenüber dem Vorjahr

Über einen längeren Zeitraum zeigen sich im Bildungsmonitor deutliche Unterschiede im Fortschritt der Bildungssysteme der Länder. So konnten im Vergleich zum Basisjahr 2013 das Saarland (+9,2 Punkte) und Hamburg (+7,0 Punkte) deutlich zulegen, während Schleswig-Holstein (-0,2 Punkte), Sachsen (+0,3 Punkte) und Baden-Württemberg (+0,3 Punkte) in diesem Zeitraum stagnieren. Im zurückliegenden Jahr jedoch konnte im Gesamtbild der Länder kein Fortschritt mehr erreicht werden.

"Zum ersten Mal in 13 Jahren Bildungsmonitor haben die Länder im Durchschnitt keine Verbesserungen gegenüber dem Vorjahr erreicht. Vor allem bei der Integration ausländischer Schüler gibt es sogar Rückschritte – so ist die Schulabbrecherquote unter Ausländern innerhalb eines Jahres von 10,7 auf 11,9 Prozent gestiegen. Dies gibt Anlass zur Sorge, denn mit der Bildungsintegration der Flüchtlinge steht die Bildungspolitik vor einer neuen, riesengroßen Herausforderung", so Hubertus Pellengahr, Geschäftsführer der INSM. Pellengahr weiter: "Der Bildungsmonitor zeigt, dass die Länder im Sinne des föderalen Wettbewerbs voneinander lernen könnten und müssten. Leider findet dieser Wettbewerb nur sehr eingeschränkt statt".

KiTa-Plätze für Flüchtlingskinder

Studienleiter Prof. Dr. Axel Plünnecke erklärt: "Die Länder müssen der Bildung in den öffentlichen Haushalten einen höheren Stellenwert einräumen. Im Jahr 2017 werden allein rund 98.500 zusätzliche KiTa-Plätze für die Flüchtlingskinder benötigt. Dazu braucht es Lehrkräfte für rund 200.000 zusätzliche Schulkinder und ein Ausbau der Berufsvorbereitung. Im Jahr 2017 bedeutet dies zusätzliche Bildungsausgaben des Staates in Höhe von 3,5 Mrd. Euro“. Plünnecke weiter: "Aus humanitärer Sicht sind diese Ausgaben für eine bessere Bildungsintegration dringend geboten. Und auch fiskalisch können sie sich langfristig über eine bessere Arbeitsmarktintegration der Flüchtlinge rechnen."

Zur Studie "Bildungsmonitor"

In die Studie Bildungsmonitor 2016 werden 93 Indikatoren einbezogen. Darunter Indikatoren zur Beschreibung der Infrastruktur, beispielsweise die Verfügbarkeit von Ganztagsschulen und Ganztagsbetreuungsmöglichkeiten sowie die Betreuungsrelationen an Schulen. Des Weiteren sind es Indikatoren, die den Zugang zu Bildung beschreiben, wie Schulabbrecherquoten, Abbrecherquoten von Ausländern und der Anteil der Schüler, die von Bildungsarmut betroffen sind. Außerdem werden Indikatoren einbezogen, welche die Qualität der schulischen Leistung und den Zugang zu höheren Bildungsabschlüssen abbilden. Damit messen die Indikatoren sowohl Aspekte der Bildungsgerechtigkeit, als auch Impulse des Bildungssystems zur Stärkung der Qualifikationsbasis der Volkswirtschaft. Die zu Grunde liegenden Daten beziehen sich zumeist auf das Jahr 2014 oder 2015: zum jetzigen Zeitpunkt liegen keine aktuelleren statistischen Daten in Deutschland vor.

Neben einer Bestandsaufnahme zur Leistungsfähigkeit des Bildungssystems werden die Ergebnisse des Bildungsmonitors 2016 auch mit dem Vorjahr verglichen. So gibt die Studie auch darüber Auskunft, welches Bundesland die größten Verbesserungen in seinem Bildungssystem erreicht hat. Im Bildungsmonitor 2016 wurde als Sonderkapitel die Bildungsintegration von Flüchtlingen näher betrachtet.

Alle Ergebnisse des Bildungsmonitors 2016, sowie zahlreiche Grafiken finden Sie unter <link http: www.insm.de bildungsmonitor external-link-new-window des instituts der deutschen>www.insm.de/Bildungsmonitor.

Der Bildungsmonitor wird vom Institut der deutschen Wirtschaft Köln (IW) im Auftrag der Initiative Neue Soziale Marktwirtschaft (INSM) herausgegeben. 

Die Initiative Neue Soziale Marktwirtschaft ist ein überparteiliches Bündnis aus Politik, Wirtschaft und Wissenschaft. Sie wirbt für die Grundsätze der Sozialen Marktwirtschaft in Deutschland und gibt Anstöße für eine moderne marktwirtschaftliche Politik. Die INSM wird von den Arbeitgeberverbänden der Metall- und Elektro-Industrie finanziert.

Quelle: Institut der deutschen Wirtschaft und Initiative Neue Soziale Marktwirtschaft vom 18. August 2016

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