Bildungsforschung

Bildungsbericht Niedersachsen: Zentrale Entwicklungen im Überblick

In einem neuen Bericht beleutet das Deutsche Institut für Internationale Pädagogische Forschung (DIPF) aktuelle Entwicklungen im niedersächsischen Bildungswesen. Die Ergebnisse zeigen, ähnlich wie der nationale Bildungsbericht, einen starken Zusammenhang zwischen Bildungsungleichheit und sozialem Hintergrund sowie deutliche regionale Unterschiede. Der Bericht stellt aber auch spezifische Trends in Niedersachsen fest.

28.06.2017

Das für die Koordination des nationalen Bildungsberichts verantwortliche Forschungsinstitut DIPF beleuchtet in einem neuen Bericht die aktuelle Situation des Bildungswesens in Niedersachsen. Die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler analysieren die landesspezifischen Entwicklungen vor dem Hintergrund der in der aktuellen Ausgabe des nationalen Berichts benannten bundesweiten Trends und Herausforderungen.

Landesspezifische Entwicklungen vor dem Hintergrund des nationalen Berichts

Der aktuelle nationale Bildungsbericht von 2016 hat für Deutschland sechs große Herausforderungen im Bildungsbereich benannt. Darauf aufbauend beleuchtet das Deutsche Institut für Internationale Pädagogische Forschung (DIPF) in einem neuen Bericht die Bildungsentwicklung in Niedersachsen, dem zweitgrößten deutschen Flächenland. "Mit der Methodik des nationalen Bildungsberichts legen wir dar, ob sich bundesweite Trends auch in Niedersachsen zeigen. Zugleich identifizieren wir landesspezifische Entwicklungen", erklärt Professor Dr. Kai Maaz vom DIPF. Er ist Sprecher der Autorengruppe des nationalen Bildungsberichts und leitete die Arbeiten an dem Bericht für Niedersachsen. "Wir greifen die zentralen gesamtdeutschen Herausforderungen auf, um der Bildungspolitik und der Bildungsverwaltung auf Landesebene ganz gezielt empirisch fundiertes Wissen zur Verfügung zu stellen", so Maaz.

Zentrale Herausforderungen im nationalen Bildungsbericht 2016

  • Trotz insgesamt steigender Bildungsbeteiligung erwerben zu viele Jugendliche maximal einen Hauptschulabschluss oder gar keinen Schulabschluss.
  • Die soziale Herkunft hat nach wie vor großen Einfluss auf den Bildungserfolg.
  • Die regionalen Bildungsbedingungen unterscheiden sich immer stärker.
  • Junge Menschen streben vermehrt ein Hochschulstudium und seltener eine Berufsausbildung an.
  • Das öffentliche Bildungssystem kann nicht alle Bedarfe abdecken, zugleich entstehen zunehmend private Bildungseinrichtungen.
  • Bei Personen mit Migrationshintergrund zeigen sich nach wie vor große Bildungsungleichheiten, die eng mit allen weiteren genannten Herausforderungen zusammenhängen.

Einige bundesweite Trends auch in Niedersachsen festgestellt

Der neue Landesbericht bestätigt nun einige bundesweite Trends auch für Niedersachsen:

  • So finden sich beispielsweise auch hier große Unterschiede zwischen den Regionen. Das gilt etwa für den Anteil der 30- bis 35-Jährigen mit einem Hochschulabschluss, der von 9 bis 40 Prozent reicht. Und Personen ohne Berufsabschluss machen im niedrigsten Fall 14 Prozent, im höchsten Fall 29 Prozent der genannten Altersgruppe aus.
  • In Niedersachsen zeigt sich ebenfalls ein starker Zusammenhang zwischen Bildungsungleichheit und sozialem Hintergrund: Zum Beispiel besuchen Neuntklässlerinnen und Neuntklässler mit einem hohen sozioökonomischen Status rund drei Mal so häufig wie ihre Altersgenossen mit einem niedrigen sozioökonomischen Status das Gymnasium. Im mittleren sozioökonomischen Bereich sind zudem migrationsbezogene Ungleichheiten ersichtlich: Hier gehen nur 26 Prozent der Neuntklässlerinnen und Neuntklässler mit Migrationshintergrund aufs Gymnasium. Ohne Migrationshintergrund sind es 36 Prozent.

Besondere Entwicklungen in Niedersachsen

Zugleich macht der Bericht spezifische Entwicklungen in Niedersachsen deutlich:

  • Zwar hängt der Kompetenzerwerb von Schülerinnen und Schülern auch hier eng mit ihrem sozialen Hintergrund zusammen, der Zusammenhang mit der Lesekompetenz im Fach Deutsch hat sich jedoch von 2009 bis 2015 so deutlich verringert wie in keinem anderen westdeutschen Flächenland.
  • Betrachtet man alle Neuzugänge in sämtliche Sektoren der beruflichen Erstausbildung, so hat sich in Niedersachsen von 2005 bis 2013 nicht nur der Anteil der Studienanfängerinnen und -anfänger, sondern entgegen dem Bundestrend auch der Anteil der Neuzugänge in die duale Ausbildung erhöht: von 32 auf 36 Prozent.
  • Das Bundesland weist mit 5,9 Prozent den geringsten Anteil an Schulen in freier Trägerschaft aller Länder auf. Darüber hinaus verfügt keine niedersächsische Gemeinde ausschließlich über privat geführte Grundschulen. Beides deutet darauf hin, dass der Bedarf an Bildungsangeboten in Niedersachsen landesweit abgedeckt wird – trotz eines großen Anteils ländlicher Flächen.

Die Erarbeitung des Berichts "Bildung in Niedersachsen 2017 im Spiegel der nationalen Bildungsberichterstattung" wurde durch das niedersächsische Kultusministerium gefördert. Der <link http: www.mk.niedersachsen.de startseite service publikationen weitere_themen publikationen-weitere-themen-86057.html external-link-new-window des niedersächsischen>Bericht steht auf der Webseite des Niedersächsischen Kultusministeriums zum Download zur Verfügung.

Über den nationalen Bildungsbericht

Der Bericht "Bildung in Deutschland" gibt alle zwei Jahre einen fundierten Überblick über Entwicklungen im gesamten deutschen Bildungssystem. Er bereitet Daten der amtlichen Statistik und der empirischen Bildungsforschung auf. Der Bericht wird von einer unabhängigen Gruppe von Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern erstellt, die folgende Einrichtungen vertreten: Das DIPF als federführendes Institut, das Deutsche Jugendinstitut, das Deutsche Zentrum für Hochschul- und Wissenschaftsforschung, das Soziologische Forschungsinstitut an der Universität Göttingen sowie die Statistischen Ämter des Bundes und der Länder. Die Ständige Konferenz der Kultusminister der Länder in der Bundesrepublik Deutschland und das Bundesministerium für Bildung und Forschung fördern die Erarbeitung des Berichts.

Über das DIPF

Das Deutsche Institut für Internationale Pädagogische Forschung (DIPF) trägt mit empirischer Bildungsforschung, digitaler Infrastruktur und gezieltem Wissenstransfer dazu bei, Herausforderungen im Bildungswesen zu bewältigen. Das von dem Leibniz-Institut erarbeitete und dokumentierte Wissen über Bildung unterstützt Wissenschaft, Politik und Praxis im Bildungsbereich – zum Nutzen der Gesellschaft.

Quelle: Deutsches Institut für Internationale Pädagogische Forschung (DIPF) vom 20.06.2017

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