Bildungsforschung

Baden-Württemberg: Netzwerkkonferenz befasst sich mit Gesamtkonzept einer Bildung für Drei- bis Zehnjährige

Namhafte Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler trafen sich gestern auf Einladung des baden-württembergischen Kultusministeriums zu einer Netzwerkkonferenz der wissenschaftlichen Begleituntersuchungen für die Bereiche frühkindliche Bildung und Grundschulbildung.

07.07.2010

„Die Netzwerkkonferenz ist ein wichtiger Baustein auf dem Weg zu dem Gesamtkonzept Frühkindliche Bildung/ Grundschulbildung. Ziel ist es, Erkenntnisse in diesen Bereichen zu sammeln. Wir wollen erörtern, wie Begleituntersuchungen noch stärker voneinander profitieren und aufeinander abgestimmt werden können“, sagte Kultusstaatssekretär Georg Wacker MdL in der Eröffnungsrede im Weißen Saal des Kultusministeriums.

Kultusministerin Marion Schick hatte zum kommenden Herbst ein Gesamtkonzept angekündigt, das die Erfahrungen der Praxis und die Erkenntnisse der wissenschaftlichen Begleitungen der bereits bestehenden Elemente und Projekte im frühkindlichen Bereich (Orientierungsplan, Sprachförderung, „Schulreifes Kind“, „Schulanfang auf neuen Wegen“, „Bildungshaus 3-10“) aufgreift und die Strukturen intelligent miteinander verzahnt.

„Das Ziel des baden-württembergischen Gesamtkonzepts der frühkindlichen Bildung und der Grundschulbildung ist die Stärkung der Kinderperspektive. Die achtsame Begleitung und individuelle Förderung von Kindern spielt dabei eine große Rolle. Der Schlüssel für eine erfolgreiche Umsetzung und somit für eine gelingende Bildungsbiografie ist die gute Kooperation zwischen Kindergärten und Familien, zwischen Kindergärten und Grundschulen sowie Grundschulen und Familien“, sagte Wacker. 

Diskussionsfelder der Konferenz waren aus diesem Grund die Bedingungen für das Gelingen der Kooperation von Kindergarten und Grundschule sowie für eine optimale Zusammenarbeit zwischen Kindergarten bzw. Schule und Familien. Daneben ging es um die Heterogenität als Herausforderung für Kindergarten und Grundschule und damit um die optimale individuelle Begleitung und Förderung von Kindern von drei bis zehn Jahren.

In die Präsentation dieser Themen flossen die sechs verschiedenen Bereiche, die im Mittelpunkt der Begleituntersuchungen der anwesenden Professoren in der frühkindlichen Bildung und der Grundschule stehen, ein:

Die wissenschaftliche Begleitung bei der Einführung des Orientierungsplans für die Kindergärten wurde von Prof. Dr. Edeltraud Röbe und Prof. Dr. Iris Füssenich von der Pädagogischen Hochschule Ludwigsburg und Prof. Dr. Norbert Huppertz von der Pädagogischen Hochschule Freiburg von 2006 bis 2009 durchgeführt.

Die Forschungen zum Projekt „Schulreifes Kind“ werden seit 2006 von Prof. Dr. Marcus Hasselhorn von der Universität Frankfurt geleitet. Prof. Dr. Hermann Schöler von der Pädagogischen Hochschule Heidelberg und Prof. Dr. Wolfgang Schneider von der Universität Würzburg sind ebenfalls an dieser wissenschaftlichen Begleituntersuchung beteiligt.

„Schulanfang auf neuen Wegen“ wurde unter anderem von Prof. Dr. Marcus Hasselhorn ab 1997 evaluiert. Der Abschlussbericht von 2006 enthielt positive Ergebnisse zum jahrgangsübergreifenden Lernen, zu den präventiven Grundschulförderklassen und zum Einsatz der Methodenvariabilität der Lehrkräfte.

Prof. Dr. Harald Bode von der Universitätsklinik für Kinder- und Jugendmedizin Ulm hat die Evaluation der neukonzipierten Einschulungsuntersuchung durchgeführt. Das Gutachten der Wissenschaftler bestätigt, dass der gewählte Einsatzzeitpunkt der neuen Einschulungsuntersuchung im vorletzten Kindergartenjahr richtig ist. Ihm ist es ein Anliegen, Medizin und Pädagogik im Kindergarten- und Grundschulalter besser miteinander zu verzahnen. 

Das Modellprojekt „Bildungshaus für Drei- bis Zehnjährige“ wird vom Transferzentrum für Neurowissenschaften und Lernen (ZNL) in Ulm unter der Leitung von Prof. Dr. Dr. Manfred Spitzer seit September 2008 über einen Zeitraum von vier Jahren wissenschaftlich begleitet. PD Dr. Michaela Sambanis vom Transferzentrum stellte die Gelingensbedingungen der Kooperation zwischen Kindergarten und Grundschule dar, ein Schlüsselthema dieses Projekts. Aufgrund der positiven Erfahrungen aus dem Projekt werden zu den derzeit 33 Bildungshäuser im Laufe des nächsten Schuljahrs 70 weitere hinzukommen. Die Hochbegabtenförderung in der Grundschule mit den neu eingerichteten Hector-Kinderakademien steht im Mittelpunkt der im Juni 2010 gestarteten Untersuchung von Prof. Dr. Ulrich Trautwein von der Universität Tübingen und Prof. Dr. Marcus Hasselhorn.

Nach der Präsentation der Themenfelder diskutierten die zehn Forscher untereinander und mit rund 100 geladenen Zuhörern, darunter Vertreterinnen und Vertreter der kommunalen Landesverbände, der Kirchen und sonstigen Kindergartenträgerverbände, der Beratungsgremien des Kultusministeriums sowie Vertreter der Regierungspräsidien, der Schulverwaltung, Hochschulen und des Sozialministeriums. Aus den Ergebnissen der Konferenz wird ein wissenschaftliches Eckpunktepapier erstellt. Bereits im Februar 2009 hatten sich die Wissenschaftler auf Einladung des Kultusministeriums zu einer ersten Netzwerkkonferenz getroffen, um sich über das jeweilige Forschungsdesign und über die Sachstände auszutauschen.

Herausgeber: Ministerium für Kultus, Jugend und Sport Baden-Württemberg

 

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