Forschung

Wissenschaftsrat würdigt Sozio-ökonomisches Panel

Der Wissenschaftsrat hat das Sozio-ökonomische Panel als eine der wichtigsten Forschungsinfrastrukturen im Bereich der Sozial-, Wirtschafts- und Verhaltenswissenschaften gewürdigt.

18.11.2009

Die positive Empfehlung ist das Ergebnis einer gründlichen Evaluation des am DIW Berlin angesiedelten Panels durch den Rat. DIW-Präsident Prof. Dr. Klaus F. Zimmermann äußerte sich erfreut über die Auszeichnung: "Politikberatung braucht eine fundierte empirische Basis - deswegen ist das SOEP für unsere Arbeit am DIW Berlin von herausragender Bedeutung. Vom Bericht der Gutachter und durch die wissenschaftspolitische Empfehlung des Wissenschaftsrates fühlen wir uns bestätigt. Das SOEP ist eine weltweit führende Datenquelle, die zu Recht ausgebaut werden soll. Und zwar im Interesse einer besseren Politikberatung wie im Interesse der Grundlagenforschung."

Das SOEP ist eine seit 1984 laufende wiederholte Befragung von inzwischen etwa 20.000 Erwachsenen, die in über 10.000 Haushalten mit etwa 5.000 Kindern leben. Da immer wieder Informationen über dieselben Personen statistisch erhoben werden, stellt eine solche „Panel“-Erhebung etwas Besonderes dar. Im Lauf der Jahre sind bereits über 5000 Veröffentlichungen auf Basis dieser Daten erschienen. Und es werden immer mehr, da die SOEP-Daten wissenschaftlich umso ertragreicher werden, je mehr Beobachtungsjahre vorliegen. Um die Aussagekraft der Daten weiter zu erhöhen soll die Zahl der befragten Haushalte von aktuell gut 10.000 auf bis zu 25.000 Haushalte ausgebaut werden. Diese Pläne werden in der Empfehlung des Wissenschaftsrats audrücklich unterstützt.

Das SOEP ist, wie der Vorsitzende des Wissenschaftsrates, Peter Strohschneider, bei der Präsentation des Evaluationsergebnisses anmerkte, so etwas wie ein Teleskop für die Sozial-, Wirtschafts- und Verhaltenswissenschaften. Es ist Teil der „Forschungsinfrastruktur“ in Deutschland, Europa und der Welt. Führende Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler, die mit der SOEP-Gruppe am DIW Berlin zusammenarbeiten, zeigen sich mit dem Ergebnis der Evaluation sehr zufrieden.

Heike Solga, Professorin für Soziologie an der FU Berlin und Direktorin am Wissenschaftszentrum Berlin für Sozialforschung (WZB): „Für die Sozial- und Bildungsforschung in Berlin und auch in der gesamten Leibniz-Gemeinschaft ist das SOEP eine äußerst wichtige Datengrundlage. Es ist sehr erfreulich, dass der Wissenschaftsrat innovative neue Erhebungsmethoden im SOEP unterstützt. Zum Beispiel die Erhebung kognitiver Leistungen von Befragten ist für die Bildungsforschung wichtig. Es gab bislang bereits eine sehr gute Zusammenarbeit der Berliner Universitätssoziologie und des WZB mit der SOEP-Gruppe im DIW Berlin. Diese Zusammenarbeit werden wir mit dem Rückenwind des Wissenschaftsrates weiter ausbauen.“

Ulman Lindenberger, Professor für Psychologie und Direktor am Max-Planck-Institut für Bildungsforschung, Berlin: „Die Empfehlungen des Wissenschaftsrats zum SOEP sind ein Glücksfall für die Forschung in Deutschland. Mit der Umsetzung dieser Empfehlungen wird das SOEP für die Lebensspannen-Psychologie noch wichtiger werden. Die Empfehlungen erleichtern den weiteren Ausbau der erfolgreichen Zusammenarbeit zwischen der SOEP-Gruppe am DIW Berlin und dem Max-Planck-Institut für Bildungsforschung. Die sehr gute Bewertung des SOEP durch den Wissenschaftsrat unterstreicht das Potential für interdisziplinäre Zusammenarbeit und innovative Forschung am Standort Berlin.“

Armin Falk, Professor für Volkswirtschaftslehre an der Universität Bonn und Leibniz-Preisträger der Deutschen Forschungsgemeinschaft: “Das SOEP wurde in den letzten Jahren für die verhaltenswissenschaftliche Volkswirtschaftslehre ("behavioral economics") immer wichtiger. Als Kooperationspartner der SOEP-Gruppe in Berlin freue ich mich sehr, dass der Wissenschaftsrat einen weiteren Ausbau von innovativen Datenerhebungen mit dem SOEP unterstützt. Wir haben in Bonn schon jede Menge Ideen, die wir einbringen werden.“

Thomas Bauer, Professor für Volkswirtschaftslehre an der Ruhr-Universität Bochum und Mitglied des Vorstands des RWI Essen: „Die Bedeutung des SOEP für die empirische wirtschafts- und sozialwissenschaftliche Forschung sowie die evidenzbasierte Politikberatung kann nicht häufig genug betont werden. Die Verfügbarkeit dieses Datensatzes für die internationale Wissenschaft hat erheblich zum Erkenntnisfortschritt beispielsweise zur Integration von Minderheiten, der Funktionsweise des Arbeitsmarktes, und der Wirksamkeit insbesondere arbeitsmarkt-, familien- und bildungspolitischer Maßnahmen beigetragen. Trotz dieser bereits herausragenden Bedeutung des SOEP sind weitere Investitionen sehr wünschenswert, insbesondere eine weitere Vergrößerung der Stichprobe. Damit könnten noch bestehende Lücken in unserem Wissen zu den Auswirkungen wirtschaftspolitischer Maßnahmen zum Beispiel für Minderheiten oder auf die Einkommensverteilung geschlossen werden und somit zu einer weiteren Verbesserung der Wirtschafts- und Sozialpolitik beitragen. Ein Beispiel dafür ist die immer wieder aufkeimende Diskussion um Armut und Reichtum in Deutschland. Hierzu liegen bislang keine im Detail verlässlichen Daten vor. Durch eine Ausweitung des SOEP könnte diese Lücke geschlossen werden.“

Michaela Riediger, Leiterin der Selbständigen Nachwuchsgruppe „Affekt im Lebensverlauf“ am MPI für Bildungsforschung, Berlin: „Die Unterstützung innovativer Erhebungsmethoden durch den Wissenschaftsrat ist für das SOEP sehr wichtig. Viele wissenschaftliche Fragestellungen lassen sich nur begrenzt durch Befragungen untersuchen. Sie erfordern den Einsatz alternativer Methoden, die dem neuesten Stand von Technik und Wissenschaft entsprechen. Berlins Forschungslandschaft bietet ein großartiges Umfeld für die methodische Erweiterung des SOEP. Ich selbst habe bereits Erfahrungen mit einer an das SOEP angelehnten Studie gemacht, in der Mobiltelefone für Erhebungen in alltäglichen Lebenskontexten eingesetzt wurden. Unter anderem konnten so kognitive Leistungen im Alltag gemessen werden.“

Quelle: DIW Berlin

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