Qualifizierung

Wachsender Fachkräftebedarf: AGJ fordert Gesamtstrategie zur Personalentwicklung mit Weitblick

2025 wird es voraussichtlich eine Personallücke von etwa 125.000 pädagogischen Fachkräften in der Kinder- und Jugendhilfe geben. Um dieser Entwicklung richtig zu begegnen, spricht sich die Arbeitsgemeinschaft für Kinder- und Jugendhilfe – AGJ in ihrer aktuellen Position dafür aus, punktuelle Strategien der Fachkräftegewinnung bzw. Personalentwicklung im Rahmen einer Gesamtstrategie zu bündeln und aufeinander abzustimmen und benennt konkrete Maßnahmen.

09.01.2019

Zwischen Mehrbedarf und Personalnotstand

Das Positionspapier der Arbeitsgemeinschaft für Kinder- und Jugendhilfe – AGJ „Dem wachsenden Fachkräftebedarf richtig begegnen! Entwicklung einer Gesamtstrategie zur Personalentwicklung mit verantwortungsvollem Weitblick“ zeigt einen Ausblick auf mögliche Entwicklungen des Personalbedarfs in einzelnen Arbeitsfeldern. Daraus ergibt sich für die Kinder- und Jugendhilfe in Deutschland ein Gesamtbild: Bis 2025 kann eine Lücke von etwa 105.000 pädagogischen Fachkräften vorausgesagt werden. Würde man für die Handlungsfelder außerhalb der Kindertagesbetreuung noch die dort bereits berücksichtigten Ersatzbedarfe für dauerhaftes Ausscheiden aus dem Feld aus anderen Gründen als das Erreichen des Rentenalters hinzuzählen, dann würde die Fachkraftlücke um weitere 20.000 auf 125.000 bis 2025 anwachsen.

Die Kinder- und Jugendhilfe: Ein Arbeitsfeld der Zukunft

Über die Ergreifung vereinzelter Strategien der Fachkräftegewinnung allein kann dem wachsenden Fachkräftebedarf nicht mehr begegnet werden. Aus Sicht der Arbeitsgemeinschaft für Kinder- und Jugendhilfe – AGJ ist es daher dringend geboten, die Fachkräftegewinnung neu auszurichten und verstärkt die Kinder- und Jugendhilfe als Arbeitsfeld der Zukunft in die gesellschaftliche Wahrnehmung zu rücken. Nur so ist es möglich, die Erwartungen an die Kinder- und Jugendhilfe fachlich verantwortlich zu erfüllen.

Um dem wachsenden Fachkräftebedarf adäquat begegnen zu können, müssen mit dem Ziel der (Wieder-)Gewinnung, Qualifizierung und Bindung von Fachkräften entlang der verschiedenen Ebenen der Personalentwicklung alle erforderlichen Strategien und Handlungsoptionen ernsthaft ausgelotet und ergriffen werden.

Im Positionspapier werden ausführlich mehrere Maßnahmen vorgestellt, die den folgenden fünf Bereichen zugeordnet sind:

  • Berufsorientierung: Die Kinder- und Jugendhilfe als attraktives Berufsfeld präsentieren
  • Ausbildung und Studium: Erweiterte Ausbildungs- und Studienmöglichkeiten müssen fachliche Standards berücksichtigen
  • Berufseinmündung: Eine individuelle und konzeptionell gerahmte Einarbeitung gewährleisten
  • Binden und Wiedergewinnen: Berufliche Perspektiven und bessere Vergütung ermöglichen
  • Neue Fachkräfte durch qualifizierten Quer- und Seiteneinstieg mit auskömmlicher Vergütung gewinnen

Unter anderem ist es der AGJ ein zentrales Anliegen, die Bedeutung der Berufsorientierung hervorzuheben. Kinder- und Jugendhilfeträger sind aufgefordert in ihrem Wirkungsraum und in Kooperationen aktiv zu werden, um junge Menschen für einen beruflichen Weg in der Kinder- und Jugendhilfe zu gewinnen.

Des Weiteren muss die Bindung und Wiedergewinnung von Fachkräften innerhalb der Arbeitsfelder der Kinder- und Jugendhilfe im Rahmen der Personalentwicklung einen hohen Stellenwert einnehmen. Das Positionspapier zeigt verschiedene Wege auf, wie dies gelingen kann.

Seit Jahren gehört auch die Gewinnung von sogenannten Quer- und Seiteneinsteigenden zur erfolgreichen Strategie, neue Mitarbeitende für die Kinder- und Jugendhilfe zu gewinnen. Gelingensbedingungen dafür sind allerdings nach Ansicht der AGJ: Die Begleitung des Zugangs ins Berufsfeld über ein qualifiziertes Praxismentoring, eine verbesserte Kooperation der Lernorte Theorie und Praxis sowie eine auskömmliche Vergütung.

Entwicklung einer Gesamtstrategie

Um dem wachsenden Fachkräftebedarf gerecht werden und die drohende Personallücke zumindest verkleinern zu können, muss das Praxisfeld der Kinder- und Jugendhilfe nicht nur (junge) Menschen gewinnen, begeistern, qualifizieren und halten. Aus Sicht der AGJ ist es dringend geboten, punktuelle Strategien der Fachkräftegewinnung bzw. Personalent-wicklung – sowohl auf qualitativer und quantitativer Ebene – im Rahmen einer Gesamtstrategie zu bündeln und aufeinander abzustimmen. Eine solche koordinierte Strategie muss alle Handlungsfelder und angrenzenden Schnittstellen umfassen. Eine wichtige Voraussetzung ist das Eingehen von (regionalen) Verantwortungsgemeinschaften, in der sich alle Akteure – jenseits von Zuständigkeitszuweisungen – selbst in die Pflicht nehmen und die vor ihnen liegenden (regionalen) Herausforderungen angehen, entsprechende Rahmenbedingungen schaffen und Ressourcen bereitstellen.

In einer gesamtgesellschaftlichen Perspektive ist eine stärkere Wertschätzung und bessere Sichtbarkeit des Praxisfeldes der Kinder- und Jugendhilfe zentral wichtig – zu der auch eine angemessene Vergütung pädagogischer Fachkräfte gehört.

Folgende fünf Bereiche im Rahmen einer Gesamtstrategie werden im Positionspapier ausführlich erläutert. Dabei werden Maßnahmen und exemplarische Strategien benannt:

  • Politische Ziele und vorhandene Ressourcen aufeinander abstimmen
  • Verbindliche Grundsätze und Standards für Ausbildung und Studium erhalten
  • Optionen für die Erweiterung der Ausbildungskapazitäten ausloten
  • Personalentwicklung und Organisationsentwicklung gehören zusammen
  • Forschungslücken schließen

Das ausführliche und vollständige Positionspapier „Dem wachsenden Fachkräftebedarf richtig begegnen! Entwicklung einer Gesamtstrategie zur Personalentwicklung mit verantwortungsvollem Weitblick“ (PDF, 257 KB) steht zum Download auf den Seiten der AGJ zur Verfügung.

Quelle: Arbeitsgemeinschaft für Kinder- und Jugendhilfe – AGJ

Redaktion: Kerstin Boller

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