Qualifizierung

Führungs- und Managementkompetenzen im Sozial- und Gesundheitswesen mehr denn je gefragt

Die zunehmende Ökonomisierung stellt neue Qualifikationsanforderungen an das mittlere Management im Gesundheits- und Sozialwesen. Das BIBB hat die Weiterbildungslandschaft unter die Lupe genommen und ein Konzept für eine Aufstiegsfortbildung entwickelt.

08.12.2009

Im Gesundheits- und Sozialwesen gibt es aus Sicht der Arbeitgeber einen beträchtlichen Bedarf an qualifiziertem Personal für Führungs- und Managementaufgaben. Die Haupteinsatzgebiete für diese Führungskräfte im mittleren Management befinden sich insbesondere in stationären, teilstätionären und ambulanten Einrichtungen der Kranken- und Altenpflege, in größeren ambulanten medizinischen Versorgungseinrichtungen sowie in der Jugendhilfe und der Behindertenbetreuung. Aber auch in anderen größeren Einrichtungen des Sozial- und Gesundheitswesens, in denen ein „Organisations- und Systemmanagement“ benötigt wird, wird es neue Beschäftigungsmöglichkeiten für derart qualifiziertes Personal geben. Dies ist das Ergebnis einer Studie des Bundesinstituts für Berufsbildung (BIBB) zur Entwicklung einer bundeseinheitlichen Fortbildungsordnung für nichtärztliche Berufe im Gesundheits- und Sozialwesen.

Der medizinisch-technische Fortschritt, epidemiologische Veränderungen und die demographische Entwicklung mit mehr chronisch kranken und multimorbiden Patienten sowie mehr Pflegebedürftigen, aber auch der gravierende wirtschaftliche Wandel haben in den letzten Jahren Ökonomisierungsprozesse im Gesundheits- und Sozialwesen in Gang gesetzt. Diese ziehen Veränderungen in den Qualifikationsanforderungen, der Arbeitsorganisation und den Arbeitsbedingungen nach sich. Insbesondere der zunehmende Konkurrenz- und Kostendruck erfordert Strukturveränderungen und neue Formen der betrieblichen Kooperation. Gleichzeitig ist es notwendig, ein modernes Betriebs- und Kostenmanagement einzuführen. Angesichts dieser Umbrüche geraten etablierte Qualifikations- und Berufsstrukturen unter zunehmenden Veränderungsdruck und gewinnt gerade die Weiterbildung von Fach- und Führungskräften im mittleren Management eine neue Qualität.

Gegenwärtig existiert eine Vielzahl von Qualifizierungsmöglichkeiten im Bereich des mittleren Managements im Gesundheits- und Sozialwesen. Sie reichen von einer Fülle unkoordinierter Fortbildungsregelungen auf Kammerebene gemäß § 54 Berufsbildungsgesetz (BBiG) über eine Vielzahl von landes-, themen-, träger- und Einrichtungsspezifischen Weiterbildungsangeboten bis zu zahlreichen Bachelor-Studiengängen.

Vor diesem Hintergrund hat das BIBB eine Untersuchung über den Qualifizierungsbedarf, die Tätigkeitsbereiche und Aufgabenfelder sowie die künftigen Qualifikationsanforderungen für Führungskräfte im mittleren Management durchgeführt. Aufbauend auf den Ergebnissen wurde ein Konzept für eine Aufstiegsfortbildung nach § 53 BBiG erarbeitet („Geprüfter Fach­wirt/Geprüfte Fach­wirtin im Sozial- und Gesundheitswesen“).

Das neue Fortbildungsangebot richtet sich an Absolventen/-innen von anerkannten Ausbil­dungsberufen sowie von bundes- und landesrechtlich geregelten Berufen im Gesundheits- und Sozialwesen - insbesondere an Gesundheits- und Kranken­pfleger/-innen, Medizinische und Zahnmedizinische Fachangestellte, Gesundheitskaufleute, Altenpfleger/-innen sowie Beschäftigte in kaufmännisch-verwaltenden Berufen, die bereits über einen längeren Zeitraum in größeren Einrichtungen des Gesundheits- und Sozialwesens tätig waren beziehungsweise sind.

Laut BIBB-Studie werden die Schwerpunkte des Tätigkeits- und Qualifikationsprofils dieser „neuen“ Führungskräfte in der Personalwirtschaft, der Arbeits- und Organisationsentwicklung, im Kooperations-, Qualitäts- und Kostenmanagement sowie in der Planung, Verwaltung und dem EDV-Einsatz liegen. Dabei wird das entsprechend qualifizierte Personal überwiegend Sach-, Organisations- und Leitungsaufgaben wahrnehmen. Hierzu muss es auch in der Lage sein, sich auf neue Methoden und Systeme der Betriebs- und Arbeitsorganisation, der Organisationsentwicklung sowie des Personal- und Ausbildungsmanagements einzustellen.

Die Studie „Geprüfter Fachwirt/Geprüfte Fachwirtin im Sozial- und Gesundheitswesen“ ist als „Wissenschaftliches Diskussionspapier“ des BIBB (Nr. 111) erschienen. Die Veröffentlichung kann hier heruntergeladen werden.

Quelle: Bundesinstitut für Berufsbildung

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