Flucht und Migration

UNICEF: Kinder in der Migration besser schützen

Kinder, die ihre Heimat verlassen müssen, sind ohne legale und sichere Migrationswege großen Gefahren ausgesetzt. Bereits 400 Kinder sind in diesem Jahr alleine auf dem Weg entlang der zentralen Mittelmeerroute gestorben. Zum Welttag der Migration am 18. Dezember ruft UNICEF deshalb dazu auf, migrierte Kinder besser zu schützen.

18.12.2017

In zahlreichen Ländern gibt es hierfür bereits erfolgreiche Maßnahmen, auf denen aufgebaut werden kann. Ein historischer Schritt auf diesem Weg ist die Verankerung zentraler kinderrechtlicher Verpflichtungen im Rahmen des geplanten globalen Paktes für sichere, geordnete und geregelte Migration (Global Compact for Migration). Dieser soll im Herbst 2018 von den Vereinten Nationen verabschiedet werden.

Fast 50 Millionen Kinder und Jugendliche haben laut UNICEF weltweit ihre Heimat verlassen. Viele von ihnen migrieren – freiwillig und geplant - gemeinsam mit ihren Familien. Für Millionen von Kindern ist jedoch die Erfahrung der Migration nicht freiwillig und auch nicht sicher. Rund 28 Millionen Minderjährige mussten aufgrund von Konflikten ihre Heimat verlassen. Weil es keine ausreichenden sicheren und regulären Wege der Migration gibt, bleibt ihnen oft nichts Anderes übrig, als sich Menschenschmugglern anzuvertrauen und auf gefährlichen Routen große Gefahren auf sich zu nehmen.


© UNICEF/UN011166/Georgiev

Opfer von Ausbeutung und Menschenhandel

Die zentrale Mittelmeerroute von Libyen nach Italien ist hierfür ein trauriges Beispiel: Rund 15.000 unbegleitete Minderjährige haben seit Anfang 2017 Italien erreicht - oft wurden sie auf ihrem Weg Opfer von Ausbeutung und Menschenhandel. Schätzungsweise 400 Kinder starben bei dem Versuch, von Libyen über das Mittelmeer nach Italien zu kommen. Tausende weitere Kinder und Jugendliche sind auf ihrem Weg durch Libyen sexueller Gewalt, Ausbeutung, Missbrauch und Inhaftierung ausgesetzt.

„Für viele Kinder und ihre Eltern ist die Migration ein sicherer und normaler Weg ihre Lebenssituation zu verändern und zu verbessern“, erklärt Ted Chaiban, Programmdirektor von UNICEF. „Doch für unzählige Kinder bedeutet Migration ein erschreckendes Maß an Schutzlosigkeit und Gewalt. Der Weg über das Mittelmeer ist hierfür leider bezeichnend: Tausende riskieren jährlich ihr Leben, um über diesen Weg nach Europa zu gelangen. Dies passiert, weil es keine sicheren und legalen Alternativen gibt.“

Pakt für Migration als globale Chance

Im September 2016 verpflichtete die internationale Gemeinschaft sich dazu, bis Ende 2018 ein globales Rahmenwerk für sichere, geordnete und reguläre Migration zu verabschieden. Die Verhandlungen hierzu sowie die Verabschiedung des globalen „Paktes für Migration“ stellen eine einzigartige Chance für Regierungen weltweit dar, um auf der Basis der UN-Konvention über die Rechte des Kindes sowie der New Yorker Erklärung zur weltweiten Flucht und Migration das Leid dieser Kinder und Jugendlichen zu verringern. Die deutsche Bundesregierung kann und sollte hierbei eine internationale Vorreiterrolle übernehmen.

Viele nationale, regionale und lokale Regierungen – so auch Deutschland – haben bereits praktikable, humane und koordinierte Lösungsansätze zum Schutz und Wohlergehen migrierter Kinder erarbeitet, wie UNICEF in dem kürzlich veröffentlichten Report „Beyond Borders“ aufzeigt. Dazu gehören zum Beispiel Investitionen in inklusive und wirksame nationale Kinderschutzsysteme sowie in kindgerechte Aufnahmeeinrichtungen, die Unterstützung von Maßnahmen zur Familienzusammenführung, der Zugang zu medizinischer Hilfe und Schulen sowie die Schaffung von Alternativen zur Inhaftierung aufgrund des Aufenthaltsstatus.

Auch migrierte Kinder sind in erster Linie Kinder

„Migration darf Kinder nicht in Lebensgefahr bringen“, sagt Ted Chaiban. „Auch migrierte Kinder sind in erster Linie Kinder. Die Verankerung der Kinderrechte im globalen Rahmenwerk zur Migration bietet die einmalige Chance, ihre Rechte zu wahren und sie besser zu schützen.“

UNICEF fordert die internationale Gemeinschaft dazu auf, den von UNICEF entwickelten 6-Punkte Plan zum Schutz von geflüchteten und migrierten Kindern in die Tat umsetzen.

  1. Kinder auf der Flucht und in der Migration müssen vor Ausbeutung und Gewalt geschützt werden.
  2. Die Inhaftierung von Kindern aufgrund ihres Aufenthaltsstatus muss aufhören.
  3. Die Einheit der Familie muss gewahrt bleiben und jedes Kind braucht einen legalen Aufenthaltsstatus.
  4. Alle geflüchteten und migrierten Kinder müssen Zugang zu Bildung und Gesundheitsversorgung haben.
  5. Die Ursachen für die Flucht von Kindern und Jugendlichen aus ihrer Heimat müssen bekämpft werden.
  6. Fremdenfeindlichkeit und Diskriminierung müssen bekämpft werden.

Der englische Report “Beyond Borders: How to make the global compacts on migration and refugees work for uprooted children” steht auf der Webseite von UNICEF zum Download zur verfügung.

Quelle: UNICEF Deutschland vom 18.12.2017

Back to Top