Flucht und Migration

Robert Bosch Stiftung schärft Strategie: Drei gesellschaftliche Herausforderungen im Fokus

Angesichts der großen Herausforderungen in der Welt, hat sich die Robert Bosch Stiftung 2016 strategisch neu ausgerichtet und ihre Arbeit auf drei Schwerpunkte fokussiert. Konkret sind dies "Migration, Integration und Teilhabe", "Gesellschaftlicher Zusammenhalt in Deutschland und Europa" und "Zukunftsfähige Lebensräume". Im vergangenen Jahr hat die Stiftung rund 107,9 Millionen Euro (vorläufige Zahl) für gemeinnützige Zwecke aufgewendet.

01.02.2017

"Wir haben uns die Frage gestellt, welche gesellschaftlichen Herausforderungen wir als eine der großen europäischen Stiftungen aufgreifen müssen und welche Ansätze und Methoden dabei am wirksamsten sind", sagt Joachim Rogall, Geschäftsführer der Robert Bosch Stiftung.

Uta-Micaela Dürig, Geschäftsführerin der Robert Bosch Stiftung ergänzt: "Mit den drei Schwerpunkten adressieren wir große, relevante Themen. Mit den gesammelten Erfahrungen und Kenntnissen aus unseren traditionellen Fördergebieten können wir in diesen Schwerpunkten einen nachhaltigen Beitrag leisten."

Die beiden Geschäftsführer präsentierten die neue strategische Ausrichtung der Stiftung am 18. Januar 2017 auf dem Neujahrsempfang der Robert Bosch Stiftung in Berlin. Dabei zogen sie zugleich eine positive Bilanz der Stiftungsarbeit im Jahr 2016.

Integration ermöglichen, Zusammenhalt stärken

Beispielhaft für die Fokussierung auf große gesellschaftliche Fragen war das Engagement der Stiftung beim Thema Flucht. Schon Anfang 2015, bereits vor der großen Flüchtlingswelle, hat die Robert Bosch Stiftung eine hochrangig besetzte Expertenkommission zur Neuausrichtung der Flüchtlingspolitik unter Vorsitz von Armin Laschet, stellvertretender Bundesvorsitzender der CDU und ehemaliger Integrationsminister Nordrhein-Westfalens, einberufen. Im Frühjahr 2016 hat die Kommission 99 Reformvorschläge für die deutsche Flüchtlingspolitik vorgelegt. Die Ergebnisse der einjährigen Arbeit der Robert Bosch Expertenkommission wurden im April bei einem gemeinsamen Forum mit Bundespräsident Joachim Gauck vorgestellt und diskutiert. Wesentliche Anregungen sind im Integrationsgesetz berücksichtigt, das inzwischen in Kraft getreten ist. Darüber hinaus hat die Stiftung unterschiedliche Modellvorhaben in der Praxis gefördert, die zeigen, wie der gesellschaftliche Zusammenhalt in Kommunen gestärkt werden kann und Flüchtlinge an Bildung, Gesellschaft und Kultur teilhaben können.

Verstärktes Engagement in Afrika

2016 hat die Stiftung ihr Engagement in Afrika ausgebaut. Dort zeigen sich viele globale Probleme besonders stark und eindringlich. Zugleich geben ein rasantes Wirtschaftswachstum und Entwicklungen in Wissenschaft und Forschung der jungen Generation Hoffnung auf Veränderung. Mit ihrer Arbeit will die Stiftung dazu beitragen, diese Perspektiven vor Ort zu verbessern. So hat sie im März vergangenen Jahres gemeinsam mit ihrem afrikanischen Partner, dem African Institute of Mathematical Sciences AIMS, erstmals eine globale Wissenschaftskonferenz in Afrika durchgeführt. Ziel des Next Einstein Forums (NEF): Das enorme Potential afrikanischer Forscher sichtbar machen, den Wissenschaftsstandort Afrika auf der internationalen Bühne etablieren und Impulse für die Entwicklung des Kontinents geben.

Für mehr gute Schulen und eine bessere Bildung

Seit über 30 Jahren ist Bildung für die Robert Bosch Stiftung ein zentrales Thema. Ihr Hautpanliegen sind faire Startbedingungen für junge Menschen, unabhängig von Herkunft und sozialem Status. Dazu entwickelt und unterstützt sie Projekte, die die Qualität des Schul- und Betreuungssystem sichern und weiterentwickeln. Ein Projekt, das in dieser Hinsicht besonders nachhaltige Impulse setzen konnte, feierte 2016 zehnjähriges Jubiläum: Der Deutsche Schulpreis macht Schulen sichtbar, die exzellente Arbeit leisten - unabhängig von Lage und Größe, finanzieller Ausstattung und Zusammensetzung der Schülerschaft. In den vergangenen zehn Jahren hat der Wettbewerb viele zur Nachahmung ermuntert und so zur Entstehung einer Bewegung guter Schulen geführt. Dieses Potential nutzt die Deutsche Schulakademie, die mit praxisnahen Fortbildungsangeboten die Erfahrungen der derzeit über 60 Preisträgerschulen für andere Schulen und Schulträger verfügbar macht.

2016 hat die Robert Bosch Stiftung zudem gemeinsam mit fünf weiteren Stiftungen das Forum Bildung Digitalisierung ins Leben gerufen. Das Forum bringt Experten aus Praxis, Wissenschaft und Verwaltung zusammen, um ihre Erfahrungen zum digitalen Wandel in der Bildung für möglichst viele andere Bildungseinrichtungen nutzbar zu machen.

Für eine bessere Gesundheitsversorgung

Die angemessene Versorgung chronisch kranker Menschen ist bereits heute eine der zentralen Herausforderungen des Gesundheitswesens. In den kommenden Jahren wird die Zahl der chronisch und mehrfach erkrankten Menschen weiter zunehmen. Gleichzeitig stehen weniger Gesundheitsfachkräfte zur Verfügung, vor allem in strukturschwachen Regionen. Deshalb hat die Stiftung mit ihrem neuen Programm "PORT - Patientenorientierte Zentren zur Primär- und Langzeitversorgung" im vergangenen Jahr acht Initiativen dabei unterstützt, Konzepte für lokale Gesundheitszentren zu entwickeln. Sie sollen die umfassende Grundversorgung der Bevölkerung in einer Region gewährleisten und eine bessere Versorgung von chronisch kranken Menschen aus einer Hand ermöglichen. Aus den erarbeiteten Konzepten wird eine Expertenjury Anfang 2017 bis zu vier Vorschläge auswählen, die in den folgenden fünf Jahren als modellhafte PORT-Gesundheitszentren umgesetzt werden.

Die weiter stark zunehmende Zahl an Krebserkrankungen hat die Stiftung im vergangenen Jahr dazu veranlasst, gemeinsam mit dem Robert-Bosch-Krankenhaus (RBK) und der Bosch-Gruppe ein Bündnis gegen Krebs zu schließen. Zentraler Baustein ist das neue Krebsforschungszentrum (RBCT) am RBK, das in Zusammenarbeit mit dem Deutschen Krebsforschungszentrum Heidelberg (DKFZ) entsteht. Die Stiftung unterstützt den RBCT-Aufbau mit zusätzlichen Fördermitteln, über die bestehende Grundförderung des RBK für medizinische Forschungsprojekte hinaus: Insgesamt 24 Millionen Euro fließen bis 2020 gezielt in die Krebsforschung.

Eindrucksvoller Beleg für zivilgesellschaftliches Engagement

In vielen Bereichen unserer Gesellschaft übernehmen Bürger immer mehr Verantwortung, insbesondere dort, wo staatliche Institutionen an ihre Grenzen stoßen. Sie gestalten ihre Umgebung, helfen ihren Mitmenschen und opfern dafür Zeit. Dieses demokratische Handeln zu stärken, ist seit ihrer Gründung ein wesentliches Anliegen der Robert Bosch Stiftung. Dafür steht beispielhaft das Programm "Neulandgewinner - Zukunft erfinden vor Ort". Anfang Dezember hat die Stiftung 20 neue Initiativen in das Programm aufgenommen. Sie werden in den kommenden zwei Jahren mit insgesamt bis zu einer Million Euro unterstützt. Hinter den lokalen Bürgerprojekten stehen engagierte Menschen aus Ostdeutschland, die mit unkonventionellen Ideen die Lebensqualität in ihrer Umgebung verbessern wollen. Mit dem Programm hat die Stiftung seit 2013 bereits mehr als 50 Projekte aus über 1.000 Bewerbungen gefördert.

Zusammenhalt in Europa

Angesichts von Migrationsströmen und wachsendem Populismus in Europa, braucht es Räume, die einen konstruktiven Austausch über die Zukunft des Kontinents ermöglichen. Vor diesem Hintergrund hat die Stiftung 2016 gemeinsam mit der Leipziger Buchmesse den Programmschwerpunkt Europa21 veranstaltet. Schriftsteller, Wissenschaftler, Journalisten, Künstler und Vertreter der Zivilgesellschaft aus verschiedenen europäischen Ländern beschäftigten sich in Salongesprächen, dramatischen Lesungen und Autorengesprächen mit der Frage, ob und wie der Zusammenhalt in Europa künftig besser gestaltet werden kann.

Neben der Wiederauflage des Buchmesse-Schwerpunktes Europa21 wird die Stiftung im Frühjahr 2017 gemeinsam mit ihrem Partner Chatham House die Studie "Contested Legitimacy" veröffentlichen. Die Forscher untersuchen derzeit in zehn Ländern, weshalb Menschen die europäische Union skeptisch betrachten oder sogar ablehnen. Darüber hinaus startet die Stiftung ebenfalls im Frühjahr eine strategische Partnerschaft mit der renommierten amerikanischen Denkfabrik Brookings Institution. Gemeinsam werden sie Fragen der transatlantischen Politik und des Zusammenhalts in Europa untersuchen. Das Ziel der "Brookings – Robert Bosch Foundation Transatlantic Initiative" ist es, belastbare Netzwerke zwischen den USA und Europa aufzubauen und Empfehlungen für einige der drängendsten politischen Herausforderungen unserer Zeit abzugeben.

Innovative Strukturen und wirkungsorientierte Alumniarbeit

Um ihre Arbeit noch wirksamer umzusetzen und das Potential ihrer Mitarbeiter noch besser nutzen zu können, hat die Robert Bosch Stiftung im vergangenen Jahr interne Prozesse und Strukturen modernisiert und weiterentwickelt. Außerdem hat die Stiftung im Dezember 2016 die International Alumni Center gGmbH (iac Berlin) gegründet. Die neue Gesellschaft wird ihre Tätigkeit zum Januar 2017 aufnehmen. Das iac Berlin versteht sich als Kompetenzzentrum für eine wirkungsorientierte Alumniarbeit, das Akteure des Wandels sektorenübergreifend zusammenbringt. Das iac Berlin wird im Auftrag der Robert Bosch Stiftung das Bosch Alumni Network aufbauen und koordinieren.

Quelle: Robert Bosch Stiftung vom 19.01.2017

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