Flucht und Migration
Migration und Integration: bayerisch-tschechisches EU-Projekt der Universitäten Bayreuth und Pilsen
Neue Herausforderungen auf den Gebieten Migration und Integration können die europäischen Nationalstaaten nicht unabhängig voneinander lösen. Daher wollen die Universität Bayreuth und die Westböhmische Universität Pilsen für den bayerisch-tschechischen Grenzraum Lösungsstrategien entwickeln, die für andere Grenzregionen in Europa als Vorbild dienen können.
07.08.2017
Dabei wollen sie den grenzüberschreitenden Austausch zwischen Wissenschaft, Politik, Verwaltung und Zivilgesellschaft stärken, den Dialog zwischen Bürgern und Institutionen verbessern und sich für die praktische Umsetzung der Forschungsergebnisse einsetzen. Das Vorhaben wird im Rahmen der Europäischen Territorialen Zusammenarbeit (INTERREG V) aus dem Europäischen Fonds für regionale Entwicklung (EFRE) gefördert. Es hat ein Gesamtvolumen von rund 500.000 Euro, davon entfallen 241.000 Euro auf die Universität Bayreuth.
Akteure ins Gespräch bringen
Die beiden Partneruniversitäten sind sich darin einig, dass staatliche und nicht-staatliche Einrichtungen in der bayerisch-tschechischen Grenzregion ihre Zusammenarbeit intensivieren müssen, um künftig auf steigende Einwanderung und neue Integrationsaufgaben vorbereitet zu sein. Die beteiligten Akteure in Politik und Gesellschaft ins Gespräch zu bringen und darauf hinzuwirken, dass sie ihre Entscheidungen und Maßnahmen dauerhaft aufeinander abstimmen, ist ein zentrales Ziel des Projekts. Diesem Ziel sollen auch ‚Best Practices‘ für den Umgang mit Einwanderung und Integration dienen, die die Forschergruppen gemeinsam herausarbeiten werden. An der Westböhmischen Universität Pilsen sind das Center of African Studies, die Abteilung für Studien des Nahen Ostens sowie das Central European African Studies Network (CEASN) an dem Vorhaben beteiligt, an der Universität Bayreuth bringen das Geographische Institut, das Institut für Afrikastudien und die Bayreuther Graduiertenschule für Afrikastudien (BIGSAS) ihre Expertise ein.
Kompetenzen grenzüberschreitend bündeln
„Beide Universitäten verfügen auf den Gebieten Migration und Integration über hervorragende Kompetenzen, die jetzt erstmalig unter einem grenzüberschreitenden Dach zusammengeführt werden“, erklärt Prof. Dr. Martin Doevenspeck, der das Projekt seitens der Universität Bayreuth koordiniert und zusammen mit dem wissenschaftlichen Mitarbeiter Nicolai Teufel entwickelt hat. Sowohl in Mittel- und Osteuropa als auch im subsaharischen Afrika hat er sich über viele Jahre mit sozialen und wirtschaftlichen Entwicklungen in Grenzräumen befasst. „Grenzregionen in Europa waren und sind infolge steigender Zuwanderung besonders stark von sozialen Herausforderungen betroffen. Zugleich machen sich hier die Konsequenzen der oft kurzfristig getroffenen Maßnahmen, die nationale Grenzen für Migranten weniger durchlässig machen sollen, mehr als anderswo bemerkbar – beispielsweise auch auf dem Arbeitsmarkt. Deshalb brauchen wir gerade für die europäischen Grenzräume modellhafte Strategien, die wir mit unseren tschechischen Partnern entwickeln wollen“, sagt Prof. Doevenspeck.
Wissenstransfer in die Praxis
Nicolai Teufel, der sich als Doktorand auf Grenzforschung in Ostmitteleuropa spezialisiert hat, ergänzt: „Der Wissenstransfer in die Praxis ist ein zentraler Aspekt des gemeinsamen Vorhabens. Wir konnten dafür auf beiden Seiten namhafte Partner aus der Praxis gewinnen, unter anderen das Polizeipräsidium Oberfranken, das Diakonische Werk Weiden, das Innenministerium der Tschechischen Republik, die NGO ‚Menschen in Not‘ und den Caritas-Verband in Pilsen.“
Die Projektpartner in Bayreuth und Pilsen planen daher für die kommenden drei Jahre eine Vielzahl von Fachtagungen und Workshops, an denen bayerische und tschechische Experten aus Wissenschaft, Politik und staatlicher Verwaltung ihre spezifischen Erfahrungen austauschen und konkrete Handlungsempfehlungen erarbeiten. Darüber hinaus sind Lehrveranstaltungen an bayerischen und tschechischen Schulen sowie an beiden Universitäten vorgesehen. Ein gemeinsames Wissenszentrum an den Universitäten Bayreuth und Pilsen soll künftig als zentrale Anlaufstelle für Migrations- und Integrationsfragen dienen und zugleich ein Ausgangspunkt für weitere Kooperationen im bayerisch-tschechischen Grenzraum sein.
Interessierte Organisationen, die im Bereich Migration und Integration tätig sind und an Workshops und Veranstaltungen im Rahmen des Projekts teilnehmen möchten, können sich unverbindlich bei den Projektverantwortlichen melden.
Quelle: Universität Bayreuth
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