Kinder- und Jugendschutz

Neue Grundschulstudie: Medienkompetenzförderung und Medieneinsatz sind keine Nischenthemen mehr

Neuartige Lehr- und Lernmedien sind noch nicht optimal in den Unterricht integriert. Auch die kritische Auseinandersetzung mit der medialen Lebenswelt der Schüler/-innen ist deutlich ausbaufähig. Zu diesen Ergebnissen kommt eine neu vorgestellte Studie.

25.04.2013

Durchgeführt wurde die Studie von den Forscherinnen und Forscher des Institut für Informationsmanagement Bremen (ifib), die in Kooperation mit der Johannes Guttenberg-Universität Mainz (JGU) im Auftrag der Landesanstalt für Medien Nordrhein-Westfalen (LfM) im vergangenen Jahr die Medienintegration an Grundschulen untersucht hatten. Die Studie wurde heute (24. April) im Rahmen einer Tagung in Düsseldorf vor 120 Fachgästen vorgestellt.

Im Zentrum der Forschungsarbeiten stand die Frage, wie der Einsatz von Medien und die Vermittlung von Medienkompetenz in der Grundschule konkret aussehen. Sie konnte anhand verschiedener Leitfragen beantwortet werden: Welche Einstellung haben Lehrkräfte zum Einsatz von Medien als Lehr- und Lernmittel sowie zur Förderung von Medienkompetenz? Über welche Qualifikation und welches Wissen verfügen sie zu diesen Themen? Wie sieht die konkrete Umsetzung im Unterricht aus? Wie sind die Schulen in Bezug auf Medien ausgestattet? Welche Qualifizierungsangebote werden in der Ausbildung und der Fortbildung zur Vermittlung von Medienkompetenz gemacht?

Medienintegration kein Selbstläufer - das klassische Schulbuch noch immer Favorit

Medienintegration in der Grundschule ist heute kein Nischenthema mehr. Die Forscher konnten zeigen, dass die Beschäftigung, besonders mit digitalen Medien, in den letzten zehn Jahren deutlich an Bedeutung gewonnen hat. Allerdings sind die Unterschiede zwischen den Grundschulen in NRW sehr groß. Ob und auf welche Weise Medien in den schulischen Alltag integriert werden, hängt vom Standort, Zugangsvoraussetzungen, Schulkultur, medienpädagogischer Kompetenz und insbesondere auch von der Einstellung und Orientierung der jeweiligen Schulleitung und Lehrkräfte ab.

Um die Lehrerinnen und Lehrer beim Thema Medienbildung zu unterstützen, solle der vielfältige Medieneinsatz schon in der Lehrerausbildung thematisiert werden und die technische Ausstattung in Schulen sichergestellt werden, so die Wissenschaftler. Neben dem Schulbuch arbeiten Grundschullehrkräfte am häufigsten mit traditionellen Medien wie Tafel, Aufgabenblättern und Postern. Digitale Medien haben einen vergleichsweise geringeren Stellenwert für den Unterricht – weder als Informationsquelle noch in Bezug auf die Thematisierung von Medieninhalten. Viele Lehrkräfte betonen auch, dass sie sich nicht ausreichend vorbereitet und fortgebildet fühlen, um digitale Medien im Unterricht einzusetzen und zu thematisieren. Das verweist auf Verbesserungspotential in der Lehrerausbildung und -fortbildung.

Prof. Dr. Stefan Aufenanger spricht sich deswegen für eine verbindliche Einbindung von Medienbildung in die Aus- und Weiterbildung von Lehrkräften aus: „Medienbildung muss ein zentraler Bestandteil in der ersten und zweiten Phase der Lehrerausbildung werden. Bei Fortbildungsangeboten ist es wichtig, dass diese dabei helfen, eine differenzierte Haltung gegenüber der Medienwelt der Kinder zu entwickeln.“ Medieneinsatz im Grundschulunterricht dürfe auch keinesfalls als Selbstläufer verstanden werden. Zwar wüchse eine „medienaffinere Lehrergeneration nach“, die jedoch nicht alleine strukturelle Missstände auffangen können, sondern vielmehr Gefahr liefe, in alte Strukturen hinein zu wachsen.

Neben inhaltlichen und strukturellen Herausforderungen sieht Prof. Dr. Andreas Breiter, Leiter der Studie, vor allem die Ausstattung der Schulen als wichtigen Ausgangspunkt für erfolgreiche Medienintegration: „Nur wenn in den Schulen entsprechende IT- und Medienausstattung gegeben ist, haben die Lehrkräfte die Möglichkeit diese auch im Unterricht einzusetzen. Aber die Ausstattung alleine reicht nicht aus: Um einen einfachen Zugang für die Lehrerinnen und Lehrer zu den Geräten zu ermöglichen, müssen entsprechende Unterstützungsangebote bei der Wartung und anderen Dingen gegeben werden. Nicht zu vergessen die Anschaffung brauchbarer Lern- und Unterrichtsmedien.“

Mehr Medienbildung durch den Medienpass NRW

Eine weitere Forderung der Wissenschaftler ist die verbindliche Einbindung von Medienbildung in die Lehrpläne und Kerncurricula. Die Initiative Medienpass NRW, die zeitgleich zu der Erhebung eingeführt wurde, so dass Effekte im Rahmen der Studie noch nicht erfasst werden konnten, stellt laut den Forschern eine gute Ausgangsbasis dafür dar. LfM-Direktor Dr. Jürgen Brautmeier: „Als Partner des Medienpass NRW freuen wir uns natürlich sehr, dass wir mit diesem Angebot schon auf einem gutem Weg sind. Wir werden die Ergebnisse und Handlungsempfehlungen der Studie nun auswerten, um unsere Angebote für die Grundschule weiter zu optimieren. Darüber hinaus hoffen wir mit der vorliegenden Studie allen Akteuren im Bereich der Grundschule Impulse zu geben, die Medienintegration in der Grundschule auf eine breite und nachhaltige Basis zu stellen.“ Brautmeier verwies ebenfalls auf den Gesamtzusammenhang zwischen familiärer und schulischer Medienerziehung: „Die LfM ist im Bereich der Medienforschung breit aufgestellt und bemüht, für jeden Ort der Medienerziehung fundierte Empfehlungen zu liefern. Die LfM-Familienstudie und die LfM-Grundschulstudie zeigen, dass sowohl Elternhaus als auch Schule bei der Förderung der Medienkompetenz gefragt sind. Beide möchten wir bei dieser Herausforderung unterstützen.“

Quelle: Landesanstalt für Medien Nordrhein-Westfalen (LfM) vom 24.04.2013

Redaktion: Kerstin Boller

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