Kinderschutz

Thüringens Runder Tisch Kindesmisshandlung/ Kindesmissbrauch hat sich konstituiert

Die Thüringer Ministerin für Soziales, Familie und Gesundheit, Heike Taubert, hat gestern in Erfurt die konstituierende Sitzung des „Arbeitskreises Kindesmisshandlung/Kindesmissbrauch in ehemaligen DDR-Kinderheimen und Jugendwerkhöfen“ geleitet.

09.06.2010

Dazu waren Vertreter der evangelischen und katholischen Kirche, des Opfervereines „Weißer Ring“, des Thüringischen Landkreistages, des Gemeinde- und Städtebundes Thüringen, der LIGA der Freien Wohlfahrtspflege, des Innen-, Bildungs- und Justizministeriums sowie die Landesbeauftragte für die Stasiunterlagen Hildigund Neubert, die Ärztin für Psychiatrie und Psychotherapie Dr. Ruth Ebbinghaus und die Jenaer Sozialwissenschaftlerin Prof. Birgit Bütow eingeladen.

Die Thüringer Sozialministerin sagte nach der zweistündigen Sitzung: „Das war ein guter Auftakt. Ein Ziel der Expertenrunde ist es, sich sachlich, differenziert und offen mit Kindesmisshandlung und Kindesmissbrauch in ehemaligen DDR-Kinderheimen und Jugendwerkhöfen auseinanderzusetzen. Dazu werden wir eine Arbeitsgruppe zum Themenfeld der Aufarbeitung bilden. Dort sollen zum einen Betroffene gehört werden und so die Möglichkeit bekommen, ihre persönliche Geschichte aufzuarbeiten. Daneben soll aber auch über eine mögliche historische Aufarbeitung beraten werden.

Eine weitere Arbeitsgruppe wird sich gezielt mit Möglichkeiten von Intervention und Prävention beschäftigen. Damit sollen in Zukunft schwerwiegende Fälle von Missbrauch und Misshandlung in Heimen, aber auch in Familien möglichst vermieden werden. Hierzu gab es seitens der beteiligten Institutionen bereits Vorschläge und auch Erfahrungen, die diskutiert, gebündelt und transportiert werden müssen.“ 

Taubert ermutigte die Opfer, ihre Geschichte zu erzählen. „Viele haben lange schweigen müssen, meist aus Scham und Angst. Ich hoffe, dass die Opfer von Missbrauch und Misshandlung jetzt ihre Stimme wiederfinden und sich vertrauensvoll an das Landesjugendamt im Thüringer Sozialministerium wenden. Wer über die schlimmen Erlebnisse in Kindheit und Jugend reden will, findet hier ein offenes Ohr. Zudem werden wir versuchen, konkrete Hilfe zu vermitteln - etwa erfahrene Psychologen bzw. Psychotherapeuten.“ 

Im November soll der „Arbeitskreises Kindesmisshandlung/Kindesmissbrauch in ehemaligen DDR-Kinderheimen und Jugendwerkhöfen“ wieder tagen. In der Zwischenzeit sollen direkt nach der Sommerpause die zwei Arbeitsgruppen tätig werden. 

Als Anhang noch die derzeitigen Erkenntnisse des Landesjugendamtes zur Situation in der ehemaligen DDR:

1990 gab es nach unserer Kenntnis auf dem Territorium des jetzigen Freistaats Thüringen

- 79 Kinderheime

- 6 Spezialkinderheime

- 8 Jugendwerkhöfe und

- 3 Durchgangsheime.

Insgesamt gab es also zu diesem Zeitpunkt 96 Einrichtungen der Jugendhilfe. Davon sind 5 Einrichtungen in Trägerschaft der katholischen Kirche bekannt.

Die Daten (Stichtag 8. Juni 2010) beruhen auf der Zusammenstellung der Rückmeldungen der Thüringer Jugendämter und haben keinen Anspruch auf Vollständigkeit. Es gibt zu diesen Daten keine (bekannten) statistischen Erhebungen.

Eine Aussage zu den belegten Plätzen in 1990 kann nicht getroffen werden, da es auch hier keine nachvollziehbaren statistischen Erhebungen gibt.

2010 existieren im Freistaat Thüringen 140 (Haupt)Einrichtungen (mit ca. 457 Nebeneinrichtungen) der betriebserlaubnispflichtigen Einrichtungen der Erziehungshilfe. Diese Einrichtungen werden von 112 verschiedenen Trägern der Jugendhilfe betrieben. 

In diesen betriebserlaubnispflichtigen Einrichtungen der Erziehungshilfe werden insgesamt ca. 3659 Plätze vorgehalten. Mit Stichtag 1. Dezember 2009 waren in den betriebserlaubnispflichtigen Einrichtungen der Erziehungshilfe ca. 3011 Kinder und Jugendliche untergebracht.

Herausgeber: Thüringer Ministerium für Soziales, Familie und Gesundheit - Landesjugendamt

ik

 

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