Kinderschutz
Systemischer Kinderschutz – Empfehlungen des Fachverbands DGSF
Die fachliche Kinderschutzpraxis dürfe nicht vornehmlich auf mehr Kontrolle setzen, sondern benötige dialog- und hilfeorientierte Verfahren, fordert die Deutsche Gesellschaft für Systemische Therapie, Beratung und Familientherapie (DGSF) in einer umfassenden Broschüre zum systemischen Kinderschutz. Die Broschüre wird auf der Wissenschaftlichen Jahrestagung des Fachverbandes vom 19. bis 21. September 2019 in Hamburg vorgestellt.
16.09.2019
Es gibt keinen allumfassenden Kinderschutz, auch nicht mit noch so ausgefeilten Checklisten oder Handlungsmanualen. Ein wirksamer Kinderschutz darf nicht vorwiegend auf stärkere Kontrolle setzen. Er sollte vielmehr dialog-, und hilfeorientiert sein, muss die Lösungsideen der betroffenen Familien ernst nehmen und sie bei Gefährdungseinschätzungen aktiv beteiligen. Das sind zentrale Aussagen einer fast 100-seitigen Broschüre „Systemischer Kinderschutz“, die die Deutsche Gesellschaft für Systemische Therapie, Beratung und Familientherapie (DGSF) zu ihrer am 19. September beginnenden Jahrestagung in der Universität Hamburg vorlegt.
Fachliche Kinderschutzpraxis nicht verengen
Das Thema Kinderschutz gerate vor allem durch dramatische Kinderschutzfälle in die öffentliche Diskussion, die die fachliche Kinderschutzpraxis zu verengen drohe. Es nähmen fachliche und fachpolitische Tendenzen zu, den Schutz von Kindern und Jugendlichen auf technokratisches und auf Kontrolle ausgerichtetes Handeln zu verkürzen, was einen „achtsamen und hilfeorientierten“ Kinderschutz erschwere, so der Fachverband in seiner Broschüre. DGSF-Vorsitzender Dr. Björn Enno Hermans schreibt in seinem Vorwort: „Systemischer Kinderschutz bedeutet für mich, den Kontext und die Wechselwirkungen der Situation eines Kindes angemessen zu berücksichtigen und alle relevanten Personen und Institutionen einzubeziehen“.
„Leitplanken“ für einen systemischen Kinderschutz
Die Broschüre beschreibt „Leitplanken“ eines systemischen Kinderschutzes, die „Systemische Sozialraumorientierung“ und Kinderschutz als Elternrecht. Von der Kindeswohlgefährdung vor der Geburt über Kinderschutz für ältere Kinder und Jugendliche bis zum Schutz in Institutionen werden die verschiedensten Aspekte des Themas berücksichtigt. Auch die Rolle der Medizin im Kinderschutz wird systemisch betrachtet. Ein Anhang mit systemischen Arbeitsmethoden – wie aufsuchende Familientherapie, Multifamilienarbeit, Familienrat oder „Kidstime“ – die Nennung von Ansprechpartnern sowie die Verlinkung zu Arbeitshilfen und Fachbeiträgen erhöhen den praktischen Nutzen der Veröffentlichung für Fachkräfte im Kinderschutz.
Weiterführende Informationen
Auf der Website der DGSF ist ein Forum für Rückmeldungen zu der Broschüre sowie weitere fachliche Expertise eingerichtet. Die Broschüre soll im Dialog mit der Fachöffentlichkeit weiterentwickelt werden – ein ergänzendes Kapitel zum Kinderschutz bei sexueller Gewalt ist bereits in Vorbereitung und wird in Kürze auf der DGSF-Webseite zum Kinderschutz veröffentlicht. Weitere Informationen: www.dgsf.org/themen/systemischer-kinderschutz
Die DGSF-Broschüre „Systemischer Kinderschutz - Kontexte, Wechselwirkungen und Empfehlungen“ (PDF 2,5 MB) steht ebenfalls dort als Download zur Verfügung.
Weitere Informationen zur Wissenschaftlichen Jahrestagung der DGSF vom 19. bis 21. September in der Universität Hamburg finden sich unter www.dgsf-tagung-2019.de.
Quelle: Deutsche Gesellschaft für Systemische Therapie, Beratung und Familientherapie (DGSF) vom 16.09.2019
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