Kinderschutz

Schleswig-Holstein: Kinderschutzbund und Landesjugendring warnen vor "existenzbedrohendem Raubbau am Ehrenamt"

Der Kinderschutzbund Schleswig-Holstein weist in einer gemeinsamen Stellungnahme mit dem Landesjugendring Schleswig-Holstein darauf hin, dass die geplanten Kürzungen des Landes in der Kinderschutz- und Jugendarbeit die Lebens- und Entwicklungsbedingungen von Kindern und Jugendlichen beeinträchtigen. In den Jahren 2011 und 2012 ist geplant bei der Unterstützung der Ehrenamtlichen, im Kinderschutz und in der Jugendarbeit rund 30 % der Landesförderung zu streichen. Sollten die Kürzungen in den Folgejahren fortgesetzt werden, so die beiden Verbände, würden Kinderschutz- und Jugendverbandsstrukturen auf Landesebene in etwa sechs Jahren nicht mehr existieren.

22.10.2010

In der Stellungnahme wird unterstrichen, dass das Ehrenamt nicht alleine vom Engagement lebe, sondern funktions- und leistungsfähige Strukturen beötige. Landesjugendring und Kinderschutzbund sehen in ihrem Netz von Ehrenamtlichen für den Kinderschutz und die Jugendarbeit für für das Land unverzichtbare Strukturen.

So stünden beim Kinderschutzbund Schleswig-Holstein ehrenamtliche Vorstände in Verantwortung für 30 Orts- und Kreisverbände, die vor Ort Beratungsstellen, Kinderhäuser, Schularbeitenhilfen, Familienhilfe, Kinder- und Jugendtelefone u.a.m. zur Verfügung stellten, um Kindern in Not zu helfen und sie vor Gewalt zu schützen. Ehrenamtliche Familienhelfer, ehrenamtliche Schularbeitenhelfer, ehrenamtliche BeraterInnen am Sorgentelefon - sie alle stützten neben hauptamtlichen Fachkräften ein großes Kinderschutznetz in Schleswig- Holstein. Auf dieses Engagement ist das Land angewiesen, um Kinder und Familien gut unterstützt zu wissen. So erreiche z.B. das Kinder- und Jugendtelefon jedes Jahr 40.000 Anrufe von Kindern und Jugendlichen. Rund 200 Ehrenamtliche sorgten dafür, dass diesen Kindern jemand zuhöre und Ihnen bei Ihren Sorgen und Nöten helfe.

Es sei davon auszugehen, dass die geplanten Kürzungen beim Landesjugendring (29,7 %) und den Jugendverbänden (23,4 %) in den nächsten zwei Jahren dazu führen würden, dass die Verbände und der Landesjugendring ihre Rolle als Qualitätssicherer in ihren Untergliederungen auf Orts- und Kreisebene nur noch mit Einschränkungen wahr nehmen könnten. Das träfe vor allem auch den ländlichen Raum, in dem Jugend- und Sportverbände oft die einzigen Anbieter in der Jugendarbeit seien. Es stelle sich die Frage, welche Kinder und Jugendlichen noch an einer Ferienfreizeit oder an einer Gruppenstunde teilnehmen könnten, wenn es keine Ehrenamtlichen zum Beispiel in der Landjugend, bei der Jugendfeuerwehr oder in der kirchlichen Jugendarbeit gäbe. Die beabsichtigten Kürzungen würden für die Teilnehmenden zu einer Verteuerung bei den Seminaren und Aus- und Fortbildungen für Jugendleiter und Jugendleiterinnen führen. Durch weniger Aktivitäten, weniger und teurere Fortbildungen würde die Mitarbeit in den Jugendverbandsstrukturen absehbar unattraktiver für viele Ehrenamtliche.

Die Verbände weisen darauf hin, dass nach den Ergebnissen des Bundesbildungsberichtes „Bildung in Deutschland 2010“ die Verkürzung der gymnasialen Oberstufe von 8 auf 9 Jahre bereits jetzt dazu geführt habe, dass sich 10 % weniger Gymnasiasten ehrenamtlich engagierten. Um einen weiteren Einbruch beim ehrenamtlichen Nachwuchs zu verhindern, bzw. ihn sogar auszugleichen, müssten jetzt erst recht besondere Aktivitäten in der Ehrenamtsförderung unternommen werden. Die Landesregierung kürze hingegen bei den Ausgaben, die das Ehrenamt für junge Menschen attraktiv machten: In der Fortbildung, Beratung und Unterstützung durch Hauptamtliche. Letztlich riskiere die Landesregierung damit eine Auszehrung des Ehrenamts und nehme den Zusammenbruch dieser wesentlichen Struktur bürgerschaftlichen Engagements in Kauf, innerhalb derer rund 100.000 Schleswig-Holsteiner aktiv seien.

Kinderschutzbund und Landesjugendring fordern in ihrer Stellungnahme eine ausreichende staatliche Förderung, um weiterhin durch Fortbildung, Qualifizierung und Beratung ihre Mitglieder in den Orts- und Kreisverbänden zu stärken, damit diese motiviert und sicher ihr Ehrenamt ausüben könnten. Alexandra Ehlers, Vorsitzende des Landesjugendrings, und Irene Johns, Vorsitzende des Kinderschutzbundes Schleswig-Holstein, erklärten zur Bedrohung des Ehrenamts durch die Kürzungen in der Kinder- und Jugendarbeit: „Wenn die hauptamtliche Unterstützung der Ehrenamtlichen eingeschränkt wird, werden viele Ehrenamtliche ihre Arbeit abbrechen und ihre Ämter niederlegen, weil sie sich zu wenig unterstützt oder sogar überfordert fühlen. Eine ehrenamtliche Tätigkeit beim Kinderschutzbund oder beim Jugendverband verschafft nicht in erster Linie einen persönlichen Vorteil, sondern ist getragen von dem meist sehr idealistischen Wunsch, etwas für Kinder und Jugendliche zu tun. Und wir brauchen dringend diese engagierten Menschen. Diese ehrenamtlich Engagierten wiederum sind angewiesen auf hauptamtliche Beratung, Unterstützung und Fortbildung, um ihr Engagement für Kinder und Jugendliche zu halten. Wir kommen nicht als Bittsteller, sondern wir stärken für relativ geringe Finanzbeträge ein großes Netz von ehrenamtlichen Bürgern, die sich für das Wohl und gute Startchancen von Kindern und Jugendlichen in Schleswig-Holstein engagieren.“

Mehr Informationen:

http://www.kinderschutzbund-sh.de/presse10/PM%20Kinderschutzbund%20und%20LJR%20warnen%20vor%20Raubbau%20am%20Ehrenamt%20211010.pdf

Quelle: Gemeinsame Stellungnahme des Kinderschutzbundes und des Landesjugendrings zu den Kürzungen in der Kinderschutz- und Jugendarbeit

 

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