Kinderschutz

Missbrauchsbeauftragter der Bundesregierung trifft Betroffenen-Initiativen zum ersten Jour Fixe

Berlin, 27.01.2012. Der Unabhängige Beauftragte für Fragen des sexuellen Kindesmissbrauchs, Johannes-Wilhelm Rörig, hat Betroffenen-Initiativen zu einem intensiven Gesprächsaustausch nach Berlin eingeladen, um mit Ihnen die Schwerpunktthemen zu identifizieren, die auch nach Ende des Runden Tisches „Sexueller Kindesmissbrauch“ im Vordergrund der weiteren Arbeit stehen sollen.

27.01.2012

Die Gespräche werden in regelmäßigen Abständen fortgeführt, geplant sind rund drei Jour Fixe pro Jahr.  Heute haben elf Betroffenen-Initiativen mit jeweils bis zu zwei Vertreterinnen und Vertretern an der Sitzung teilgenommen.
„Ohne die strukturierte Rückkoppelung mit engagierten Betroffenen fehlt die entscheidende Fachexpertise“, so Johannes-Wilhelm Rörig im heutigen Pressegespräch, „bei den aufgeworfenen Problemfeldern sehe ich großen Bedarf, diese in weitere Fachrunden zu tragen und sie in die politische und gesellschaftliche Diskussion einfließen zu lassen.“ Hierzu zählen laut Rörig insbesondere: Änderung der strafrechtlichen Verjährungsfristen (die Positionen unter den teilnehmenden Betroffenen-Initiativen reichen hier von der Abschaffung bis zur Verlängerung) und die weitere Aufarbeitung des zum Teil jahrelangen sexuellen Kindesmissbrauchs in vielen Institutionen sowie die Anerkennungs- und Wiedergutmachungsleistungen der Institutionen, in denen sexueller Missbrauch an Kindern und Jugendlichen stattgefunden hat. Um diese brennenden Themen weiter fachlich zu begleiten und auch in die öffentliche Diskussion zu bringen, ist ein hochrangiger Fachbeirat vom Unabhängigen Beauftragten berufen worden, in dem auch Vertreterinnen und Vertreter von Betroffenen-Initiativen ihren Sitz haben werden. Der Fachbeirat wird die Arbeit des Unabhängigen Beauftragten begleiten, aber auch Schwerpunktthemen in Hearings vertiefen. Auch die ehemalige Unabhängige Beauftragte, Dr. Christine Bergmann, ist Mitglied des Fachbeirats, der im März das erste Mal zusammentreffen wird.
„Die Gefahren und Folgen sexuellen Kindesmissbrauchs dürfen nach Ende des Runden Tisches nicht aus der öffentlichen Diskussion verschwinden“, betonte Rörig, „die vielen Betroffenen-Initiativen, die hier heute zusammenkommen sind, und der konstruktive und vielseitige Dialog, der heute miteinander geführt wurde, machen deutlich, wie wichtig es ist, dass Betroffene umfassend Gehör finden und in die weiteren Prozesse als Expertinnen und Experten eingebunden werden“. Das große Engagement der Betroffenen sei auch ein Appell an Politik und Gesellschaft, den jetzt anlaufenden Umsetzungsprozess der vom Runden Tisch erarbeiteten Maßnahmen aktiv zu unterstützen, damit das Brechen des Schweigens, das vor genau zwei Jahren mit der Aufdeckung der Missbrauchsfälle im Canisius-Kolleg begonnen habe, nicht umsonst gewesen sei.

„Wir sind leider noch weit davon entfernt, dass geschützte Orte für Kinder, sei es in Einrichtungen oder in der Familie, Mädchen und Jungen umfassenden Schutz vor sexualisierter Gewalt bieten“, sagte Rörig zum Abschluss des rund fünfstündigen Jour Fixe. Der Runde Tisch habe mit seinem Abschlussbericht eine Vielzahl guter Empfehlungen unterbreitet, aber dadurch alleine verbessere sich der Schutz vor sexualisierter Gewalt für Kinder noch nicht. Deshalb gehe es jetzt in den Jahren 2012 und 2013 auch um die konsequente und flächendeckende Einführung und Weiterentwicklung von Schutz- und Interventionskonzepten. Alle Verbände, Kirchen, Kommunen, Länder und der Bund stehen in der Verantwortung und Pflicht, die Umsetzung der Empfehlungen voranzutreiben. Rörig beabsichtigt, noch bis Sommer dazu ein Monitoring zu entwickeln und in den Jahren 2012 und 2013 repräsentative Befragungen durchzuführen. Ende 2012 soll dann erstmals berichtet werden, ob die Empfehlungen des Runden Tisches umgesetzt werden – oder die Empfehlungen Papier geblieben sind.

Quelle: Unabhängiger Beauftragter

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