Kinderschutz
Hamburger Sozialbehörde und Hochschule für angewandte Wissenschaften starten Projekt gegen häusliche Gewalt
Ziel des von der Sozialbehörde geförderten und von der Hamburger Hochschule für angewandte Wissenschaften (HAW) durchgeführten Projekts ist es, dem Problem der häuslichen Gewalt zu begegnen. Dabei soll der Nachbarschaft - im Fall des Pilotprojektes den Bewohnerinnen und Bewohnern von Steilshoop - eine besondere Bedeutung zukommen.
21.06.2010
Die Menschen im Stadtteil sollen durch eine gezielte Öffentlichkeitsarbeit sowie durch Schulungen für die Anzeichen von häuslicher Gewalt sensibilisiert und zum Handeln motiviert werden. Mit einem solchen sozialräumlich-nachbarschaftlichen Ansatz hat beispielweise die Stadt Boston in den USA messbare Erfolge erzielt. Inwieweit ein solches Projekt auch in Hamburg probates Mittel zur Eindämmung häuslicher Gewalt sein kann, das soll das Pilotprojekt von BSG und HAW herausstellen.
„Häusliche Gewalt ist ein großes Problem in allen gesellschaftlichen Schichten und darf nicht geduldet werden. Dass Mitmenschen im Lebensumfeld hinsehen und sich auch einmischen und helfen, ist deshalb unglaublich wichtig“, so Sozialsenator Dietrich Wersich. „Neben den staatlichen Einrichtungen wie Polizei, Justiz oder den Stellen des Opferschutzes wurde den Menschen im Stadtteil als zusätzliche Instanz bisher zu wenig Aufmerksamkeit geschenkt. Das wollen wir jetzt ändern!“
Hinsehen und helfen kann jeder: die Mitbewohner aus dem gleichen Haus, der Kioskbetreiber um die Ecke, die Pastorin, der Inhaber eines Gemüseladens und auch die Jugendhausmitarbeiterin. Nachbarn und Nachbarinnen sind in Krisensituationen schnell erreichbar und können kurzfristig helfen und unterstützen.
Internationale Erfahrungen belegen, dass der Nachbarschaft beim Schutz von Betroffenen sowie zur Eindämmung von häuslicher Gewalt eine wichtige Funktion zukommt. Die US-amerikanische Organisation „Close to Home“ aus Boston verfügt über langjährige Erfahrungen und Knowhow mit einem solchen gemeinwesenorientierten Ansatz, den Hamburg sich jetzt zu Nutze machen will.
Projektleiterin Prof. Dr. Sabine Stövesand von der HAW: „Ich freue mich, dass wir nun beginnen können, die Lücke zu schließen, die meines Erachtens auf der Ebene der Interventionen und Maßnahmen bisher besteht. Mit dem Pilotprojekt wird ein erster Schritt getan. Hamburg übernimmt hier bundesweit eine Vorreiterfunktion.“
Was wird konkret vor Ort passieren?
Die Auseinandersetzung mit dem Thema „häusliche Gewalt“ soll angeregt werden, z.B. über Informationsstände beim Stadtteilfest oder durch die Präsentation der Ausstellung „Herzschlag“, die sich als Wanderausstellung schon im gesamten Bundesgebiet bewährt hat. Der Besuch der Ausstellung soll dazu ermuntern, gemeinsam mit anderen, eine Diskussion über Partnerschaftsgewalt anzukurbeln.
Zentrales Element des Projektes ist eine aktivierende Befragung. Um ein breites Bewusstsein für die Problematik zu schaffen und gleichzeitig Multiplikatoren/innen zur Mitarbeit zu gewinnen, sollen hunderte von Gesprächen mit Experten/innen aus dem Stadtteil und mit Bewohner/innen geführt werden. Interessierte Schlüsselpersonen haben im Anschluss die Chance an Weiterbildungen teilzunehmen und könnten den Kern nachbarschaftlicher Unterstützungsgruppen bilden.
Geplant sind weiterhin eine gezielte Öffentlichkeitsarbeit, das Erstellen entsprechender Materialien („Werkzeugkisten“), die Gründung eines Stadtteilbündnisses, sowie eine Abschlussveranstaltung, auf der die Ergebnisse des Projektes präsentiert werden.
Als Kooperationspartner konnten das Stadtteilbüro der Lawaetz-Stiftung sowie kirchliche Vertreterinnen und stadtteilnahe Projekte und Einrichtungen, wie das Jugendhaus und die Elternschule gewonnen werden.
Die Hamburger Sozialbehörde fördert das Projekt mit 18.000 Euro.
Herausgeber: Behörde für Soziales, Familie, Gesundheit und Verbraucherschutz der Freien und Hansestadt Hamburg - Landesjugendamt
Termine zum Thema
-
11.04.2024
„Das bringe ich wieder in Ordnung!“ Die Wiedergutmachung im Kontext der Schule und Jugendhilfe
-
17.04.2024
3. Praxisforum CLICK!
-
16.05.2024
6. Jahreskonferenz – Spannungsfelder und gelingende Praxis in der Arbeit mit sexuell übergriffigen Kindern und Jugendlichen
-
11.11.2024
Schutzkonzepte zur Prävention sexualisierter Gewalt in Organisationen der Jugendarbeit
Materialien zum Thema
-
Newsletter / Mailingliste
Newsletter zum Wissenschafts-Praxis-Transfer im Bereich Schutz vor sexualisierter Gewalt
-
Broschüre
Kinder schützen leicht gemacht! – Broschüre in Leichter Sprache
-
Bericht / Dokumentation
Phänomenübergreifende Perspektiven in der Extremismusprävention: Gemeinsamkeiten extremistischer Ideologien und Ansatzpunkte für die Präventionsarbeit
-
Broschüre
Junge, Junge* – Geschlechterreflektierte Jungen*arbeit stärken
-
Anleitung / Arbeitshilfe
Arbeitshilfe Gewaltschutzkonzepte nach § 37a SGB IX: Eine Unterstützung für Leistungserbringende der (Interdisziplinären) Frühförderung
Projekte zum Thema
-
Agentur für Soziale Perspektiven e.V.
Queere-Jugend-Berlin.de
-
Bund für Soziale Verteidigung e.V.
LOVE-Storm – Gemeinsam gegen Hass im Netz
-
BIG e.V.
BIG Prävention
-
BBJ Consult AG
Love doesn't hurt
-
Institut für Sexualwissenschaft und Sexualmedizin der Charité - Universitätsmedizin Berlin
Du träumst von ihnen - Primäre Prävention von sexuellem Kindesmissbrauch durch Jugendliche
Institutionen zum Thema
-
Fort-/Weiterbildungsanbieter
Berliner Institut für Soziale Kompetenz & Gewaltprävention e.V.
-
Fort-/Weiterbildungsanbieter
KEJ – Kompetenzzentrum Erlebnispädagogik und Jugendarbeit
-
Träger der freien Kinder- und Jugendhilfe
Wellenbrecher e.V.
-
Fort-/Weiterbildungsanbieter
Violetta - Fachberatungsstelle für sexuell missbrauchte Mädchen und junge Frauen
-
Stiftung / Fördereinrichtung
Deutsche Kinderschutzstiftung Hänsel+Gretel