Kinderschutz

Gründung der BAG "Arbeit mit Kindern, Jugendlichen und jungen Erwachsenen mit sexualisiert grenzverletzendem Verhalten"

Über 100 Fachleute aus Deutschland, der Schweiz und Österreich gründeten auf einer Fachtagung am 19. Juni in Hannover eine Bundesarbeitsgemeinschaft, die sich u.a. zum Ziel gesetzt hat bundesweite Standards für eine opfergerechte, deliktorientierte Arbeit mit Kindern, Jugendlichen und jungen Erwachsenen mit sexualisiert grenzverletzendem Verhalten zu erarbeiten. Diese Veranstaltung wurde von der Deutschen Gesellschaft für Prävention und Intervention (DGfPI) ausgerichtet.

25.06.2012

Werner Meyer-Deters, Vorstandsmitglied der Deutschen Gesellschaft für Prävention und Intervention bei Kindesmisshandlung und -vernachlässigung e.V., befasste sich in einem Gastvortrag während der Veranstaltung mit dem sexuellen Missbrauch und der anschließende Ermordung der kleinen Lena im Parkhaus in Emden/Ostfriesland.

Das Drama in diesem Frühjahr wurde als Ergebnis einer Kette von gescheiterter und unzureichender Intervention eingeschätzt, weil es ganz offensichtlich bei den befassten Polizeidienststellen, der zuständigen Jugendhilfe und der behandelnden Kinder- und Jugendpsychiatrie an der spezialisierten Fachkompetenz zur Risikoeinschätzung und qualifizierter Hilfe für den polizeilich überführten Täter gefehlt hat. Zudem funktionierte das Zusammenwirken zwischen den Institutionen nur mangelhaft, so dass der Täter, der schon fast zwei Jahre vorher einschlägig auffällig und bekannt war, weder rechtzeitig sicher untergebracht und sorgfältig diagnostiziert wurde und somit keine wirksame Hilfe erhielt. Wäre das geschehen, wäre es wahrscheinlich nicht zu dieser Tat gekommen.

Zudem unterblieb der unbedingt notwendige Kinderschutz als Kriterium für gebotenes Handeln gegenüber dem bis kurz vor der Tat noch minderjährigen Täter. Damit die Wiederholungsgefahr solch schrecklicher Sexualmorde und sexuellen Missbrauchstaten an Kindern so gut wie möglich gebannt werden kann, ist es dringend erforderlich, dass die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Jugendämter fortgebildet und multiprofessionelle Fachdienste aufgebaut werden, die für einschlägig auffällige Minderjährige und Heranwachsende passgenaue Maßnahmen festlegen. In einigen Regionen Deutschlands ist das bereits Standard und überall dringend notwendig.

Quelle: Deutsche Gesellschaft für Prävention und Intervention bei Kindesmisshandlung und -vernachlässigung e.V.

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