Kinderschutz

Ein Fernsehtipp: Geprügelte Kinder

Über Jahrhunderte hinweg war die prügelstrafe ein anerkanntes Erziehungsmittel. Die Sendung begleitet Menschen, die als Kinder hart körperlich bestraft wurden.

07.10.2014

Tilman wurde mit Ohrfeigen, aber auch mit der Reitpeitsche gezüchtigt, denn das Böse - davon war sein Vater, der Pfarrer, überzeugt - musste Kindern ausgetrieben werden. Die Strafaktionen dienten dazu, den Willen zu brechen - ein über Jahrhunderte anerkanntes Mittel in der Erziehung.

Die Dokumentation begleitet Tilman R. (Jg. 45) und Helga G. (Jg. 40) an die Orte ihrer Kindheit. An diesen Plätzen wird spürbar, wie tief sich die Schläge ins Gedächtnis eingebrannt haben. Tilman trifft während der Dreharbeiten seine Schwester Barbara, die sich nur allzu gut an die unbarmherzigen elterlichen Maßnahmen erinnert.

Helgas Eltern und Verwandte waren überzeugte Nationalsozialisten. Ihr Onkel, der schon in der SS sein Unwesen getrieben hatte und Anfang der 50er Jahre wegen "Verbrechen gegen die Menschlichkeit" zu einem Jahr Gefängnis verurteilt wurde, schlug sie oft. Die Mutter schlug ihre Tochter mit der Handkante in den Nacken, wenn sie nicht "brav" war. Die Demütigungen sitzen Helga noch heute in den Knochen - nicht nur im übertragenen Sinne: Täglich muss sie Schmerztabletten nehmen. Als Helga ihre Kinder bekam, schwor sie: "Dich schlag ich nie".

Auch in der Schule gehörten Schläge dazu. Erst 1973 verbot der Gesetzgeber die körperliche Bestrafung in allen öffentlichen Einrichtungen und im Jahr 2000 entschied der Bundestag nach langer Debatte, dass Kinder auch zu Hause ein Recht auf gewaltfreie Erziehung haben.

Sendetermin: Sonntag, 12. Oktober 2014, tag7, 16.15 - 16.45 Uhr, WDR Fernsehen Videotext für Hörgeschädigte

Weitere Sendetermine: 18. Oktober, ab 9.30 Uhr, WDR Fernsehen

Quelle: WDR

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