Unabhängige Kommission
Aufarbeitung sexuellen Kindesmissbrauchs im Bereich Schule startet
Die Unabhängige Kommission zur Aufarbeitung sexuellen Kindesmissbrauchs hat damit begonnen, sich mit einem weiteren Schwerpunkt zu befassen: Der Aufarbeitung im Bereich Schule.
02.10.2020
Aus diesem Anlass trafen sich die KMK-Präsidentin und rheinland-pfälzische Bildungsministerin Dr. Stefanie Hubig und die Vorsitzende der Unabhängigen Kommission zu Aufarbeitung sexuellen Kindesmissbrauchs, Prof. Dr. Sabine Andresen zu einem Austausch.
Schule als Schutzraum, Schule als Tatort
Der Fokus des Gesprächs lag einerseits auf der Institution Schule als Schutzraum – zum Beispiel, wenn sexuelle Gewalt in der Familie stattfindet – und andererseits auf Schule als Tatort.
KMK-Präsidentin Dr. Stefanie Hubig: „Jeder Fall sexueller Gewalt gegen Kinder ist einer zu viel. Missbrauch und sexuelle Gewalt fügen Kindern nicht nur körperlichen Schaden zu, sie hinterlassen schwere Verletzungen der Seele. Damit es gar nicht erst so weit kommt, kommt der Präventionsarbeit an Bildungseinrichtungen, wie wir sie etwa mit dem Missbrauchsbeauftragten des Bundes an unseren Schulen verwirklichen, eine ganz zentrale Bedeutung zu. Wenn es zu sexueller Gewalt kommt, können und müssen Kindertagesstätten und Schulen Schutzräume sein, in denen Kindern zugehört und Hilfe organisiert wird. Wenn diese Schutzräume wegfallen – wie wir es jetzt im Zuge des Lockdowns erlebt haben – kann das schlimme Folgen haben. Unsere Aufgabe als ganze Gesellschaft ist es deshalb, sensibel zu sein, hinzuschauen und zu handeln. Ebenso unerlässlich ist eine gründliche Aufarbeitung der Taten und damit des Unrechts. Ich bin deshalb sehr dankbar für die wichtige Arbeit der Unabhängigen Kommission zur Aufarbeitung sexuellen Kindesmissbrauchs.“
In den zurückliegenden Fällen haben Betroffene häufig keine Unterstützung vor Ort erhalten. Hier würde jeder Einzelfall von den Schulaufsichtsbehörden nun sehr ernst genommen und der Schutz der Kinder und Jugendlichen stünde an erster Stelle, ergänzte Hubig.
Der Blick nach vorn, der Blick zurück
Prof. Dr. Sabine Andresen, Vorsitzende der Unabhängigen Kommission zur Aufarbeitung sexuellen Kindesmissbrauchs: „Es haben sich seit 2016 auch immer wieder Menschen an uns gewandt, die sexueller Gewalt in ihrer Kindheit und Jugend in der Schule oder im schulischen Umfeld ausgesetzt waren. Die Berichte dieser Betroffenen zeigen uns, dass es wichtig ist, sich mit der Aufarbeitung sexuellen Kindesmissbrauchs in diesem Bereich zu beschäftigen. Für die Arbeit der Kommission war der Austausch mit der Präsidentin der KMK, Frau Dr. Hubig, sehr wertvoll.
Der Blick nach vorn mit Angeboten für die Schulen zum Schutz von Kindern und Jugendlichen ist wichtig. Ebenso wichtig ist jedoch auch der Blick zurück. Denn dadurch erfahren wir, welche Bedingungen sexuelle Gewalt ermöglichten, warum Mädchen und Jungen sich nicht anvertrauten und wenn doch, warum ihnen nicht geholfen wurde. Aufarbeitung ist eine Chance, aus der Vergangenheit zu lernen, um Kinder und Jugendliche in Zukunft besser schützen zu können.“
Hintergrund
Über die Unabhängige Kommission zur Aufarbeitung sexuellen Kindesmissbrauchs
Die Unabhängige Kommission zur Aufarbeitung sexuellen Kindesmissbrauchs untersucht sämtliche Formen von sexuellem Kindesmissbrauch, zum Beispiel Missbrauch in Familien, im sozialen Umfeld, in Institutionen, durch Fremdtäter oder im Rahmen von organisierter sexueller Ausbeutung. Sexueller Missbrauch an Kindern und Jugendlichen mit Behinderung gehört ebenfalls dazu. Ziel der Arbeit ist es, Ausmaß, Art und Folgen der sexuellen Gewalt gegen Kinder und Jugendliche aufzuzeigen und damit eine breite politische und gesellschaftliche Debatte zu einem Thema anstoßen, das noch immer tabuisiert wird. Seit 2016 haben sich fast 2.500 Betroffene aber auch Zeitzeuginnen und Zeitzeugen an die Kommission gewandt.
Quelle: Sekretariat der Ständigen Konferenz der Kultusminister der Länder vom 30.09.2020
Termine zum Thema
-
25.04.2024
KI in der Kinder- und Jugendarbeit
-
25.04.2024
Fachkonferenz Hannover: Kinderschutzkonzepte
-
25.04.2024
Fachberatung bei (Vermutung von) sexualisierter Gewalt
-
06.05.2024
Arbeitsrechtliche Aspekte in der Kinder- und Jugendhilfe
-
14.05.2024
Sexualisierte Gewalt an Kindern und Jugendlichen - Grundlagenfortbildung
Materialien zum Thema
-
Broschüre
Kinder- und Jugendhilfe in der Krise Zur Frage der Rechtmäßigkeit pauschaler Standardabsenkung bei (vorläufiger) Inobhutnahme und Hilfegewährung für geflüchtete unbegleitete Minderjährige
-
Broschüre
Mitsprechen, mitbestimmen, mitgestalten – Praxiswissen zu Beteiligung in der Heimerziehung (SOS kompakt, Ausgabe 8)
-
Artikel / Aufsatz
Verdacht auf innerfamiliären sexuellen Missbrauch: Herausforderungen und wie der ASD trotz und mit ihnen gut umgehen kann
-
Expertise / Gutachten
Rechtsgutachten des DIJuF: "Digitalisierung in der Kinder- und Jugendhilfe"
-
Expertise / Gutachten
JAdigital-Expertise: "Digitalisation of social services for children, young people and families in Denmark""
Projekte zum Thema
-
Reinhard Gansert
SpoSpiTo-Bewegungs-Pass an Grundschulen – Laufend zu mehr Gesundheit und Klimaschutz
-
AGJF Sachsen e.V.
pro:dis – Distanzierungsberatung in Jugendarbeit und angrenzenden Arbeitsfeldern
-
Perspektive gGmbH Institut für sozialpädagogische Praxisforschung und -entwicklung
Inobhutnahme – Perspektiven: Impulse!
-
Kinderschutz und Kinderrechte in der digitalen Welt
-
FINDER e.V.
REBOUND – Lebens- und Risikokompetenz in der stationären Jugendhilfe
Institutionen zum Thema
-
Sonstige
#180grad Präventionsprojekt
-
Sonstige
Netzwerk Kinder von Inhaftierten
-
Träger der freien Kinder- und Jugendhilfe
faX Fachberatungsstelle bei sexualisierter Gewalt in Kindheit und Jugend für Stadt und Landkreis Kassel
-
Fort-/Weiterbildungsanbieter
Berliner Institut für Soziale Kompetenz & Gewaltprävention e.V.
-
Sonstige
Landesfachstelle Prävention sexualisierte Gewalt NRW