Krieg in der Ukraine

World Vision erwartet erhöhtes Trauma-Risiko bei Kindern und Familien

Die internationale Kinderhilfsorganisation World Vision bereitet sich auf ein erhöhtes Trauma-Risiko bei ukrainischen Kindern und ihren Familien vor. Die Flüchtenden erhalten humanitäre Hilfe und psychosoziale Unterstützung in Rumänien. Das dortige Büro der Hilfsorganisation will vor allem das Wohlergehen von Kindern sicherstellen.

02.03.2022

An der ukranisch-rumänischen Grenze haben Mitarbeiter von World Vision am Wochenende damit begonnen, flüchtende Menschen mit Hilfsgütern wie Trinkwasser, Lebensmitteln und Hygienartikeln zu versorgen. Die seit Jahrzehnten in Osteuropa arbeitende Kinderhilfsorganisation plant darüber hinaus psychologische Ersthilfe für Kinder, die durch den Konflikt traumatisiert wurden. In Moldawien baut World Vision Partnerschaften mit lokalen Organisationen auf, um die Aufnahme geflüchteter Menschen zu koordinieren und zu unterstützen.

Psychologische Ersthilfe für Kinder und emotionale Unterstützung

„Ich sah hunderte Mütter, die dazu gezwungen waren, allein mit ihren Kindern zu fliehen“, berichtete World Vision-Mitarbeiter Alberto Roca vom Grenzübergang Vama Siret, wo sich die Warteschlangen am Samstag zeitweise über 10 Kilometer erstreckten. „Die Kinder wirkten verwirrt, und ich konnte in ihren Augen sehen wie traurig sie waren. Die Mütter hatten es eilig, mit ihnen in Sicherheit zu kommen.“ Roca sprach mit einigen Ankommenden und nahm sofort die Angst der Mütter wahr, ohne ihre Partner für die Kinder sorgen zu müssen. „Sie brauchen emotionale Unterstützung, genauso wie Lebensmittel, eine sichere Unterkunft und Transporthilfen zu Verwandten in Rumänien oder in anderen europäischen Ländern“, so Augenzeuge Alberto Roca.

Andrew Morley, Präsident und CEO von World Vision International, hat am 28. Februar ebenfalls den Grenzübergang Vama Siret besucht und appellierte nach bewegenden Gesprächen mit ankommenden Müttern an die Weltgemeinschaft, das Blutvergießen in der Ukraine so schnell wie möglich mit diplomatischen Mitteln zu beenden. World Vision warnt angesichts der aktuellen Lage vor zunehmenden psychischen Belastungen der Kinder und Familien. Für Kinder wachse auch die Gefahr, auf der Flucht von ihren Familien getrennt zu werden.

 

Dazu sagte Eleanor Monbiot, die Regionalleiterin von World Vision für den Nahen Osten und Osteuropa: „Wir sind sehr besorgt um die Sicherheit und Gesundheit der Kinder. Die Situation ändert sich schnell, aber wir sehen in der Ukraine, wie auch in anderen Konflikten auf der ganzen Welt, dass die psychischen Auswirkungen auf die am meisten von Gewalt betroffenen Familien zunehmen. Aus diesem Grund verteilt World Vision nicht nur Hilfspakete, einschließlich Hygiene- und Kindersets, sondern wir arbeiten mit unseren Teams in Rumänien an Maßnahmen, die schützend und stabilisierend wirken."

Aufbauend auf dem vor Ort in Rumänien vorhandenen Fachwissen wird die Kinderhilfsorganisation auch die Kontinuität der Bildungsmaßnahmen für Kinder unterstützen. „In Konfliktsituationen auf der ganzen Welt haben wir die Erfahrung gemacht, dass dies dazu beiträgt, ein Gefühl der Normalität wiederherzustellen und bessere Bewältigungsmechanismen in einer Situation zu schaffen, die sich zu einer langwierigen Krise entwickeln könnte. Die Kinder und Familien, die von diesem Konflikt betroffen sind, brauchen dringend Unterstützung, und wir rufen die Menschen auf, zu helfen, indem sie für die Ukraine-Krisenhilfe spenden.

Kinderarmut kann sich weit über Osteuropa hinaus verschäfen

Bereits vor dem Einmarsch der russischen Armee in die Ukraine hatte World Vision damit bekonnen, Notfallpläne und Liste mit lokalen Partnern zu erstellen, um Menschen auf der Flucht vor dem Krieg mit Nothilfe zu versorgen. Kinder und Jugendliche sind von den kriegerischen Angriffen seitens Russland besonders betroffen, betont die Kinderhilfsorganisation.

World Vision weist zudem darauf hin, dass die wirtschaftlichen Auswirkungen der Krise schwerwiegende Folgen für die Öl- und Rohstoffpreise haben, wodurch sich die Kinderarmut weit über Osteuropa hinaus verschärfen könnte. Ein Viertel der weltweiten Weizenlieferungen stammen aus Russland und der Ukraine, und der kenianische Botschafter im UN-Sicherheitsrat hat bereits auf die Bedrohung der Ernährungssicherheit hingewiesen.

Quelle: World Vision vom 23.02.2022

Friedrichsdorf, 28.2.2022

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