Flucht und Migration

Wie kann die Digitalisierung bei der Bewältigung der Fluchtkrise helfen?

Eine Studie untersucht das Potenzial digitaler Lösungen für Flüchtlinge. Die meisten Flüchtlinge besitzen ein Smartphone, nutzen dies aber meist nur zur direkten Kommunikation. Und digitale Angebote müssen an die Bedürfnisse und Lebensrealität der Flüchtlinge angepasst werden, wenn sie ihre Zielgruppe erreichen wollen. Das sind zentrale Ergebnisse der Untersuchung.

07.06.2016

Erstmals hat eine Studie im Auftrag des BMZ das Technologie-Nutzungsverhalten von Menschen auf der Flucht untersucht – mit dem Ziel, künftig passgenaue digitale Lösungen für Flüchtlinge zu entwickeln. Das Ergebnis: Viele Flüchtlinge besitzen Smartphones, nutzen diese bislang allerdings fast ausschließlich zur direkten Kommunikation mit Angehörigen, Freunden und Bekannten über Messenger-Apps oder soziale Netzwerke.

Um Flüchtlinge zielgenau zu erreichen, bieten genau diese Kommunikationskanäle ungenutztes Potenzial. Thomas Silberhorn, Parlamentarischer Staatssekretär beim Bundesminister für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung: "Das Handy ist für Flüchtlinge der wichtigste Begleiter und oft das einzige, was diese Menschen neben ihrer Kleidung noch bei sich tragen. Zugleich bietet es sich als direkter Kanal zu denen an, die über konventionelle Informationswege nicht zu erreichen sind: Das Handy kann zum Entwicklungshelfer werden. Wir wollen unsere bisherige Erfahrung mit digitalen Technologien auch dafür nutzen, Flüchtlinge mit Informationen und Bildungsangeboten besser zu unterstützen. Hierfür liefert die Studie erste wichtige Erkenntnisse.“

Flüchtlinge mit Informationen und Bildungsangeboten besser unterstützen 

Im Rahmen der Studie ICT4Refugees haben die Autoren zwischen Februar und März 2016 insgesamt 108 Flüchtlinge qualitativ befragt – in Flüchtlingscamps auf Lesbos in Griechenland und in Städten in der Türkei und in Jordanien. Erarbeitet wurde die Studie im Auftrag des Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) und der Deutschen Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) durch betterplace lab sowie Kiron Open Higher Education.

Die Studie zeigt zudem, welche Rolle soziale Start-ups bei der Entwicklung von digitalen Lösungen für die Bedürfnisse von Flüchtlingen spielen. So werden insgesamt 6 Fallbeispiele vorgestellt – bspw. die Online-Lernplattform elmedresa, die Flüchtlingen Schulbildung vermittelt; edraak, ein kostenloser Onlinekurs (MOOC) für Flüchtlinge; oder das Start-up 3DMena, das Flüchtlinge im Umgang mit 3D-Druckern schult.

Angebote an Bedürfnissen und Realität der Flüchtlinge ausrichten 

Ben Mason, einer der Autoren der Studie: "Die Untersuchung zeigt, dass für digitale Hilfsangebote für Flüchtlinge einige Hürden existieren. Entwickler sollten ihre Angebote eng an den Bedürfnissen und der Realität der Flüchtlinge ausrichten. Dafür geben wir in der Studie entsprechende Empfehlungen.“

Die Studie wurde auf der gleichnamigen Konferenz ICT4Refugees vorgestellt, die heute in Berlin stattfindet. Dort treffen sich soziale Start-up-Unternehmer, Entwickler, NGOs und klassische Akteure der Entwicklungszusammenarbeit, um sich über digitale Flüchtlingshilfe auszutauschen. Das BMZ engagiert sich in diesem Themenfeld vor dem Hintergrund der Digitalen Agenda der Bundesregierung. 

Quelle: Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung vom 31.05.2016

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