Flucht und Migration

Weltflüchtlingstag: SOS-Kinderdorf fordert gerechte Bildungschancen für junge Flüchtlinge

Am 20. Juni ist Weltflüchtlingstag. Zu diesem Anlass fordert SOS-Kinderdorf Flüchtlingskindern Zugang zu Bildung und Ausbildung zu garantieren. Eingeschränkter Zugang zu Sprachkursen und Bildungsangeboten erschwere die Integration.

19.06.2015

"Diese jungen Menschen haben oft Schreckliches durchgemacht. Sie haben gerechte Bildungschancen verdient, denn nur so kann die Integration in ihre neue Umgebung gelingen. Den Bildungszugang vom Aufenthaltsstatus abhängig zu machen, ist eine Diskriminierung, die wir scharf kritisieren", so Prof. Dr. Johannes Münder, Vorstandsvorsitzender des SOS-Kinderdorfvereins. "Nur ein gesicherter Aufenthaltsstatus während der Ausbildung  ermöglicht es jungen Flüchtlingen, ihr Recht auf Bildung wahrzunehmen", erklärt der Vorsitzende des Kinderhilfswerks, das sich schon lange für Flüchtlingskinder engagiert.
 
Die UN-Kinderrechtskonvention lässt keinen Zweifel: Jedes Kind hat ein Recht auf Bildung und Ausbildung. Das sollte auch für Flüchtlingskinder gelten, die nach oft traumatischen Erlebnissen Schutz, Sicherheit und die Chance auf eine bessere Zukunft in Deutschland suchen. "Leider widerspricht die Gesetzeslage in Deutschland in diesem Punkt den Kinderrechten. Das Recht auf Bildung muss für alle Kinder und Jugendliche in Deutschland gelten und darf nicht durch den ausländerrechtlichen Status relativiert werden", kritisiert Münder.

Unsicherer Status als hohe Hürde auf dem Weg zu einer Ausbildung

Viele Jugendliche, die nach Deutschland kommen, haben einen unsicheren Aufenthaltsstatus. Das ist für sie nicht nur persönlich extrem belastend, sondern schränkt ihren Zugang zu Sprachkursen und Bildungsmöglichkeiten massiv ein. So sind momentan Asylsuchende und Geduldete von Sprach- und Integrationskursen ausgeschlossen. Viele Jugendliche sind hochmotiviert, eine Ausbildung anzufangen oder Praktika zu absolvieren. Die rechtlichen Unsicherheiten halten viele Arbeitgeber jedoch davon ab, jungen Flüchtlingen eine Lehrstelle anzubieten und damit eine Perspektive zu eröffnen.

SOS-Kinderdorf fordert daher, allen jungen Flüchtlingen bis mindestens zum Abschluss ihrer Ausbildung einen gesicherten Aufenthaltsstatus in Deutschland zu garantieren. "Wir vermissen diese grundsätzliche Regelung im aktuellen Gesetzentwurf des Bundesfamilienministeriums zur verbesserten Versorgung ausländischer Kinder und Jugendlicher", moniert der SOS-Vorsitzende.

Vielfältige Angebote für junge Flüchtlinge

SOS-Kinderdorf engagiert sich schon seit vielen Jahren an verschiedenen Standorten in Deutschland für Flüchtlingskinder. Seit dem letzten Jahr hat der Verein auf den vermehrten Zuzug unbegleiteter minderjähriger Flüchtlinge reagiert, indem Angebote neu aufgebaut oder erweitert wurden. Das praktische Engagement des Kinderhilfswerks reicht vom Betrieb eines Clearinghauses über betreute Jugendwohngruppen für unbegleitete minderjährige Flüchtlinge, spezifische berufsorientierte Angebote und Bildungsangebote bis hin zur Aufnahme ganzer  Flüchtlingsfamilien. Die Arbeit mit jungen Flüchtlingen zeigt immer wieder die große Bedeutung von Bildung für diese oftmals benachteiligte Gruppe. SOS-Kinderdorf agiert daher nach dem Grundsatz, Flüchtlingskinder nicht nur mit dem Nötigsten zu versorgen, sondern ihnen auch Chancen auf gesellschaftliche Teilhabe und Bildung zu eröffnen.

Quelle: SOS-Kinderdorf e.V. vom 19.06.2015.

Back to Top