Flucht und Migration

"Was wir über Flüchtlinge (nicht) wissen" - Expertise zur Flüchtlingsintegration vorgelegt

Zum Start eines Forschungsprojektes von SVR-Forschungsbereich und Robert Bosch Stiftung zu Lebenslagen von Flüchtlingen in Deutschland wurde eine Expertise veröffentlicht, die den Forschungsstand darstellt und Forschungslücken identifiziert.

08.02.2016

Das neue Forschungsprojekt werde die Sicht der Flüchtlinge selbst in den Mittelpunkt rücken. Eine qualitative Befragung von Flüchtlingen soll fundiertes Wissen über ihre Lebenslagen und gesellschaftliche Teilhabe liefern sowie Handlungsempfehlungen für eine verbesserte Integration.

In der bisherigen Forschung zur Integration von Flüchtlingen fehlt die Sicht der Flüchtlinge selbst. Diese Forschungslücke will das auf zwei Jahre angelegte Forschungsprojekt von SVR-Forschungsbereich und Robert Bosch Stiftung "Von der Aufnahme zu gesellschaftlicher Teilhabe: Die Perspektive der Flüchtlinge auf ihre Lebenslagen in Deutschland" schließen. Eine qualitative Befragung von Flüchtlingen in der frühen Phase ihrer Ankunft in Deutschland soll Aufschluss über ihre Erwartungen, persönlichen Ziele und Erfahrungen in Deutschland geben.

Weiterentwicklung der Integrationspolitik

"Ziel des Forschungsprojektes ist es, die Perspektive der Flüchtlinge durch eine wissenschaftlich fundierte Beschreibung für die Weiterentwicklung der Integrationspolitik zu erschließen", sagte die Direktorin des SVR-Forschungsbereichs, Dr. Cornelia Schu. "Aus der Studie sollen Handlungsempfehlungen für eine Verbesserung der Aufnahme und Integration von Flüchtlingen entwickelt werden, die für politische Entscheidungsträger in Bund, Ländern und Kommunen sowie für staatliche und zivilgesellschaftliche Akteure der praktischen Flüchtlingsarbeit relevant sind."

Uta-Micaela Dürig, Geschäftsführerin der Robert Bosch Stiftung, sagte: "Belastbares Wissen über die Lebenslagen von Flüchtlingen ist notwendig, um die Funktionalität des gegenwärtigen Asylsystems, aber auch erste Integrationsmaßnahmen bewerten und Handlungsbedarfe ableiten zu können. Nicht zuletzt gilt es, Fakten für eine sachliche Diskussion zusammenzutragen, wozu verschiedene Perspektiven gehören."

Das Studiendesign wurde im Rahmen einer Machbarkeitsstudie entwickelt, die der SVR-Forschungsbereich in Kooperation mit der Robert Bosch Stiftung im Jahr 2015 durchgeführt hat. Im Zuge der Machbarkeitsstudie wurden Forschungslücken identifiziert, Fragestellungen unter Einbezug zentraler Akteure aus Wissenschaft, Politik und Praxis entwickelt und die methodische Vorgehensweise bestimmt.

Einen Überblick über den bisherigen Forschungsstand zur Integration von Flüchtlingen gibt eine externe Expertise, die für die Machbarkeitsstudie erstellt wurde. Die Expertise mit dem Titel "Was wir über Flüchtlinge (nicht) wissen" stellt Forschungsergebnisse in den folgenden Bereichen dar: Arbeitsmarktzugang, Bildung und Ausbildung, sozialstaatliche Leistungen, Unterbringung, Gesundheit und Gesundheitsversorgung, soziokulturelle Integration, Qualifikation sowie Erwartungen und persönliche Ziele von Flüchtlingen.

Ein Fazit der Expertise: "Ein wissenschaftlicher Gesamtüberblick zur Wirkung des derzeitigen Aufnahme- und Versorgungssystems auf die Lebenslage von Flüchtlingen, zum Grad der Teilhabe an wichtigen gesellschaftlichen Bereichen, aber auch zu Erwartungen, Aspirationen sowie Qualifikationen von Flüchtlingen in Deutschland fehlt weitgehend." Gerade zur soziokulturellen Integration, der Rolle der Unterbringung, zu Auswirkungen prekärer Lebensverhältnisse und besonders zu den individuellen Migrationsmotiven, Zielen und Aspirationen liegen kaum aktuelle und meist nur bruchstückhafte Erkenntnisse vor.

<link http: www.bosch-stiftung.de content language1 downloads rbs_svr_expertise_lebenssituation_fluechtlinge.pdf external-link-new-window expertise als>>> Expertise "Was wir über Flüchtlinge (nicht) wissen. Der wissenschaftliche Erkenntnisstand zur Lebenssituation von Flüchtlingen in Deutschland" (PDF, 1,2 MB)

Die Studie von SVR-Forschungsbereich und Robert Bosch Stiftung wird entsprechend die Lebenssituation von Flüchtlingen im Rahmen der geplanten qualitativen Befragung in den Fokus rücken. Die Befragung wird in mehreren Bundesländern durchgeführt.

Die Veröffentlichung der Studie ist für 2017 geplant.

Quelle: Robert Bosch Stiftung vom 26.02.2016

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