Flucht und Migration
UNICEF-Umfrage zeigt Not von migrierten und geflüchteten Kindern und Jugendlichen
Einsamkeit, Schutzlosigkeit, fehlende Gesundheitsversorgung, keine Schule: Kinder und Jugendliche, die ihre Heimat verlassen müssen, sind großen Belastungen und Gefahren ausgesetzt. Dies zeigt eine nicht-repräsentative UNICEF Umfrage unter 4.000 migrierten und geflüchteten jungen Menschen im Alter zwischen 14 und 24 Jahren in Afrika, Asien und Europa.
10.12.2018
Mit Blick auf den UN-Migrationsgipfel in Marrakesch veröffentlicht das Kinderhilfswerk der Vereinten Nationen eine Umfrage unter 4.000 migrierten und geflüchteten jungen Menschen im Alter zwischen 14 und 24 Jahren. Zwei Drittel der jungen Menschen gaben an, dass sie gezwungen waren, ihr Zuhause zu verlassen. Die Hälfte von ihnen machte sich allein auf den Weg. „Ich bin es gewohnt, zu leiden“, sagt ein migrierter Jugendlicher aus Kenia.
Vor der Verabschiedung des Globalen Migrationspaktes am 10.12.2018 in Marrakesch veröffentlichte UNICEF die Ergebnisse der Umfrage in dem Bericht „A Right to be Heard: Listening to children and young people on the move“ („Ein Recht darauf, gehört zu werden: Geflüchteten und migrierten Kindern zuhören“). Ziel ist es, den Regierungen die Auswirkungen der Migrationspolitik auf Kinder und Jugendliche zu veranschaulichen.
Bild: UNICEF
Der Report basiert auf der Auswertung einer weltweiten Online-Befragung von Kindern und Jugendlichen, die nach eigenen Angaben migriert oder geflüchtet sind. Die Umfrage gibt den jungen Menschen eine seltene Plattform, um gehört zu werden und ihre Sorgen vorzubringen. Ihre Antworten weisen auf große Lücken bei ihrer Versorgung und Unterstützung hin.
„Während Regierungen sich über Migrationspolitik streiten, sagen 4.000 migrierte und geflüchtete junge Menschen, dass sie mehr Unterstützung benötigen“, sagte Laurence Chandy, UNICEF-Direktor für Daten, Recherche und Politik. „Die im Migrationspakt vorgeschlagenen Maßnahmen, wie zum Beispiel die vorrangige Berücksichtigung des Kindeswohls in der Migrationspolitik, sind umsetzbar. Regierungen und Behörden sollten auf den im Abkommen enthaltenen Lösungsansätzen zum Schutz und Wohlergehen migrierter Kinder aufbauen.”
Die Auswertung der Befragung ergab folgende weitere Ergebnisse:
- 67 Prozent der teilnehmenden Kinder und Jugendlichen waren gezwungen ihr Zuhause zu verlassen;
- 44 Prozent der teilnehmenden Kinder und Jugendlichen haben sich allein auf den Weg gemacht;
- 58 Prozent der teilnehmenden Kinder und Jugendlichen gaben an, dass sie mindestens ein Jahr lang nicht in die Schule gegangen sind;
- 49 Prozent der teilnehmenden Kinder und Jugendlichen gaben an, dass sie keinen Zugang zu ärztlicher Betreuung hatten, als sie dies brauchten;
- 38 Prozent der teilnehmenden Kinder und Jugendlichen haben weder Unterstützung von der Familie oder Freunden noch von Institutionen erhalten.
UNICEF fordert die Regierungen in den Herkunfts-, Transit- und Zielländern auf, das Kindeswohl stets vorrangig in der Migrationspolitik und bei der Umsetzung aller dazugehörenden Maßnahmen zu berücksichtigen. Dazu gehört es, dass Familien zusammenbleiben, Kinder und Familien nicht inhaftiert werden und nicht in Situationen zurückgeführt werden, in denen ihnen Folter oder schwere Menschenrechtsverletzungen drohen.
Die Umfrage zeigt, dass noch viel mehr zu tun ist:
- Geflüchtete und migrierte Kinder und Jugendliche müssen überall Zugang zu grundlegenden Dienstleistungen wie Bildung und Gesundheitsversorgung erhalten;
- Die grenzübergreifende Zusammenarbeit muss verbessert werden, um die Rechte von Kindern zu schützen;
- Mehr Investitionen in die Überwachung der Situation geflüchteter und migrierter Kinder und Jugendlicher und in die Erhebung entsprechender aufgeschlüsselter Daten sind notwendig;
- Geflüchtete und migrierte Kinder und Jugendliche müssen als aktive Partner an der Umsetzung des globalen Migrationspaktes mitwirken.
Rund 90 Prozent der an der Befragung teilnehmenden jungen Menschen kommen aus Afrika, Asien und Europa: Aus Herkunftsländern wie Syrien oder der Ukraine oder Zielländern, wie Deutschland, der Türkei und Uganda.
Der UNICEF-Bericht „A Right to be Heard: Listening to children and young people on the move“ (PDF, 759 KB) steht als Download zur Verfügung.
Quelle: Deutsches Komitee für UNICEF e.V. vom 07.12.2018
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