Flucht und Migration

Unbegleitete ausländische Minderjährige – Gute Betreuung sicherstellen

Unbegleitete minderjährige Flüchtlinge sind eine wesentliche, wenn nicht die zentralste Herausforderung der Kinder- und Jugendhilfe aktuell. Doch die Kommunen sind "kurz vorm Kollaps". Wie kann eine kindeswohlgemäße Betreuung überhaupt sichergestellt werden? Darüber diskutierten Teilnehmer eines Fachvortrags auf der ConSozial 2015.

23.10.2015

"Die Zahl der nach Bayern eingereisten unbegleiteten Minderjährigen hat sich in 2014 versechsfacht. Und nach den vorliegenden Prognosen wird sie weiter ansteigen. Das stellt die Kinder- und Jugendhilfe vor viele neue Herausforderungen", leitet Isabella Gold, Leiterin des Referats "Jugendpolitik – Jugendhilfe" im Bayerischen Staatsministerium für Arbeit und Soziales, Familie und Integration, den Fachvortrag ein. Unter dem Titel "Unbegleitete ausländische Minderjährige – Gute Betreuung sicherstellen" referiert sie gemeinsam mit Sigrun Maxzin-Weigel, Vorsitzende des Evangelischen Erziehungsverbandes (eev) in Bayern, zu den aktuellen Herausforderungen in der Betreuung.

"Alle Länder müssen mitmachen"

Die bundesweite Verteilung, so wie im <link https: www.jugendhilfeportal.de fokus junge-fluechtlinge artikel bundestag-beschliesst-gesetz-zur-verbesserung-der-unterbringung-versorgung-und-betreuung-auslaendischer-kinder-und-jugendlicher external-link-new-window beschließt gesetz zur verbesserung der versorgung und betreuung ausländischer kinder>Gesetz zur Verbesserung der Unterbringung, Versorgung und Betreuung ausländischer Kinder und Jugendlicher beschlossen, sei die zentrale Voraussetzung, um eine kindeswohlgemäße Betreuung sicherzustellen, betont Gold. Alle Bundesländer müssen sich in der Betreuung unbegleiteter ausländischer Minderjähriger engagieren. Auch das Zusammenwirken öffentlicher und freier Träger spielt dabei eine wesentliche Rolle. Maxzin-Weigel fordert ein "stringentes Gesamtkonzept" für den Bund.

Eine gute Betreuung sicherstellen – was heißt das?

Neben einer bundesweiten Versorgungs- und Betreuungsstruktur identifizieren die Referentinnen folgende Gelingensfaktoren für eine gute Betreuung der geflüchteten Kinder und Jugendlichen:

  • Schneller Ortswechsel: die Minderjährigen sollen so kurz wie möglich in Erstaufnahmeeinrichtungen bleiben. Ein häufiges oder zu spätes Wechseln von Bezugspersonen muss verhindert werden.
  • Sofortige Begleitung durch einen Vormund: das Verfahren zur Bestellung eines Vormunds muss beschleunigt werden
  • Beteiligung und Information: die Kinder und Jugendlichen müssen kontinuierlich informiert und in Entscheidungen einbezogen werden
  • Individuelle Bedarfe berücksichtigen: die jungen Flüchtlingen müssen zur ihren Bedürfnissen befragt und diese beachtet werden
  • Verfahren zur Alterseinschätzung nachbessern: die Maßnahmen zur Altersfeststellung müssen transparent beschrieben werden
  • Angebote der Traumapädagogik ausbauen: Traumata junger geflüchteter brechen meist erst dann auf, wenn sie "zur Ruhe" kommen. Sie müssen angemessen bearbeitet werden.
  • Anschlussmaßnahmen für junge Volljährige schaffen: je nach individueller Situation der Jugendlichen müssen Hilfesysteme greifen und einen gelingenden Übergang ermöglichen

"Das Know-How der Jugendhilfe nutzen"

Die Ansprüche an eine gute Betreuung sind hoch. Doch die Ressourcen der Kinder- und Jugendhilfe stoßen an ihre Grenzen. Was heißt das für die Fachkräfte? Vor welchen Herausforderungen stehen sie und welcher Entwicklungen bedarf es?

  • Pädagogische Fachkräfte müssen weiterqualifiziert werden, besonders im Hinblick auf interkulturelle Kompetenz, Supervision, Coaching
  • Mit Inkrafttreten des neuen Gesetzes stehen sie vor einer neuen Herausforderung: sie müssen unbegleitete ausländische Minderjährige auf die Verteilung vorbereiten und lernen, die kurze Ankommensphase adäquat zu gestalten. Das heißt auch auszuhalten, dass man ggf. keine Beziehung zu den Kindern und Jugendlichen aufbauen kann.
  • Es dürfen nicht nur die Ressourcen der Kinder- und Jugendhilfe in Anspruch genommen, sondern es müssen auch Wirtschaft und Arbeitsmarkt in die Pflicht genommen werden
  • Die Zuständigkeiten müssen eindeutiger geklärt werden. In vielen Bereichen herrschen Unsicherheiten darüber, wer für welche Angebote verantwortlich ist. Auch bezogen auf Finanzierungsfragen (z.B. Investitionsabschreibungen) müssen neue Lösungen gefunden werden.

Weiterführende Informationen:

  • Webseite des Bayerischen Staatsministerium für Arbeit und Soziales, Familie und Integration: <link http: www.stmas.bayern.de external-link-new-window des bayerischen staatsministerium für arbeit und>www.stmas.bayern.de/
  • Webseite des Evangelischen Erziehungsverbandes (eev) in Bayern: <link http: www.eev-bayern.de external-link-new-window erziehungsverbandes in bayern>www.eev-bayern.de/
  • Webseite zur ConSozial 2015: <link http: www.consozial.de external-link-new-window consozial>www.consozial.de
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