Flucht und Migration

Steglitz-Zehlendorf kümmert sich um junge Menschen auf der Flucht

Anfang September eröffneten im Bezirk zwei von berlinweit insgesamt sechs sogenannten "Containerdörfern". Das Stadtteilzentrum Steglitz e.V. ist für Willkommensprojekte und Nachbarschaftsarbeit am Standort Ostpreußendamm zuständig, der insbesondere auf die Aufnahme von besonders schutzbedürftigen und traumatisierten Flüchtlingen vorbereitet ist.

23.09.2015

Immer mehr Menschen sind weltweit auf der Flucht. Viele fliehen vor Krieg und Gewalt, andere verlassen ihre Heimat, weil wirtschaftliche Not und Krisen das Land plagen und Menschen dort ihr Überleben – oder das ihrer Familien – nicht mehr sicherstellen können. Menschen, die aus welchen Gründen auch immer – ihre Heimat verlassen, nehmen viele Strapazen und Risiken auf sich, in der Hoffnung in Europa ein besseres Leben führen zu können. Viele Menschen bezahlen diese Hoffnung mit ihrem Leben. Viele Menschen schaffen es bis nach Deutschland. Viele bis nach Berlin. Einige ziehen nach Steglitz-Zehlendorf.

Anfang September eröffneten im Bezirk zwei von berlinweit insgesamt sechs "Containerdörfern". Am Hohentwielsteig in Zehlendorf werden 340 Menschen einziehen (Betreiber dort ist der ASB); die Wohnanlage am Ostpreußendamm 108 in Lichterfelde bietet Schutz und Raum für 300 Flüchtlinge; sie wird betrieben von der Milaa gGmbH – einer Tochter des Diakonievereins Zehlendorf. Das Stadtteilzentrum Steglitz e.V. ist für Willkommensprojekte und Nachbarschaftsarbeit am Standort Ostpreußendamm zuständig, der insbesondere auf die Aufnahme von besonders schutzbedürftigen und traumatisierten Flüchtlingen vorbereitet ist.

Beim Richtfest der Anlage am Ostpreußendamm am 15. August dankte Sozialsenator Mario Czaja allen, die bei der Konzeptionierung und Vorbereitung der Unterkunft beteiligt waren. Czaja: "Vor einem Jahr wurden wir heftig für unsere Pläne kritisiert, modulare Bauten für Flüchtlinge zu errichten. Heute wird dies überall in der Republik geplant, wir dienen oft als Referenz, aber der Markt kann die Nachfrage nicht mehr kurzfristig bedienen. Ich danke allen, die uns bei diesem Weg unterstützt habe. Hier speziell dem Stadtteilzentrum Steglitz und den beiden Abgeordneten Christian Goiny und Cornelia Seibeld."

Anwohner und Nachbarn konnten sich am 30. August beim Tag der offenen Tür selbst ein Bild machen: Mitarbeitende der Milaa gGmbH und des Stadtteilzentrum Steglitz führten durch die Räume und zeigten das Gelände – eine gute Gelegenheit, sich einen Eindruck von den Lebensbedingungen der geflüchteten Menschen zu machen.

Das Thema "Flüchtlingsarbeit" begleitet das Stadtteilzentrum schon länger. Erinnert sei an die Notunterbringung von Flüchtlingen in der Sporthalle Lippstädter Straße von Weihnachten 2014 bis Ostern 2015. Seither engagieren sich zahlreiche Ehrenamtliche unter dem Motto #steglitzhilft für die geflüchteten Menschen. Koordiniert wird die Flüchtlingsarbeit des Stadtteilzentrums von Veronika Mampel. Sie ist auch Ansprechpartnerin für die ehrenamtlichen Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen. Und die waren in den Sommerferien in ganz besonderer Weise gefragt: Am späten Nachmittag des 30. Juli erreichte alle Berliner Stadtteilzentren und Nachbarschaftsheime ein dringender Hilferuf aus der Senatsverwaltung für Soziales: Eine riesige Gruppe von Flüchtlingen, die sich aktuell im und vor dem Landesamt für Gesundheit und Soziales (LaGeSo) in der Moabiter Turmstraße aufhielt, brauchte dringend eine Schlaf-/Übernachtungsmöglichkeit für das bevorstehende Wochenende.

Das Stadtteilzentrum Steglitz e.V. hat sich umgehend bei der Senatsverwaltung gemeldet und insgesamt 50 Schlafplätze in zwei Einrichtungen des Vereins zur Verfügung gestellt – von denen dann allerdings "nur" 17 vom LaGeSo in Anspruch genommen wurden. Die Betten wurden vom THW geliefert – ganz schnell wurde eine "Notversorgung" auf die Beine gestellt: Die Flüchtlinge brauchten (auch nachts) Ansprechpartner/-innen vor Ort und die Ausgabe von Essen und dringendem Alltagsbedarf musste organisiert werden. Die Hilfsbereitschaft und das Engagement der Steglitzer/-innen war wieder enorm. Aus dem Stand konnte man allen Flüchtlingen ein gutes Angebot machen. Ein syrischer Kriegsflüchtling verabschiedete sich am Sonntagabend von den ehrenamtlichen Helfern mit den Worten: "Das waren die schönsten drei Tage meines Lebens."

Auch in den kommenden Wochen und Monaten wird bürgerschaftliches Engagement gefragt sein. Termine und Infos findet man auf dem <link https: steglitzhilft.wordpress.com external-link-new-window zum blog>Blog steglitzhilft.de. Konkrete Hilfsangebote können Interessierte an die Mailadresse <link mail an das stadtteilzentrum steglitz>helfen@sz-s.de senden.

Der Autor dieses Artikels, Thomas Mampel, ist Geschäftsführer des Stadtteilzentrum Steglitz e.V. und Redaktionsmitglied bei jugendhilfe bewegt berlin. Der Beitrag ist zuerst auf der Internetseite des Stadtteilzentrums erschienen.

Redaktion: Andreas Schulz

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