Weltflüchtlingstag 2021
Situation von Flüchtlingskindern in Deutschland wieder stärker in den Fokus nehmen
Das Deutsche Kinderhilfswerk appelliert zum Weltflüchtlingstag am 20.06.2021 an Staat und Gesellschaft, die Situation von geflüchteten Kindern in Deutschland wieder stärker in den Fokus zu nehmen. Nachdem die Interessen und Bedürfnisse aller Kinder im Zuge der Coronapandemie oftmals hintenanstehen mussten, mangelt es aus Sicht der Kinderrechtsorganisation in der derzeitigen Flüchtlingspolitik insbesondere an der Berücksichtigung des Kindeswohls und einem gleichberechtigten Zugang zu grundlegenden Kinderrechten wie Bildung und Gesundheit für geflüchtete Kinder.
21.06.2021
Probleme gibt es aus Sicht des Deutschen Kinderhilfswerkes auch in der Frage kindgerechter Gerichts- und Asylverfahren, des Zugangs zum Kinder- und Jugendhilfesystem, beim Familiennachzug sowie bei der Unterbringung von geflüchteten Kindern in Erstaufnahmeeinrichtungen und Gemeinschaftsunterkünften. Die Integration von geflüchteten Kindern und ihren Familien sowie ihre Teilhabe und Partizipation an unserer Gesellschaft sollte mehr als bisher Leitlinie der bundesdeutschen Migrations- und Integrationspolitik werden. Denn die Rechte des Kindes gelten in Deutschland unabhängig von der Herkunft oder Nationalität des Kindes.
Pandemie wirkt sich drastisch auf die Lebensumstände junger Geflüchteter aus
Eine vor kurzem vom Bundesfachverband unbegleitete minderjährige Flüchtlinge veröffentlichte Umfrage zeigt auf, dass Rechtsschutzmöglichkeiten im Kontext bundesweiter Verteilung, Alterseinschätzung und Hilfegewährung nach wie vor unzureichend seien, und ein großer Teil der Jugendlichen unter der Unmöglichkeit von Familienzusammenführungen leide. Die Ergebnisse der Umfrage verdeutlichten in alarmierendem Ausmaß, dass jugendliche Geflüchtete massiv unter Gewalterfahrungen leiden und in kontinuierlich ansteigendem Ausmaß von Alltags- und institutionellem Rassismus betroffen seien. Die Umfrage berücksichtige auch die drastischen Auswirkungen der Corona-Pandemie auf die Lebensumstände junger Geflüchteter. Unterbrechungen laufender Asylverfahren, Sammel-Quarantäne und Isolation in Großunterkünften und damit einhergehend zusätzliche Benachteiligung im Bildungszugang, gesundheitliche Risiken sowie zusätzliche Stigmatisierungen wirkten sich beträchtlich auf die Lebensumstände der jungen Menschen aus.
Gleichberechtigter Zugang zu Bildung und Gesundheit gefordert
„Zu den großen Verlierern und Verliererinnen der Corona-Pandemie zählen gerade geflüchtete Kinder und Jugendliche. Geschlossene Schulen und Kitas haben bei ihnen vielfach dazu geführt, dass sie in ihrem Spracherwerb und auch schulisch weit zurückgeworfen wurden. Homeschooling ohne Hilfe der Eltern, oftmals ohne ausreichende Hard- und Software sowie Internetzugang in einer Gemeinschaftsunterkunft funktioniert eben nicht. In den politischen Diskussionen um Schul- und Kitaöffnungen sind Flüchtlingskinder und ihre Familien aber konsequent ausgeblendet worden. Sie wurden vielfach einfach ihrem Schicksal überlassen. Mit der zunehmenden Normalisierung des Alltags, der trotz der nach wie vor bestehenden Unsicherheiten in der Corona-Pandemie auch im Bildungsbereich wieder Einzug hält, muss noch stärker als zuvor der Blick auf einen gleichen Zugang für alle Kinder zu Unterstützungs- und Förderangeboten gelegt werden“, betont Anne Lütkes, Vizepräsidentin des Deutschen Kinderhilfswerkes.
Quelle: Deutsches Kinderhilfswerk e.V.
Termine zum Thema
-
09.04.2024
Beteiligung von Kindern im Kinderschutz – wie kann das gehen?
-
15.04.2024
Baukulturelle Bildung in der Kita
-
19.04.2024
Basiskurs Kindeswohlgefährdung § 8a SGB VIII – Handlungskompetenz im Krisenfall
-
06.05.2024
Symposion 2024: Gesellschaft neu denken - Kinderrechte für alle!
-
16.05.2024
6. Jahreskonferenz – Spannungsfelder und gelingende Praxis in der Arbeit mit sexuell übergriffigen Kindern und Jugendlichen
Materialien zum Thema
-
Artikel / Aufsatz
Verdacht auf innerfamiliären sexuellen Missbrauch: Herausforderungen und wie der ASD trotz und mit ihnen gut umgehen kann
-
Expertise / Gutachten
Rechtsgutachten des DIJuF: "Digitalisierung in der Kinder- und Jugendhilfe"
-
Anleitung / Arbeitshilfe
Arbeitshilfe zur Erstellung von Schutzkonzepten in der OKJA - Prävention (sexualisierter) Gewalt
-
Zeitschrift / Periodikum
Peer-to-Peer im Jugendschutz - KJug 4-2023
-
Artikel / Aufsatz
„Du sitzt im Wartesaal und niemand ruft dich auf!“ – Krisenintervention in der Krise?! erste Erkenntnisse aus einem laufenden Praxisforschungsprojekt zur Inobhutnahme
Projekte zum Thema
-
Kinderschutz und Kinderrechte in der digitalen Welt
-
Therapeutisches Internat Sternstunden-Mattisburg am Chiemsee
-
Philipps-Universität Marburg
Corona-Befragung für Familien
-
Diakonie Wuppertal – Soziale Teilhabe gGmbH
„Do it! - Transfer Bund“
-
Deutsche Kinderschutzstiftung Hänsel+Gretel
DAS GROSSE KINDERRECHTE-SPIEL
Institutionen zum Thema
-
Träger der freien Kinder- und Jugendhilfe
faX Fachberatungsstelle bei sexualisierter Gewalt in Kindheit und Jugend für Stadt und Landkreis Kassel
-
Oberste Landesjugendbehörde
Ministerium für Soziales, Jugend, Familie, Senioren, Integration und Gleichstellung
-
Sonstige
ZAnK – Zentrale Anlaufstelle für grenzüberschreitende Kindschaftskonflikte und Mediation
-
Sonstige
Koordinationsstelle Kinderarmut des LVR-Landesjugendamts (Landschaftsverband Rheinland)
-
Träger der freien Kinder- und Jugendhilfe
Wellenbrecher e.V.