Flucht und Migration

SH: Flüchtlingskinder lernen Deutsch

Mit über 100 "Deutsch als Zweitsprache" (DaZ)-Zentren verfügt Schleswig-Holstein über ein etabliertes und erfolgreiches Modell zur Sprachförderung von Kindern und Jugendlichen, die als Flüchtlinge oder als Migranten ins Land kommen.

20.10.2015

Unter den Flüchtlingen, die zur Zeit aus Syrien, Afghanistan, dem Irak oder afrikanischen Ländern nach Schleswig-Holstein kommen, sind viele schulpflichtige Kinder und Jugendliche. Sie lernen möglichst vom ersten Tag an Deutsch - in den landesweit über 100 "Deutsch als Zweitsprache" (DaZ)-Zentren. In jedem Kreis und in jeder kreisfreien Stadt gibt es dieses Angebot.

Lernen in den DaZ-Zentren

DaZ-Zentren werden an eine bestehende Schule angegliedert und organisieren schulartübergreifend und in einem dafür festgelegten Einzugsbereich den Deutschunterricht. Das heißt: Schulpflichtige Kinder und Jugendliche ohne oder mit äußerst geringen Deutschkenntnissen werden an einem zentralen Ort zusammen unterrichtet - von eigens ausgebildeten und qualifizierten Lehrkräften.

Ziel dieser Sprachförderung ist es, das Kinder und Jugendliche erfolgreich in Schule mitarbeiten können und einen Schulabschluss erreichen können, der ihrem individuellen Leistungsvermögen entspricht. Und das unabhängig davon, welche Muttersprache sie sprechen und welcher Herkunft sie sind.

Mehrstufiges Modell

Alle DaZ-Zentren arbeiten nach einem Mehrstufenmodell: Die Kinder und Jugendlichen starten in der Regel in der Basisstufe: Dort werden sie in vielen Kreisen und kreisfreien Städten durchschnittlich mit 25 Wochenstunden unterrichtet. Möglich ist aber auch ein Sprachunterricht von täglich mindestens zwei Stunden und den übrigen Vormittag lernen sie gemeinsam mit anderen Kindern in den 'normalen' Klassen. Wie lange die Schülerinnen und Schüler den Unterricht in der Basisstufe besuchen, entscheiden die Lehrkräfte.

Danach geht es in die Aufbaustufe. Das heißt, die Schülerinnen und Schüler verlassen die DaZ-Klasse der Basisstufe und besuchen den Regelunterricht, manche wechseln die Schule. Zusätzlich zum normalen Unterricht werden die Kinder vier bis sechs Stunden von Lehrkräften der DaZ-Zentren unterrichtet. Auf der letzten Stufe nehmen die Schülerinnen und Schüler voll am Unterricht in der Regelklasse teil. Wöchentlich erhalten sie jedoch noch regelmäßig eine besondere Sprachförderung von ihren Lehrerinnen und Lehrern. An den berufsbildenden Schulen wird eine DaZ-Struktur derzeit auf - und ausgebaut.

Ausgebildetes Fachpersonal

Die Lehrerinnen und Lehrer, die in den DaZ-Zentren unterrichten, verfügen über die Zusatzqualifikation "Deutsch als Zweitsprache". Die können sie über die Lehramtsausbildung an der Universität Flensburg erwerben (in der 1. Phase) oder sich am Institut für Qualitätsentwicklung an Schulen (IQSH) fort-und weiterbilden.

<link http: www.schleswig-holstein.de de fachinhalte s sprachbildung daz.html external-link-new-window weiteren informationen zu daf auf den seiten des ministeriums für schule und berufsbildung>>> Informationen zu Deutsch als Zweitsprache
<link http: www.schleswig-holstein.de de fachinhalte s sprachbildung sprachbildung.html external-link-new-window weiteren informationen auf den seiten des ministeriums für schule und berufsbildung>>> Informationen zum Konzept Sprachbildung

Diese Fortbildung wird in unterschiedlichen Formaten angeboten: Das reicht von einer einjährigen berufsbegleitenden Fortbildung am IQSH bis zu Kompaktkursen und künftig auch Möglichkeiten des Online-Lernens. Das Interesse an diesen Qualifizierungsangeboten ist sehr groß; derzeit laufen 13 Kurse mit 370 Teilnehmern, sechs weitere mit 180 Teilnehmern werden noch in diesem Jahr starten. Das alles macht es möglich, dass bisher alle DaZ-Stellen an den allgemein bildenden Schulen besetzt werden können.

Reaktion auf steigende Flüchtlingszahlen

Schleswig-Holstein hat die Zahl der Planstellen für die DaZ-Zentren erhöht. In 2015 wurde die Zahl der Stellen um 125 auf 358 Stellen erhöht. Damit stehen mehr als 5.000 Lehrkräfte-Wochenstunden für die DaZ-Zentren zur Verfügung. Außerdem wurden 240 zusätzliche Lehrerstellen geschaffen, um die Unterrichtsversorgung trotz des Anstiegs der Schülerzahlen sichern zu können.

Mehr Stellen für DaZ

Die Zahl der Schülerinnen und Schüler in den DaZ-Zentren der allgemein bildenden Schulen ist gegenüber Juni 2015 um 543 auf 3.945 gestiegen. An den Berufsbildenden Schulen (BBS) und Regionalen Berufsbildungszentren (RBZ) wurden im September 2015 2.033 Flüchtlinge beschult. Im März dieses Jahres waren es 1.200. In der Lehrkräfte-Planstellenzuweisung für dieses Schuljahr wurden die steigenden Flüchtlingszahlen bereits berücksichtigt. Die Prognose hält mit der tatsächlichen Entwicklung auch bis heute Schritt, sodass die Situation in Schleswig-Holstein gut ist. Dennoch steht schon jetzt fest, dass es bereits zum 1. Februar 2016 weitere Stellen geben wird. Hier gibt es eine Nachsteuerung angesichts der ansteigenden Zahl von Schülerinnen und Schülern. Geplant sind für 2016 bis zu 280 weitere Stellen und bis zu vier Millionen Euro für Lehrkräfte an Berufsbildenden Schulen.

Umgang mit traumatisierten Kindern

Weil die Lehrkräfte und die Betreuungspersonen, die in den DaZ-Zentren arbeiten, immer häufiger mit Kindern und Jugendlichen zu tun haben, die in ihren Heimatländern oder auf der Flucht Krieg und Gewalt erlebt haben, brauchen sie Grundkenntnisse und Basisstrategien im Umgang mit traumatisierten Kindern und Jugendlichen. Deshalb hat das Ministerium eine landesweite Fortbildungsinitiative für Lehrkräfte und Sozialpädagoginnen und -pädagogen an DaZ-Zentren gestartet.

Nach ersten Regionalkonferenzen vor den Sommerferien folgen von Oktober 2015 bis Mai 2016 Fortbildungen, die 40 Stunden an zehn Nachmittagen umfassen. Sie sollen den Lehrerinnen und Lehrern vertiefte Kenntnisse im Umgang mit traumatisierten Kindern vermitteln, aber auch Hinweise auf Angebote und Kooperationsmöglichkeiten mit anderen Einrichtungen (Jugendamt, Ausländerbehörde, Migrationsfachdienste) geben, damit mittelfristig vor Ort Netzwerke gebildet werden können.

Quelle: Ministerium für Schule und Berufsbildung Schleswig-Holstein vom 20.10.2015

Back to Top