Flucht und Migration

Schleswig-Holstein: Flüchtlinge in Ausbildung bringen

Um Flüchtlingen in Schleswig-Holstein den Einstieg in Ausbildung und Arbeit zu erleichtern, haben sich Vertreter von Gewerkschaften, der Unternehmensverbände, der Kammern, der Bundesagentur für Arbeit und des Flüchtlingsrates auf erste konzeptionelle Eckpunkte verständigt.

24.04.2015

Wie Wirtschaftsminister Reinhard Meyer sagte, werde der Zustrom von Flüchtlingen in diesem und den folgenden Jahren deutlich über den bisherigen Prognosen liegen. Die Landesregierung erwarte allein bis Jahresende, dass bis zu 15.000 Flüchtlinge in Schleswig-Holstein Schutz suchen werden. "Deshalb ist es besonders wichtig, dass wir gemeinsam mit allen Partnern Lösungen erarbeiten, wie wir diesen Menschen den Einstieg in Ausbildung und Arbeit erleichtern können. Spracherwerb und Beschäftigung sind die zentralen Aspekte, die Integration ermöglichen", so Meyer.

Ein zentraler Baustein sei dabei vor allem die Berufliche Bildung, die zu mehr Chancengleichheit führe und einer besseren Integration von Jugendlichen mit Migrationshintergrund genutzt werden solle. Meyer: "Dazu müssen alle beteiligten Institutionen eng zusammenarbeiten." So könnten künftig Aufenthaltsstatus, Berufsschulbesuch, Spracherwerb und berufliche Qualifizierung von jugendlichen Flüchtlingen und Asylsuchenden besser aufeinander abgestimmt und damit eine gezieltere Förderung ermöglicht werden.

Wie Meyer weiter sagte, sei mit der Fachkräfteinitiative "Zukunft im Norden" bereits ein gutes Instrument vorhanden, die Herausforderungen gemeinsam zu schultern: "Wir wollen die Potenziale nutzen, die diese Menschen mitbringen, denn kein Talent darf verloren gehen. Für eine nachhaltige Entwicklung der Wirtschaft in unserem Land brauchen wir gut ausgebildete Fachkräfte."

Margit Frau Haupt-Koopmann, Chefin der Regionaldirektion Nord der Bundesagentur für Arbeit, betonte: "Um die gesellschaftliche Integration der Flüchtlinge zu erleichtern, ist es notwendig, sie so schnell wie möglich in den Arbeitsmarkt zu integrieren. Die berufliche Eingliederung gelingt aber nur dann, wenn sie angemessen auf die Anforderungen des deutschen Arbeitsmarkts vorbereitet werden. Wesentlicher Erfolgsfaktor ist dabei der Erwerb der deutschen Sprache. Wir, die Arbeitsagenturen und Jobcenter, werden frühzeitig die Kompetenzen der Flüchtlinge identifizieren. Bei der Erstaufnahme ermitteln wir daher ihre beruflichen Kenntnisse und Vorerfahrungen mit Hilfe eines Kurzfrage­bogens, den wir in 15 unterschiedlichen Sprachen für die Kompetenzfeststellung nutzen."

Uwe Polkaehn, Vorsitzender des Deutschen Gewerkschaftsbundes Nord (DGB Nord): "Integration braucht Arbeit und Bildung. Ausbeutung, schlechte Arbeitsbedingungen und Lohndumping sind aber immer noch Alltag für viele Menschen, die zu uns gekommen sind. Als Gewerkschaften werden wir die gesellschaftliche und betriebliche Willkommenskultur weiterhin befördern, rassistischen und fremdenfeindlichen Bestrebungen treten wir vehement entgegen." Gerade für Flüchtlinge seien eine gute Beratung über ihre Rechte und frühzeitige Angebote zum Erlernen der deutschen Sprache eine wichtige Voraussetzungen für die Teilhabe am Arbeitsleben – administrative, soziale oder gesellschaftliche Hürden würden zur Benachteiligung von Flüchtlingen bei der Berufsausbildung führen, nicht selten seien prekäre Beschäftigungsverhältnisse die Folge. "Es muss auch für Flüchtlinge der Grundsatz Gute Ausbildung – Gute Arbeit gelten und umgesetzt werden. Daher begrüßen die Gewerkschaften die Initiative der Landesregierung ausdrücklich", so Polkaehn.

"Die Arbeitgeber im Norden begrüßen die Initiative der Landesregierung", betonte Uli Wachholtz, Präsident der UVNord. "Nach vernünftiger Unterbringung, Beratung, Schulung und Sprachunterricht ist der möglichst schnelle Einstieg in den Arbeitsmarkt die wichtigste Voraussetzung für eine gelingende Integration in unsere Gesellschaft. UVNord wird bei seinen Mitgliedern aktiv für Arbeits- und Ausbildungsplätze werben und organisatorische Maßnahmen zur Beratung von Unternehmen im Lande schaffen. Die Voraussetzungen in den Unternehmen sind gut, weil Fachkräfte gesucht werden. Die Menschen, die zu uns gekommen sind, haben also gute Chancen!"

Martin Link, Geschäftsführer bei dem in Integrationsnetzwerken engagierten Flüchtlingsrat Schleswig-Holstein mahnte als Ergebnis der anstehenden Flüchtlingskonferenz "konkrete und verbindliche Entscheidungen" an, "die Integration der Flüchtlinge in Ausbildung und Arbeit ohne Verzug, messbar und nachhaltig zu verbessern." Alle Akteure seien dabei aufgerufen, die Chancengerechtigkeit für alle Flüchtlingsgruppen im Blick zu behalten und "nicht die vermeintlich Nützlichen gegen die angenommen nicht marktgerecht Qualifizierten auszuspielen", so Link.

Quelle: Ministerium für Wirtschaft, Arbeit, Verkehr und Technologie des Landes Schleswig-Holstein vom 13.04.2015

Redaktion: Kerstin Boller

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