Flucht und Migration

Saarländisches Programm für Flüchtlingshilfe gestartet

Im Saarland sollen Teilnehmer von Freiwilligendiensten künftig verstärkt aktiv in der Flüchtlingshilfe eingesetzt werden. Darüber hinaus können im Sozialministerium Unterlagen zur Flüchtlingshilfe, Adressen von Asylbegleitern und Lotsen, sowie Handlungsleitfäden zur konkreten Hilfsarbeit vor Ort abgerufen werden.

05.08.2015

50 bis 100 Bufdi`s und FSJ`ler sowie Freiwilligendienste sollen Kommunen entlasten

"Angesichts des starken Flüchtlingszustroms in der zentralen Landesaufnahmestelle in Lebach und der Zuweisung von Flüchtlingen an die Gemeinden hat sich der Staatssekretär im saarländischen Sozialministerium, Stephan Kolling, dafür ausgesprochen, Teilnehmer von Freiwilligendiensten künftig verstärkt aktiv in der Flüchtlingshilfe einzusetzen: "Unsere Städte und Gemeinden im Saarland sowie die ehrenamtlichen Helfer benötigen dringend Unterstützung und feste Ansprechpartner. Unsere 15 Asylbegleiter und Integrationslotsen sind hier bei ihrer Arbeit am Ende Ihrer Möglichkeiten angelangt, daher brauchen wir dringend weitere engagierte Kräfte, die unsere Flüchtlingshilfe im Land unterstützen. Es bedarf eines gemeinsamen Kraftaktes. Die Versorgung der Flüchtlinge mit Wohnraum und die Betreuung stellt uns vor größte Herausforderungen, die wir nur gemeinsam, Hand in Hand bewerkstelligen können. "Wir arbeiten alle an der Belastungsgrenze. Wir wissen, wie schwierig es vor Ort oftmals ist und welche Hürden und Hindernisse es für Ehrenamtler in der Flüchtlingsarbeit gibt. Gemeinsam gilt es, diese zu überwinden. Es ist bewundernswert, was alles im Land trotz aller Schwierigkeiten geleistet wird".

Um die Helfer ein Stück zu unterstützen und zu entlasten, müssen wir auch neue Wege in der Flüchtlingshilfe gehen: Gemeinsam mit den Trägern der Freiwilligendienste will Staatssekretär Kolling diese Woche beraten, wie Bufdis und FSJ`ler künftig verstärkt eingesetzt werden können in den kommunalen Netzwerken. "Notfalls benötigen wir zusätzliche Einsatzstellen, damit wir gemeinsam die Herausforderungen der Flüchtlingshilfe schultern", so Kolling.
Die Teilnehmer der Freiwilligendienste sollen aktiver Unterstützer und Ansprechpartner in den saarländischen Gemeinden und in den Netzwerken werden und dort den vielen Helfern zur Seite stehen. Nicht nur die Teilnehmer des Freiwilligen Sozialen Jahres können hier eine wichtige Stütze sein, sondern auch die Teilnehmer des Bundesfreiwilligendienstes".

"Mit über 80 Initiativen und Netzwerken im Saarland konnten wir eine große ehrenamtliche Unterstützungsinitiative starten, jedoch sind viele Helfer seit Wochen und Monaten damit beschäftigt, Flüchtlinge zu betreuen, zu Arzt- und Behörden zu begleiten, in das Gesellschafts- und Vereinsleben zu integrieren oder mit Hilfsmitteln zu versorgen. Das ist wunderbar und einmalig. Oftmals scheitern diese Hilfen daran, dass feste Ansprechpartner fehlen und Sprachkompetenz nicht vorhanden ist", erklärte Staatssekretär Stephan Kolling.

Wenn wir es schaffen, 50 bis 100 zusätzliche Stellen der Freiwilligendienste für die Flüchtlingshilfe zu gewinnen, wäre das eine gute Verstärkung. Städte und Gemeinden könnten mit den Trägern der Freiwilligendienste die Einsatzstellen abstimmen. Geschultes und sprachlich ausgebildetes Fachpersonal zu gewinnen ist hingegen sehr schwierig. Sollte sich die Lage weiter verschärfen, müsste man auch darüber nachdenken, Ruheständler auf freiwilliger Basis und freigestellte Mitarbeiter einzubinden.

Mit einem 3-Punkte-Programm will das Sozialministerium die Flüchtlingshilfe weiter unterstützen: "Informieren, Koordinieren und Betreuen – das sind unsere Schwerpunktaufgaben in den nächsten Monaten, die auch uns im Ministerium an Grenzen bringt." 

Zentrale Info- und Beratungshotline "0681 501 2223" für Gemeinden und Helfer

Ab dem 04. August ist im Sozialministerium unter der Telefonnummer 0681 501 2223 von 9 bis 16 Uhr eine Infohotline geschaltet. Mitarbeiter der Stabsstelle Integration werden an Wochentagen Mitarbeitern von Gemeinden, Landkreisen, Initiativen und interessierten Mitbürgern als Ansprechpartner zur Verfügung stehen. Fragen über Möglichkeiten der Betreuung, rechtliche Hinweise, praktische Tipps und Ansprechpartner können erfragt und vermittelt werden. Außerhalb der Dienstzeiten steht ein Anrufbeantworter bereit.

Alle Anrufer werden zentral im Sozialministerin die Informationen erhalten, die sie benötigen. Auch können hier Unterlagen zur Flüchtlingshilfe, Adressen von Asylbegleitern und Lotsen, wissenswerte Fragen und Antworten und Handlungsleitfaden zur konkreten Hilfsarbeit vor Ort abgerufen werden.

Saarländische Ärzte mit Arabisch-Kenntnissen dringend gesucht – Gesundheitskarte für Flüchtlinge wäre Erleichterung

Unsere größte Hürde ist derzeit die Sprachbarriere, so Staatssekretär Kolling, der alle saarländischen Ärzte mit Kenntnissen in arabischer Sprache aufruft, sich beim Sozialministerium zu melden, damit ein Ärztekataster mit Sprachkompetenz erstellt und den Netzwerken und Gemeinden zur Verfügung gestellt werden kann. Ein entsprechendes Schreiben wurde an die Ärztekammer gerichtet. Gemeinsam gilt, es neben der medizinischen Erstversorgung in der Landesaufnahmestelle Lebach auch im Land dezentral eine ärztliche Versorgung sicherzustellen. Auch die Krankenkassen im Saarland wurden angeschrieben und gebeten, entsprechend den Leistungen des Asylbewerberleistungsgesetzes eine Gesundheitskarte für Flüchtlinge anzubieten. Dies würde die Behandlung dezentral bei Hausärzten im Saarland erleichtern.

Sprachhelfer  und -mittler, Studenten und Lehrer können helfen

Einen großen Bedarf haben wir auch an Sprachhelfern und -mittlern, die Flüchtlinge bei Behördengängen, Arztbesuchen oder bei der Vermittlung von Ausbildungsstellen unterstützen können. Saarländer mit Sprachkenntnissen sind willkommen und werden ebenfalls dringend gesucht: Studenten und Lehrer haben mit ihrer Sprachkompetenz ein großes Potential und können wichtige Brücken der Verständigung bauen. Auch hier sind wir auf das Ehrenamt angewiesen. Wir hoffen, dass der Bund sich finanziell am Sprachenerwerb beteiligt. Gemeinsam mit der saarländischen VHS Landesverband haben wir ein Sprach- und Schulungskonzept erarbeitet. Jedoch fehlen die finanziellen Mittel, die wir vom Bund benötigen zur Durchführung der Maßnahmen, so Kolling. "Hier laufen die Gespräche mit dem Bund und wir hoffen, im Herbst mit dem Sprachkonzept loslegen zu können". In Vorbereitung ist derzeit auch ein Dolmetschervermittlungsdienst, der im Herbst seine Arbeit aufnehmen wird.

Neue Clearingeinrichtung für minderjährige Flüchtlinge in St. Wendel

Auch die Zahl der minderjährigen Flüchtlinge im Saarland hat neue Rekorde aufgestellt: insgesamt 520 Personen werden derzeit betreut. Kurzfristig mussten 13 junge Flüchtlinge wegen der Vollbelegung von Jugendherbergen in eine Halle in Köllerbach untergebracht werden. Wir haben es aber geschafft, neue Einrichtungen zu finden. Neben den drei Clearinghäusern in Merzig und Völklingen, werden wir in der nächsten Woche mit einer vierten Clearingstelle in St. Wendel Kapazitäten vorhalten. Weitere Räumlichkeiten stehen auch im nördlichen Saarland zur Verfügung. Ab dem 1. Januar 2016 wird es für das Saarland eine deutliche Entlastung geben, denn dann werden die jugendlichen Flüchtlinge auf die Bundesländer nach dem sogenannten Königsteiner Schlüssel verteilt.

Quelle: Ministerium für Soziales, Gesundheit, Frauen und Familie Saarland vom 03.08.2015

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