Flucht und Migration

Niedersachsens Sozialministerin setzt sich für weitere interkulturelle Öffnung von Schulen in Niedersachsen ein

Zugewanderten Menschen bleibt das Bildungssystem in Deutschland oft fremd. Dabei spielen Ausbildung und Arbeit in unserer Gesellschaft für den sozialen Werdegang, für wirtschaftliche Unabhängigkeit und Zukunftschancen eine entscheidende Rolle.

28.11.2013

Um Eltern und Kinder mit Migrationshintergrund dabei zu unterstützen, einen leichteren Zugang zur Ausbildung zu finden, hat Niedersachsen zusammen mit der Berufsbildenden Schule 6 in Hannover die Veranstaltungsreihe „Einbeziehung von Eltern mit Migrationshintergrund im Bereich Berufsbildende Schule und berufliche Bildung" ins Leben gerufen. Beim Abschlussworkshop am 26.11.2013 stellte Niedersachsens Sozialministerin Cornelia Rundt fest: „Wir alle wissen um die Bedeutung der Eltern bei der Berufsorientierung. Eltern sind traditionell Vorbild und Ratgeber. Aber Eltern mit Migrationshintergrund fällt dies oft schwer. Die Gründe sind vielschichtig. Viele Eltern sind in ihrer Heimat mit einem anderen Schul- und Ausbildungssystem aufgewachsen und kennen das sehr komplexe deutsche Bildungssystem nur wenig. Häufig fehlen auch Sprachkenntnisse, um das deutsche Ausbildungssystem zu verstehen. Das verstärkt die Berührungsängste mit Institutionen wie den Schulen."
 
Schulleiter Michael Sternberg, der diese Veranstaltungsreihe initiiert hat, wies darauf hin, dass nicht nur, aber auch in migrantischen Familien das Wort der Eltern für ihre Kinder deutlich mehr zählt als das Wort aller anderen Berater. „Wollen wir die verborgenen Talente und Befähigungen der Schülerinnen und Schüler wirksam herausarbeiten, damit die Berufsorientierung verbessern und auch die Berufswahlprozesse effektiv und realitätsnah fördern, geht das natürlich nicht ohne die aktive Einbindung der Eltern", so Schulleiter Sternberg.
 
Um die Eltern der Jugendlichen mit Migrationshintergrund künftig besser einzubinden, haben in drei vorangegangenen Veranstaltungen Vertreterinnen und Vertreter unterschiedlichster Institutionen wie Migrantenselbstorganisationen, Schulen und andere Bildungsträger im Rahmen von Workshops Herausforderungen dargelegt, bereits vorhandene Maßnahmen vorgestellt und bewertet, künftige Handlungsfelder identifiziert und erste Maßnahmen entwickelt. Heute wurden Ergebnisse und Kooperationsvereinbarungen vorgestellt. Neu ist zum Beispiel die Vereinbarung des türkischen Elternvereins der Landeshauptstadt Hannover mit der Regionaldirektion Niedersachsen/Bremen, im Bereich der Elternarbeit künftig enger zusammenzuarbeiten. Viele der neuen Ideen sollen in Kooperation mit dem „MigrantenElternNetzwerk" stattfinden. Das Mitte Juni 2013 auf Initiative des Landes gegründete Netzwerk wird als Brückenbauer zwischen Schulen und Elternhäusern zum Wohle der Jugendlichen mit Zuwanderungshintergrund fungieren. Es stellt sicher, dass Eltern in dem Bemühen, ihre Kinder zu beraten und bei Entscheidungen zu helfen, nicht allein gelassen werden. Auch motiviert es zu mehr Engagement in schulischen Gremien. Motivierte Eltern sind die besten Vorbilder für ihre Kinder. Zum Beispiel arbeitet das MigrantenElternNetzwerk für die Stadt und Region Hannover mit der BBS 6 zum Thema „Ansprache von Eltern mit Zuwanderungsgeschichte durch die Schule" zusammen. Die BBS 6, an der Schülerinnen und Schüler aus 45 Nationen unterrichtet werden, wird zu Beginn des Schuljahres 2014/2015 ein sogenanntes Willkommensfest der Nationen veranstalten, um Eltern mit Zuwanderungsgeschichte bereits vor dem ersten Elternabend einen niedrigschwelligen Zugang zur Schule zu eröffnen.
 
In diesem Prozess spielen die Migrantenselbstorganisationen eine wichtige Rolle. Eine enge Zusammenarbeit sei wichtig, betonte Schulleiter Sternberg. Er wünsche sich auch zukünftig einen regen Austausch.
 
„Wir müssen weiter daran arbeiten, dass sich die Schulen noch mehr interkulturell öffnen", so Cornelia Rundt. „Unser Ziel ist es deshalb, die Schülerschaft in ihrer kulturellen Vielfalt auch von Lehrerinnen und Lehrern betreuen zu lassen, die mit ihrer eigenen Zuwanderungsgeschichte über persönliche Erfahrungen verfügen, persönliche Erfahrungen im bilingualen sowie bikulturellen Bildungsprozess. Mehrsprachige Lehrkräfte bauen Brücken zu den Schülerinnen und Schülern mit Migrationshintergrund, sie bauen Brücken zu Eltern mit Migrationshintergrund. So sichern sie die Einbeziehung und Teilhabe der Eltern am schulischen und gesellschaftlichen Leben ihrer Kinder."

Quelle: Niedersächsisches Ministerium für Soziales, Frauen, Familie, Gesundheit und Integration vom 26.11.2013

Redaktion: Astrid Bache

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