Flucht und Migration

Mannheimer Soziologen erforschen Integration von Migrantenkindern

Warum schneiden viele Migranten im Bildungssystem schlecht ab? Und warum tun sie sich auf dem Arbeitsmarkt oft schwerer, selbst wenn sie gute Noten haben? Wie kann verhindert werden, dass Integrationsdefizite der Eltern auch den Lebensweg der Kinder prägen? Soziologen des Mannheimer Zentrums für Europäische Sozialforschung (MZES) der Universität Mannheim gehen diesen Fragen nun mit einer groß angelegten Langzeitstudie auf den Grund.

17.12.2009

Das neue MZES-Projekt "Children of Immigrants Longitudinal Survey in Four European Countries" (CILS4EU), untersucht die Entwicklung von Einwandererkindern der zweiten Generation in Deutschland, Großbritannien, Schweden und den Niederlanden über mehrere Jahre hinweg. NORFACE, eine Initiative von 14 nationalen Einrichtungen der Forschungsförderung, unterstützt das Projekt bis 2012 mit insgesamt 3,8 Millionen Euro. 

Forschungsleiter Prof. Dr. Frank Kalter sieht im Forschungsdesign von CILS4EU einen entscheidenden Vorteil gegenüber den meisten anderen Integrationsstudien: „Was uns fehlt, sind international vergleichbare Längsschnittdaten, um die Hypothesen der Migrationsforschung zu überprüfen und Ursache und Wirkung voneinander zu trennen. Zum Beispiel interessiert uns, ob sich Jugendliche türkischer Herkunft in Schweden und in den Niederlanden in zentralen Bereichen des Lebens anders entwickeln als in Deutschland - und wenn ja, warum.“

Gemeinsam mit seiner Mannheimer Kollegin Prof. Dr. Irena Kogan und Sozialwissenschaftlern der Universitäten Oxford, Stockholm, Tilburg und Utrecht möchte Kalter möglichst alle zentralen Aspekte der Integration und deren Wechselwirkungen im Zeitverlauf erfassen. 2010 wollen die Forscher in den beteiligten Ländern jeweils 4.000 14-Jährige befragen, einen Großteil von ihnen auch in den darauffolgenden Jahren.

Die befragten Jugendlichen befinden sich in einer entscheidenden Phase ihres Lebens: Sie stehen vor der Herausforderung, sich entweder eine Arbeitsstelle zu suchen oder einen höheren Bildungsabschluss anzustreben. In diesen Jahren würden die Weichen für ein ganzes Leben gestellt, erläutert Irena Kogan: „Der Übergang zum Arbeitsmarkt oder in die höhere Bildung ist für sich schon eine ganz entscheidende Schnittstelle. Aber in diesem Alter finden auch in anderen Bereichen zentrale Entwicklungen statt: Erste Partnerschaften kommen zustande, dauerhafte Freundschaftsnetzwerke bilden sich heraus, und auch kulturelle und emotionale Aspekte der Integration, wie etwa die Identifikation mit dem Aufnahmeland, werden in diesen Jahren nachhaltig geprägt.“

Mit dem Mannheimer Zentrum für Europäische Sozialforschung (MZES) als Koordinationsstelle soll CILS4EU einen europaweit einzigartigen Datensatz aufbauen, der der internationalen Forschung zur öffentlichen Nutzung bereit gestellt wird.

Weitere Informationen finden Sie <link http: www.mzes.uni-mannheim.de _blank external-link-new-window external link in new>hier.

Quelle: Universität Mannheim

 

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