Flucht und Migration

„Kulturelle Umdenkprozesse finden nicht in zwei Jahren statt“

Im Rahmen des Rummelsberger Forums antwortete die Viezepräsidentin des Bundesamtes für Migration und Flüchtlinge (BAMF), Dr. Uta Dauke, auf die Frage „Brauchen wir eine Neuorientierung in der Flüchtlings- und Einwanderungspolitik?“. Sie machte Mut, Geflüchtete als Chance zu begreifen. Die Rolle von Kirche und Diakonie sieht sie vor allem im Bereich der Integration.

22.11.2017

Dr. Günter Breitenbach, Vorstandsvorsitzender der Rummelsberger Diakonie, begrüßte die Anwesenden in der voll besetzten Philippuskirche zum Rummelsberger Forum am 16. November im mittelfänkischen Schwarzenbruck, zu denen neben Vertretern der Rummelsberger Diakonie auch Gäste aus Politik, Wirtschaft, Kirche und Diakonie gehörten. „Es gibt sicher gefälligere Themen für einen Jahresempfang als die Flüchtlingsproblematik. Aber manche Fragestellungen bleiben einfach auf der Tagesordnung“, erklärte Breitenbach die Themenwahl. „Unser Auftrag als diakonischer Träger ist und bleibt Fremde beherbergen“.

Ist eine Neuorientierung in der Flüchtlings- und Einwanderungspolitik nötig?

Im Rahmen der Veranstaltung antwortete Dr. Uta Dauke, Vizepräsidentin des Bundesamtes für Migration und Flüchtlinge (BAMF) auf die Frage „Brauchen wir eine Neuorientierung in der Flüchtlings- und Einwanderungspolitik?“. Sie berichtete von politischen Entscheidungen, von Strategien und Prognosen und ging in der anschließenden Diskussion auch auf Fragen aus dem Publikum ein. Die Rolle von Kirche und Diakonie sehe sie im Prozess der Migration vor allem im Bereich der Integration. „Kirchen sind wichtige Integrations-Scharniere für Schutzsuchende, Geflüchtete finden hier Ansprechpartner. Und die Wertevermittlung findet zum großen Teil hier statt.“ Integrationskurse findet sie wichtig, weiß aber auch, dass diese nicht das Allheilmittel für mangelnde Integration sein können. „Kulturelle Umdenkprozesse finden nicht in zwei Jahren statt, das dauert Jahre.“ Zwar sei man im BAMF dazu übergegangen, von Geflüchteten statt von Flüchtlingen zu reden. „Aber Ankömmlinge werden nicht immer daraus, manchmal gelingt die Integration auch nicht.“ Dann sei geregelte Rückkehr unumgänglich.

Geflüchtete als Chance begreifen

Vor allem machte Dauke den Anwesenden aber Mut, Geflüchtete als Chance zu begreifen. „Ich habe talentierte, motivierte und intelligente junge Menschen getroffen, die sich toll in unsere Gesellschaft integriert haben. Das sind Hoffnungsträger und die besten Botschafter für unser Asylsystem.“ Besonders bedenklich sei es ihrer Meinung nach, das vorherrschende Sicherheitsgefühl und das Asylrecht gegeneinander auszuspielen. Daher sei es wichtig, so Dauke, dass die Geflüchteten ein sicheres Asylverfahren durchlaufen. „Denn dann können sie von der Bevölkerung als Chance für unser Land begriffen werden.“

Junge Geflüchtete berichten

Diakon Georg Borngässer, Pressesprecher der Rummelsberger Diakonie und Moderator des Abends, begrüßte im Anschluss vier junge Geflüchtete, die kurz aus ihrem Leben berichteten. Sie machen in Deutschland eine Altenpflegehilfeausbildung in der Rummelsberger Altenpflegeschule in Nürnberg. „Ich komme aus Madagaskar, dort habe ich Umwelt-Technik studiert. In Deutschland konnte ich nicht weiterstudieren. Altenpflege ist nicht mein Traum gewesen. Aber es wird gebraucht“, erzählte Angele Marie Raharinjato. Die musikalische Begleitung des Abends, das Blechbläserensemble BlechMafia, fing die durch die Schicksale der jungen Menschen gedrückte Stimmung auf.

Quelle: Bundesamt für Migration und Flüchtlinge vom 17.11.2017

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