Flucht und Migration

Kompetenzen von Fachkräften für die Arbeit mit geflüchteten Familien und UMF – Ein Positionspapier der AGJ

In einem neuen Positionspapier nimmt die Arbeitsgemeinschaft für Kinder- und Jugendhilfe – AGJ die Herausforderungen in den Blick, vor denen die Fachkräfte der Kinder- und Jugendhilfe bei der Arbeit mit geflüchteten Familien und unbegleiteten minderjährigen Geflüchteten stehen.

09.01.2017

Die Arbeitsgemeinschaft für Kinder- und Jugendhilfe – AGJ hat sich in den vergangenen Jahren kontinuierlich zu verschiedenen Aspekten der Begleitung, Unterstützung und Integration von geflüchteten Familien und (unbegleiteten) minderjährigen Geflüchteten geäußert. In dem nun vorliegenden Positionspapier nimmt die AGJ die Herausforderungen in den Blick, vor denen die Fachkräfte der Kinder- und Jugendhilfe bei der Arbeit mitgeflüchteten Familien und unbegleiteten minderjährigen Geflüchteten stehen. Dabei wird vorausgeschickt, dass ein Teil dieser Anforderungen der Sozialen Arbeit inhärent ist und auch auf andere Zielgruppen zutrifft. Bestimmte Aufgaben ergeben sich hingegen spezifisch bei der Begleitung, Unterstützung und Integration von geflüchteten Familien und unbegleiteten minderjährigen Geflüchteten.

Es stellt sich daher die Frage, welche Kompetenzen der Fachkräfte für die spezifischen Anforderungen an die sozialpädagogische Arbeit mit dieser Zielgruppe gestärkt und ggf. ergänzt werden sollten. Zur Beantwortung dieser Frage nimmt das Positionspapier zunächst eine Zusammenstellung der für die Arbeit mit Geflüchteten notwendigen Kompetenzen vor. Ausgehend von diesem exemplarischen Profil werden Forderungen mit Blick auf die Qualifizierung bzw. Qualifikation und Unterstützung von Fachkräften, Quereinsteigenden, Freiwilligen sowie hinsichtlich der besonderen Anforderungen an die Leitungs- und Organisationsebene formuliert.

Die AGJ will so einen Beitrag dazu leisten, dass die in der Kinder- und Jugendhilfe Tätigen optimal auf ihre wichtige Aufgabe vorbereitet werden und den in Deutschland Schutz suchenden Menschen bestmöglich zur Seite stehen können.

<link file:116524 _blank download positionspapier der>>> Zum vollständigen Papier mit dem Titel "Qualifizierung und Qualifikation von Fachkräften mit Blick auf die Begleitung, Unterstützung und Integration von geflüchteten Familien und unbegleiteten minderjährigen Geflüchteten" (PDF,  89 KB)

Ein Kompetenzprofil für die Soziale Arbeit mit geflüchteten Familien und unbegleiteten minderjährigen Geflüchteten

Ausgehend von den spezifischen Anforderungen sind für die Arbeit mit geflüchteten Familien und unbegleiteten minderjährigen Geflüchteten einige Kompetenzen besonders relevant. Das Positionspapier benennt diese fachlichen, methodischen, sozialen und personalen Kompetenzen und erläuert sie ausführlich. Sie umfassen folgende Punkte:

  • Wissen über Flucht und Migration
  • Kommunikations- und Vermittlungskompetenz
  • Kompetenz im Umgang mit Diversität
  • Handlungsstrategien gegen gruppenbezogene Menschenfeindlichkeit
  • Gendersensibilität
  • Kompetenzen für den Umgang mit emotionalen Belastungen und Traumatisierung
  • Netzwerk- und Kooperationskompetenz
  • Kompetenzen für die Integrationsarbeit
  • Innovationsfähigkeit

Fünf Forderungen mit Blick auf die Qualifizierung und Qualifikation von Fachkräften

Ausgehend von dem im Papier skizzierten Kompetenzprofil stellt die AGJ fünf  Qualifikations- und Qualifizierungserfordernisse auf, die – verkürzt dargestellt – folgende Punkte umfassen:

  • Grundständige Ausbildung und Qualifizierung interdisziplinärer und praxisnäher gestalten!
  • Ehrenamtliche und Quereinsteigende qualifizieren!
  • Bedarfsorientierte Fort- und Weiterbildungen für Fachkräfte sicherstellen!
  • Unterstützungssysteme für Fachkräfte ausbauen!
  • Leitungs- und Organisationsebene für die neuen Anforderungen fit machen!

Zusammenfassung und Ausblick

In Anbetracht der großen Integrationsherausforderungen, vor denen Deutschland und die vielen hier lebenden (jungen) Geflüchteten stehen, braucht es aus Sicht der AGJ gut aus- und fortgebildete Fachkräfte, die Hilfestellungen geben, die Entwicklung der geflüchteten Kinder und Jugendlichen fördern und dazu beitragen, Fremdheit und Misstrauen abzubauen.

Die Kinder- und Jugendhilfe hat die sich aus dem Fachkräftegebot ergebende Verantwortung, die mit geflüchteten Familien und unbegleiteten minderjährigen Geflüchteten arbeitenden Menschen bestmöglich für ihre Arbeit zu qualifizieren und zu unterstützen. Dazu braucht es ein Bewusstsein dafür, dass angemessene Qualifizierungs- und Reflexionsangebote unerlässlich sind, um die Qualität der Angebote der Kinder- und Jugendhilfe auch in Zeiten verstärkter bzw. veränderter Inanspruchnahme sicherstellen zu können. Die Qualifizierung von Fachkräften sollte daher als wesentlicher Bestandteil der Personalentwicklung bei öffentlichen und freien Trägern angesehen werden. Ein besonderes Augenmerk sollte dabei auf der Bereitstellung von Ressourcen für die Steuerung und Unterstützung des freiwilligen Engagements in der Geflüchtetenhilfe liegen. Ohne die entsprechende finanzielle und personelle Ausstattung ist dies nicht zu schaffen. Darüber hinaus braucht es faire, verlässliche Arbeitsbedingungen, die eine kontinuierliche Kompetenzentwicklung von Fachkräften befördern.

In Anbetracht des Fachkräftemangels in der Kinder- und Jugendhilfe müssen zudem vermehrt Qualifizierungswege für zugewanderte Arbeitskräfte und Quereinsteigende unter Beibehaltung fachlicher Standards geöffnet und die Durchlässigkeit der Systeme sichergestellt werden. Die AGJ fordert die relevanten politischen Akteure dazu auf, die dafür notwendigen finanziellen Ressourcen zur Verfügung zu stellen und die entsprechenden politisch-rechtlichen Rahmenbedingungen zu schaffen.

Quelle: Arbeitsgemeinschaft für Kinder- und Jugendhilfe – AGJ

Redaktion: Kerstin Boller

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