Flucht und Migration

Junge Islam Konferenz in Hamburg startet

In einem feierlichen Auftakt das Planspiel der Jungen Islam Konferenz (JIK) – Hamburg 2014 eröffnet. Rund vierzig junge Hanseaten mit und ohne muslimischen Migrationshintergrund stellen im JIK-Planspiel kontroverse öffentliche Debatten zum Thema Vielfalt am Beispiel von Islam und Muslimen in Deutschland nach.

29.09.2014

Die Junge Islam Konferenz – Hamburg ist ein Projekt der Stiftung Mercator, des Mercator Program Centers und der Humboldt-Universität zu Berlin in Kooperation mit der Behörde für Arbeit, Soziales, Familie und Integration.

Unter dem Motto „Volle Vielfalt Voraus“ geht die Junge Islam Konferenz – Hamburg erstmals in der Hansestadt an den Start. Heute begrüßt Hamburgs Erster Bürgermeister Olaf Scholz die Teilnehmer in einem feierlichen Auftakt im Rathaus. Rund vierzig Jugendliche aus Hamburg zwischen 17 und 23 Jahren, mit und ohne muslimischen Migrationshintergrund, wurden ausgewählt und nehmen an drei Modulen (Vorbereitungsseminar, Planspiel und Dialogforum) teil.

Hamburgs Erster Bürgermeister Olaf Scholz betont: „Jede und jeder ist einzigartig, und zugleich sehr vielschichtig. Wir alle sind Hamburg, ganz unabhängig von der Religion, der wir anhängen – oder einer Anschauung des Lebens, die uns auf Religion verzichten lässt. Der Islam ist längst in unserer Stadt angekommen. Mehr, und Genaueres dazu ergibt das Planspiel der Jungen Islam Konferenz, für das ich alles Gute wünsche.“

Das seit vier Jahren auf Bundesebene existierende Dialogforum der außerschulischen politischen Bildungsarbeit wird für die nächsten vier Jahre in der Hansestadt eingerichtet. Ziel ist es, eine junge, herkunftsübergreifende Sichtweise auf Auseinandersetzungen in einer Einwanderungsgesellschaft zu thematisieren und gemeinsam zu reflektieren.

Winfried Kneip, Geschäftsführer der Stiftung Mercator, erklärt: „Die Junge Islam Konferenz ist ein Dialogforum, in dem sich junge Menschen diskursiv mit dem Umgang mit Vielfalt in unserer Einwanderungsgesellschaft auseinandersetzen. Sie entwickeln gemeinsam Ideen, um Vorbehalten entgegenzutreten und den gesellschaftlichen Zusammenhalt zu stärken. Ich bin sehr gespannt auf den Kurs, den die JIK hier in Hamburg einschlägt – einer Stadt, die seit Jahrhunderten von Vielfalt geprägt ist. Damit dieses diverse Gesicht auch weiterhin zum Selbstverständnis aller hier lebenden Menschen gehört und die Potenziale der Vielfalt genutzt werden können, bedarf es junger Menschen, die ihre Stadt aktiv mitgestalten.“

Im Fokus der ersten JIK Hamburg steht das Thema „Zusammenhalt stärken, Vorurteile abbauen“. Im JIK-Planspiel bekleiden die Schüler, Auszubildenden und Studierenden die Rolle von Politikern, Wissenschaftlern, Religionsvertretern und Akteuren aus der Zivilgesellschaft. Sie simulieren öffentliche Debatten zum Thema Vielfalt am Beispiel von Islam und Muslimen in Deutschland. Die Methode ermöglicht einen sensibilisierenden Perspektivwechsel junger Menschen mit verschiedenen Hintergründen und Erfahrungshorizonten.

„Gerade in den derzeit sehr kontrovers geführten Debatten um Islam und Muslime auch in Deutschland ist es wichtig, die in der Öffentlichkeit bestehenden Bilder, Stereotype und Vorurteile zu analysieren und kritisch zu reflektieren“, so Esra Küçük, Leiterin der Jungen Islam Konferenz. „Junge Menschen egal welcher Herkunft sollten sich differenziert mit der Thematik vertraut machen, um die Deutungshoheit keinen populistischen oder extremistischen Akteuren zu überlassen, die einfache Antworten auf komplexe Fragen propagieren. Mit einem praktizierten und überzeugten demokratischen Zusammenhalt und einer zeitgemäßen Haltung zu Vielfalt können wir solchen Identitätsreduktionen und ihren menschenfeindlichen Konsequenzen begegnen.“

Die sich verschärfenden öffentlichen Debatten wirken indirekt auch auf Einstellungsmerkmale und Wahrnehmungen in der Bevölkerung ein. Anlässlich der Jungen Islam Konferenz – Hamburg 2014 und mit Förderung der Stiftung Mercator werden zu Konferenzbeginn erste Teilergebnisse einer repräsentativen Studie der Forschungsgruppe JUNITED im Berliner Institut für empirische Integrations- und Migrationsforschung (BIM) an der Humboldt-Universität zu Berlin vorgestellt, die bundesweit Einstellungsmerkmale und Wahrnehmungsstrukturen zu Islam und Muslimen erfasst hat.

Die ersten Teilergebnisse beziehen sich auf Erhebungen in der Hansestadt Hamburg und zeigen: Die Hamburger Bevölkerung ist religiöser Vielfalt gegenüber aufgeschlossen und weist ein solides Maß an Toleranz gegenüber Diversität auf. Gleichzeitig halten sich zahlreiche Vorurteile hartnäckig, insbesondere gegenüber Muslimen.

Dr. Naika Foroutan, Leiterin der Forschungsgruppe JUNITED erklärt: "Die Ergebnisse der Studie zeigen, dass wir uns nicht zurücklehnen dürfen – auch nicht in einer toleranten und weltoffenen Stadt wie Hamburg. Wenn ein Drittel der Hamburger Bevölkerung gegenüber Muslimen immer wieder stereotype Einstellungen vertritt, dann müssen wir das als einen Nährboden wahrnehmen, der tendenziell offen für rechtspopulistische Argumentationen ist. Muslime stehen hier nur exemplarisch für den Umgang mit Minderheiten in einer vielfältig werdenden Gesellschaft."

Über die Junge Islam Konferenz – Hamburg

Die Junge Islam Konferenz ist ein Dialogforum und Multiplikatorennetzwerk junger Menschen im Alter von 17 bis 23 Jahren. Sie ist ein Projekt der Stiftung Mercator, des Mercator Program Centers und der Humboldt-Universität zu Berlin in Kooperation mit der Hamburger Behörde für Arbeit, Soziales, Familie und Integration.

Als landesweites Forum bietet die Junge Islam Konferenz - Hamburg 2014 religiösen und nicht-religiösen jungen Menschen mit und ohne muslimischen Migrationshintergrund eine Plattform für Wissensgewinn, Austausch und Intervention in gesellschaftliche Debatten. Sie entsendet zudem Delegierte in die Bundeskonferenz der Jungen Islam Konferenz.

Das Projekt wird durch die Forschungsgruppe JUNITED im Berliner Institut für empirische Integrations- und Migrationsforschung (BIM) an der Humboldt-Universität zu Berlin wissenschaftlich begleitet.

Weitere Informationen unter <link http: www.junge-islamkonferenz.de>www.junge-islamkonferenz.de  

Quelle: Behörde für Arbeit, Soziales, Familie und Integration Hamburg vom 27.09.2014

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