Flucht und Migration

Integrationsprojekt: Geflüchtete übergeben Solar-Experimentiersets an Kindergartenkinder

Das Projekt "Kooperative Produktionsschule (KoPro)"stellt ein niederschwelliges Angebot für junge Geflüchtete im Vorfeld von Berufswahl, Qualifizierung und Ausbildung dar. Auch die Erweiterung der auf die Berufs- und Arbeitswelt bezogenen Sprachkenntnisse steht im Fokus des Projekts.

14.03.2017

Hilfe, von der alle profitieren: In Anwesenheit von Niedersachsens Kultusministerin Frauke Heiligenstadt haben an der Leonore Goldschmidt Schule in Hannover junge Geflüchtete selbst gebaute Solar-Experimentiersets an den Kindergarten Edenstraße übergeben. Die fünf Sets waren in den vergangenen Wochen von acht Jugendlichen aus Syrien und dem Irak im Energie-LAB der Leonore Goldschmidt Schule im Rahmen des Projekts Kooperative Produktionsschule (KoPro) hergestellt worden.

Federführend steht dahinter der gemeinnützige Verein Werk-statt-Schule. "Wir möchten die Chancen von jungen Geflüchteten auf Ausbildung bzw. Beschäftigung und damit auf eine nachhaltige gesellschaftliche Integration verbessern", sagte Daniela Hadem-Kälber von der Werk-statt-Schule bei der Übergabe am 9. März.

"Bildung und Arbeit sind die Erfolgsgaranten für die Integration", erklärte die Niedersächsische Kultusministerin Frauke Heiligenstadt. Deshalb sei das vorgestellte Projekt eine gute Ergänzung zu den Sprach- und Integrationsmaßnahmen des Landes, "SPRINT" und "SPRINT dual". Heiligenstadt: "Aktiver Spracherwerb und Erfahrungen mit der Arbeitswelt stehen im Mittelpunkt und sind darauf ausgerichtet, dass den Jugendlichen und jungen Erwachsenen praktische Kenntnisse vermittelt werden. Das Engagement der Projektpartner kann so Perspektiven eröffnen und ist ausdrücklich zu würdigen."

Zielsetzungen der Kooperativen Produktionsschule

Das Projekt stellt ein niederschwelliges Angebot für junge Geflüchtete im Vorfeld von Berufswahl, Qualifizierung und Ausbildung dar. Die Schülerinnen und Schüler bilden eine heterogene Lerngruppe aus schulpflichtigen und nicht mehr schulpflichtigen Jugendlichen und Erwachsenen. Sie sind bis zu 27 Jahre alt und verfügen in der Regel über geringe Deutschkenntnisse. Aufgrund ihrer persönlichen Situation (bspw. Fluchthintergrund, fehlende Orientierung im deutschen Ausbildungs- und Beschäftigungssystem, fehlende Motivation zur Aufnahme einer Ausbildung in einem unbekannten Ausbildungssystem) kann ein erheblicher Teil von ihnen noch nicht direkt in Ausbildung integriert oder im Rahmen einer berufsvorbereitenden Bildungsmaßnahme qualifiziert werden. Im Rahmen dieses Projektes sollen die Teilnehmerinnen und Teilnehmer für eine Ausbildung oder für eine berufliche Qualifizierung motiviert und schrittweise an den Ausbildungsmarkt herangeführt werden. Weiterhin steht die Erweiterung ihrer auf die Berufs- und Arbeitswelt bezogenen Sprachkenntnisse im Fokus des Projekts.

Es sind sowohl acht Plätze für Jugendliche (SGB VIII, Jugendhilfe) als auch 16 Plätze für junge Erwachsene (SGB II, Jobcenter) vorgesehen. Im Bereich der Jugendhilfe kommen für das Angebot z. B. auch unbegleitete minderjährige Flüchtlinge in Frage: Neben der Erfüllung der Schulpflicht in Sprachlernklassen (z. B. in der Leonore Goldschmidt Schule) erhalten sie eine Berufsvorbereitung und berufliche Orientierung im Rahmen der Kooperativen Produktionsschule.

"In diesem Projekt wird eine intensive Sprachbildung und Berufsorientierung auch für junge Menschen angeboten, die es ohne spezielle Unterstützung sehr schwer hätten, berufliche Chancen zu entwickeln. Insofern erhoffe ich mir von diesem KoPro-Projekt auch wichtige grundsätzliche Erfahrungen für eine erfolgreiche schulische und berufliche Integration von Schülerinnen und Schülern, die es aufgrund ihrer Sprachkenntnisse im herkömmlichen Unterricht schwer haben", so Dr. Michael Bax, Leiter der Leonore Goldschmidt Schule.

Förderer und zeitlicher Rahmen

Das Projekt startete im November 2016 und wurde zunächst für ein Jahr bewilligt. Danach ist eine Laufzeit von weiteren drei Jahren angestrebt. Finanziert wird KoPro durch das Jobcenter Region Hannover, die Region Hannover, proKlima, die Landeshauptstadt Hannover sowie die VHV Stiftung.

Die genannten Institutionen evaluieren das Projekt im Rahmen eines Beirats und sind überzeugt von dessen Gelingen:

  • "Die ,mini-solar´-Experimentiersets sind in den Kitas so beliebt, dass es Wartelisten gibt. Wir freuen sehr über die tatkräftige Unterstützung der jungen Flüchtlinge. Das KoPro-Projekt ermöglicht Kompetenzerwerb und das Kennenlernen handwerklicher Berufe mit freien Ausbildungskapazitäten", betont Anke Unverzagt, stellvertretende Leiterin des enercity-Fonds proKlima.
  • "Dieses Projekt unterstützt auf einmalige Art und Weise junge Flüchtlinge bei den ersten Schritten ins Berufsleben", so Erwin Jordan, Dezernent für Soziale Infrastruktur der Region Hannover. "Die ,Kooperative Produktionsschule' vereint die Möglichkeit, praktische Erfahrungen zu sammeln und sich gleichzeitig sprachlich und fachlich weiterzuentwickeln."
  • "Etwa 40% der Flüchtlinge, die im Jobcenter Region Hannover Leistungen beantragen, sind jünger als 25 Jahre. Für diese jungen Menschen kann eine dauerhafte berufliche Integration nur durch den Einstieg in eine Berufsausbildung gelingen. Dazu bedarf es einer sehr individuellen Kompetenzfeststellung, Berufsorientierung und Ausbildungsvorbereitung in Verbindung mit Sprachförderung. Das innovative Projekt "KoPro" der Werk-statt-Schule bietet diese wesentlichen Förderelemente und wird deshalb vom Jobcenter Region Hannover unterstützt", erläutert Dietmar Langer, Mitglied der Geschäftsführung des Jobcenters der Region Hannover.
  • "Die Landeshauptstadt begrüßt das außerordentlich hohe Engagement der
    Werk-statt-schule und der IGS Mühlenberg / Leonore Goldschmidt Schule. Besser als im Rahmen des Projektes kann man jungen Menschen kaum näherbringen, wie wichtig die Entwicklung eigener Interessen und Ziele, aber auch Fertigkeiten und Fähigkeiten im Hinblick auf eine zukünftig selbstbestimmte Lebensgestaltung ist", unterstreicht Rita Maria Rzyski, Dezernentin für Bildung, Jugend und Familie der Landeshauptstadt Hannover.

Quelle: Niedersächsisches Kultusministerium vom 09.03.2017

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