Flucht und Migration
Integration von Flüchtlingskindern stärker in den Fokus rücken
Das Deutsche Kinderhilfswerk ruft Bund, Länder und Kommunen dazu auf, im Jahr 2016 die Integration von Flüchtlingskindern stärker in den Fokus der Politik zu rücken.
01.01.2016
"Bei der Integration von Flüchtlingskindern ist in den letzten Monaten viel Gutes passiert. Hier verdient die Arbeit der vielen Hunderttausend Ehrenamtlichen unseren allerhöchsten Respekt. Trotzdem sind noch viele Baustellen offen. Wir dürfen nicht nachlassen, die Integration von Flüchtlingskindern in unsere Gesellschaft voranzutreiben. Hierbei kommt Kitas, Schulen und dualer Ausbildung große Bedeutung zu, ebenso wie allen Vereinen, Initiativen und Projekten, die sich auf verschiedensten Wegen um ein gutes Ankommen der Flüchtlingskinder verdient machen. Nur gemeinsam schaffen wir nachhaltig ein respektvolles und an den Kinderrechten ausgerichtetes Miteinander", betont Thomas Krüger, Präsident des Deutschen Kinderhilfswerkes.
Aus Sicht des Deutschen Kinderhilfswerkes braucht es zur Integration von Flüchtlingskindern in den Kita-Alltag Erzieherinnen und Erzieher, die interkulturelle Kompetenzen und Diagnosefähigkeiten besitzen, um die Begabungen von Flüchtlingskindern besser zu erkennen und zu fördern. Darüber hinaus bietet der Besuch einer Kindertageseinrichtung eine wichtige Abwechslung vom oftmals tristen und anregungsarmen Alltag in den Flüchtlingsheimen. Das Recht auf Bildung und Ausbildung wird am besten durch eine umfassende Schulpflicht sichergestellt. Schulen, Sprachlerneinrichtungen und Vorbereitungskurse müssen für Kinder aber tatsächlich zugänglich sein, also örtlich erreichbar. Dafür ist es unbedingt notwendig, dass entsprechende Ressourcen für Transport- und Lehrmittel zur Verfügung gestellt werden.
"Zur Integration von Flüchtlingskindern ist es auch essentiell, so schnell wie möglich die Einheit von Kindern und ihren Familien zu sichern. Dazu sollte das Aufenthaltsrecht so gestaltet sein, dass ein Rechtsanspruch auf Familiennachzug auch dann besteht, wenn bereits in Deutschland lebende Familienmitglieder nicht über genügend Wohnraum verfügen und ihren Lebensunterhalt nicht unabhängig von Sozialleistungen bestreiten können. Die Praxis zeigt, dass diese hohen Voraussetzungen zu erheblichen zeitlichen Verzögerungen führen, die der schnellen Integration entgegenstehen. Zu oft scheitern Familienzusammenführungen, was einen extremen Eingriff in das Recht des Kindes auf ein Leben mit seinen Eltern darstellt. Für Flüchtlingskinder ist es zudem dringend geboten, ihnen den uneingeschränkten Zugang zu den Regelleistungen der gesetzlichen Krankenversicherungen zu ermöglichen und diesen Zugang auch in der Praxis zu realisieren. Dies muss auch psychotherapeutische Behandlungen mit einschließen", so Krüger weiter.
Wichtig ist nach Ansicht des Deutschen Kinderhilfswerkes auch, dass sich die Kinder- und Jugendhilfestrukturen in Deutschland mehr als bisher der Integration von Flüchtlingskindern widmen. Diese integrative Arbeit sollte als wesentlicher Bildungsauftrag verstanden werden, der von allen Beteiligten mitgestaltet wird. Basis dafür ist eine klare kinder- und menschenrechtsorientierte Haltung mit Strukturen, die eine fachliche Verständigung über Ziele und pädagogische Standards zwischen Bildungsverwaltung, Gremien und Trägern der Kinder- und Jugendhilfe mit ihren Einrichtungen sowie deren Umsetzung ermöglicht. So können Angebote entwickelt und geschaffen werden, die für geflüchtete Kinder und Jugendliche ebenso interessant und zugänglich sind wie für einheimische Kinder und Jugendliche mit und ohne Migrationshintergrund.
Quelle: Deutsches Kinderhilfswerk e.V.
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