Flucht und Migration

Integration von Flüchtlingen: Bildung ist der Schlüssel

Das Bundesbildungsministerium bringt gezielte Maßnahmen zur Integration von Flüchtlingen auf den Weg. Einen Schwerpunkt bildet dabei die Integration durch Bildung, denn über die Hälfte der Flüchtlinge ist jünger als 25 Jahre, also in einem Alter, in dem sie eine Ausbildung benötigen.

30.09.2015

Es ist eine humanitäre Aufgabe, Flüchtlinge in Deutschland aufzunehmen und sie zügig zu integrieren. Auch wenn derzeit die akuten Fragen der Unterbringung und Versorgung im Mittelpunkt der Anstrengungen stehen, ist klar, dass Bildung der Schlüssel für Integration ist. Über die Hälfte der Flüchtlinge ist jünger als 25 Jahre, also in einem Alter, in dem sie eine Ausbildung benötigen. "Integration durch Bildung wird daher in den nächsten Jahren zum Schwerpunkt von Politik werden müssen", sagte Bundesbildungsministerin Johanna Wanka. "Dies ist vor dem Hintergrund der demographischen Entwicklung und des prognostizierten Fachkräftemangels auch eine Chance für Deutschland. Wenn Integration in Ausbildung, Arbeitsmarkt und Gesellschaft gelingt, profitieren wir alle davon."

Notwendig ist eine gemeinsame Anstrengung von Bund, Ländern, Kommunen und der Zivilgesellschaft, also der vielen Ehrenamtlichen, die in den letzten Wochen enormes geleistet haben. "Ich danke den Menschen für dieses Engagement", sagte Wanka.

Neben dem Finanzpaket, das in der letzten Woche zwischen der Bundeskanzlerin und den Ministerpräsidenten verabredet wurde und mit dem der Bund die Länder und die Kommunen unterstützen wird, wird das Bundesministerium für Bildung und Forschung mit gezielten Maßnahmen Integration durch Bildung voranbringen. Dazu wird es in den nächsten Jahren rund 130 Millionen Euro zusätzlich investieren für die zentralen Ziele:

  • Erwerb der deutschen Sprache
  • Erkennen von Kompetenzen und Potenzialen
  • Integration in Ausbildung und Beruf

Maßnahmen

Spracherwerb

  • "Einstieg Deutsch" – Die Lern-App
    Ziel: Niedrigschwellige, auf die Herkunftssprachen von Flüchtlingen angepasste Angebote, die mit Smartphones genutzt werden können und zu der Lernplattform www.ich-will-deutsch-lernen.de hinführen.
    Kooperationspartner: Deutscher Volkshochschulverband
  • Lernbegleiter qualifizieren
    Ziel: Wegen des Mangels an hauptamtlichen Lehrkräften Qualifizierung von Ehrenamtlichen, vor allem auch Zugewanderten mit ausreichenden Sprachkenntnissen, zu Lernbegleitern. In Kooperation von Lernbegleitern und Lehrkräften sollen Flüchtlinge die Möglichkeit erhalten, rasch Grundlagen in Sprachverstehen und Sprechfähigkeit zu erwerben.
    Kooperationspartner: Deutscher Volkshochschulverband
  • "Lesestart" erweitern
    Ziel: Um zum Lesen und Vorlesen zu motivieren, werden alle Flüchtlingskinder bis zum Alter von fünf Jahren in Erstaufnahmeeinrichtungen ein speziell konzipiertes Lesestart-Set erhalten. Allen Erstaufnahmeeinrichtungen wird eine Lese- und Medienbox für die pädagogische Arbeit mit den Kindern vor Ort zur Verfügung gestellt. Die ehrenamtlichen Vorlesepaten können professionelle Unterstützung erhalten, um sich auf die Arbeit mit Flüchtlingskindern vorzubereiten. Auch von dem bereits laufenden Programm "Lesestart – Drei Meilensteine für das Lesen" werden Flüchtlingskinder profitieren.
    Kooperationspartner: Stiftung Lesen

Ermittlung von Kompetenzen und Potenzialen

  • Anerkennungsgesetz nutzen
    Ziel: Die Anerkennung von Berufsqualifikationen, die Flüchtlinge bereits erworben haben, ermöglicht eine schnelle Integration in den Arbeitsmarkt.
    Die aktuellen Zahlen des Statistischen Bundesamtes für bundesrechtlich geregelte Berufe belegen eine steigende Zahl von Anerkennungsverfahren: Im Jahr 2014 gab es insgesamt rund 20.000 Verfahren auf Anerkennung, das sind 20 Prozent mehr als in 2013. Von den beschiedenen Verfahren (14.838) endeten rund 78 Prozent mit einer vollen Gleichwertigkeit, lediglich 3,6 Prozent wurden abgelehnt. Insgesamt wurden seit Inkrafttreten des Anerkennungsgesetzes bis Ende 2014 bereits über 44.000 Anträge gestellt. Das zeigt, dass das Anerkennungsgesetz ein erfolgreiches Instrument der Arbeitsmarktintegration ist.
    Viele Flüchtlinge können jedoch wegen Krieg und Flucht die notwendigen Unterlagen nicht mehr vorlegen. Das Anerkennungsgesetz bietet die Möglichkeit, in solchen Fällen zum Beispiel durch Fachgespräche und Arbeitsproben die vorhandenen Kompetenzen festzustellen. Diese Qualifikationsanalysen werden gemeinsam mit den Kammern weiterentwickelt und bundesweit bekannter gemacht.
    Kooperationspartner: Handwerks- sowie Industrie- und Handelskammern
  • Potenzialanalysen anpassen und ausbauen
    Ziel: Unterstützung von Jugendlichen und jungen Erwachsenen bei der Wahl für Ausbildung und Beruf durch Potenzialanalysen zur Einschätzung ihrer Interessen, Möglichkeiten und Fähigkeiten. Die bisherigen Instrumente werden für Flüchtlinge angepasst und erweitert.
    Kooperationspartner: Länder, BIBB, BA und Wirtschaft

Integration durch Ausbildung

  • Erfolgreiche Instrumente nutzen
    Ziel: Frühe Berufsorientierung und Begleitung hin zu einem Ausbildungsplatz sind entscheidend für einen erfolgreichen Einstieg in Ausbildung. In Kooperation mit Ländern, Bundesarbeitsministerium und Bundesagentur für Arbeit werden erfolgreiche Instrumente auch für die Integration von Flüchtlingen genutzt.
    Kooperationspartner: BMAS, BA, Ländern, Servicestellen Bildungsketten
  • KAUSA-Netzwerk ausbauen und Zahl der Servicestellen verdoppeln
    Ziel: Der JOBSTARTER-Programmbereich KAUSA, die Koordinierungsstelle Ausbildung und Migration, fördert Ausbildung in Unternehmen mit Inhaberinnen und Inhabern mit Migrationshintergrund und organisiert ein Netzwerk der beteiligten Institutionen. Darüber hinaus unterstützt KAUSA die Ausbildungsbeteiligung von Jugendlichen mit Migrationshintergrund. Die Zahl der KAUSA-Stellen wird verdoppelt und das Netzwerk vor allem in Ballungsgebieten ausgebaut.
    Kooperationspartner: BIBB, Kammern, Bildungswerke
  • Interkulturelle Kompetenz in der Ausbildung stärken
    Ziel: Bei den Ausbildern in den Betrieben und den Berufsschullehrkräften wird mehr interkulturelle Kompetenz erforderlich sein. Dazu soll ein niedrigschwelliges, interkulturelles Training zur Sensibilisierung entwickelt und über die Plattform "qualiboxx" angeboten werden.
    Kooperationspartner: BIBB
  • Deutsch für den Beruf – die Lern-App
    Ziel: Die Lern-Apps dienen zur Verbesserung der berufsbezogenen Sprachkompetenzen. Dabei werden auch Themen wie Bewerbungen, Arbeitsrecht und Arbeitsschutz oder Kommunikation mit Kunden und Kollegen aufgegriffen.
    Kooperationspartner: Deutscher Volkshochschulverband

Unterstützung von Kommunen und lokalen Netzwerken

  • Kommunales Bildungsmanagement stärken
    Ziel: Zur Organisation und Koordinierung von Bildungsangeboten für Flüchtlinge werden wir allen rund 400 Kreisen oder kreisfreien Städten mit Beginn 2016 ermöglichen, einen Koordinator zu finanzieren. Voraussetzung ist dabei, dass diese Koordinierungsstelle in ein breiteres Verständnis von Bildungsmanagement vor Ort eingebunden wird. Zugleich werden die Kommunen durch die "Transferinitiative kommunales Bildungsmanagement" unterstützt, um erfolgreiche kommunale Modelle rasch in die Breite zu tragen.
    Kooperationspartner: Kommunen, Transferagenturen, Stiftungen
  • "Kultur macht stark" ausbauen
    Ziel: Mit den lokalen Bündnissen für Bildung im Programm "Kultur macht stark" werden derzeit 300.000 Kinder und Jugendliche erreicht. Die Programmpartner können ab sofort zusätzliche Angebote für junge Flüchtlinge durchführen. In den Bildungsbündnissen werden Sprach- und Kulturtechniken vermittelt, die bei der Integration helfen und einen wesentlichen Beitrag zur Schaffung einer Integrationskultur leisten. Diese Angebote sollen bei Flüchtlingen auch auf die Altersgruppe der jungen Erwachsenen ausgeweitet werden.
    Kooperationspartner: Partner im Programm "Kultur macht stark"

Quelle: Bundesministerium für Bildung und Forschung vom 30.09.2015

Redaktion: Kerstin Boller

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