Flucht und Migration
Flüchtlinge als Azubis? – Gewinnerspiel für alle
Junge Flüchtlinge sollten verstärkt als Azubis eingestellt werden, sagt Hans Peter Wollseifer in einem WDR 2-Interview am 13.03.2013. Voraussetzung dafür seien Deutschkenntnisse, betont der Präsident des Zentralverbandes des Deutschen Handwerks.
16.03.2015
WDR 2: Die Handwerksbetriebe in Deutschland haben es schwer, ihre Lehrstellen zu besetzen. Darum hat Wirtschaftsminister Gabriel auf der Handwerksmesse in München jetzt gefordert: Flüchtlinge sollen in Deutschland eine Ausbildung machen und nachher auch bleiben dürfen. Da nickt Hans Peter Wollseifer – er ist Präsident des Deutschen Handwerkverbandes. Herr Wollseifer, was gefällt Ihnen denn so an diesem Gedanken?
Hans Peter Wollseifer: Ja, das Handwerk hat eine hohe Willkommenskultur. Jeder, der bei uns arbeiten will und sich ausbilden lassen will, der ist bei uns auch willkommen. Und wir denken, dass wir gerade diesen jungen Menschen, die mit viel Engagement, mit viel Mut aus Kriegsgebieten gekommen sind, hier bei uns helfen müssen, und das deutsche Handwerk ist dazu bereit – und kann es auch. Die Handwerksbetriebe helfen eigentlich immer. Sie sind ja überall in der Gesellschaft verankert, in der Feuerwehr, im THW, beim Elbe-Hochwasser hat man geholfen. Und auch das hier ist jetzt ein gesellschaftliches Problem, wo wir uns bereit erklären mitzuhelfen.
WDR 2: Der Wirtschaftsminister ist dafür, und heute treffen Sie die Kanzlerin. Wie sehr müssen Sie denn die in dieser Sache bearbeiten?
Hans Peter Wollseifer: Ach, wir haben mit der Kanzlerin schon gesprochen, ich hab' mit der Kanzlerin schon gesprochen, und ich glaube, wir sind alle einer Meinung, dass wir junge Leute, die hier rüberkommen, beschäftigen müssen. Und ich hab der Kanzerlin auch gesagt, dass die ab dem ersten oder zweiten Tag schon Deutsch lernen müssen. Wir müssen diese jungen Leute beschäftigen, die können ja nicht beschäftigungslos monatelang herumlaufen, sondern sie sollten die deutsche Sprache lernen. Das wäre sehr wichtig! Dann können die in den Betrieben kommunizieren, und das ist dann die Grundvoraussetzung dafür, dass wir dann die Flüchtlinge auch in eine Ausbildung nehmen können. Und auch unsere Betriebe brauchen Planungssicherheit, die brauchen also einen humanitären Flüchtlingsaufenthalt, und das muss dann die Politik schaffen, diesen rechtlichen Rahmen.
WDR 2: Angenommen, das würde so funktionieren – glauben Sie denn, dass die deutschen Handwerksbetriebe Flüchtlinge einstellen und ausbilden wollen?
Hans Peter Wollseifer: Ja, das ist schon der Fall. Es gibt viele Betriebe, Handwerksbetriebe in Deutschland, die das schon tun – auch ohne den Rechtsrahmen. Aber das ist natürlich auch ein gewisses Risiko für diese Betriebe, und dieses Risiko wollen wir denen nehmen. Und deshalb sagen wir: Wir brauchen einen humanitären Ausbildungsaufenthalt für die Betriebe für die Dauer der Ausbildung. Die brauchen nämlich drei Jahre die Zusicherung, dass sie in den Betrieben bleiben können. Und um die Motivation der Betriebe zu erhöhen, brauchen wir auch noch zwei weitere Jahre, wenn denn der Ausbildungsabschluss erreicht wurde, wenn der Betrieb es möchte, diesen jungen Mann, diese junge Dame im Betrieb zu halten, und wenn auch der Betreffende es will, dann muss auch diese Möglichkeit bestehen. Dann ist es ein Gewinnerspiel auf allen Seiten – für die Betriebe, für die jungen Menschen allemal, aber auch für die Gesellschaft.
Weitere Informationen gibt es auf den Seiten des WDR 2.
Quelle: Das Interview führte Steffi Neu im Auftrag von WDR 2. Der Text wurde mit freundlicher Genehmigung von den Seiten des WDR 2 entnommen.
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