Flucht und Migration

DOSB setzt auf stärkere Vernetzung zur besseren Einbindung von Migrantinnen in den Sport

Der starke Wunsch nach einer besseren und intensiveren Vernetzung stand im Vordergrund der EU-Regionalkonferenz „Mitmachen, mitentscheiden – Migrantinnen in den Sport!“, die der Deutsche Olympische Sportbund (DOSB) gemeinsam mit der Deutsche Sportjugend (dsj) am 2. November 2011 in Mainz veranstaltet hat.

07.11.2011

„Mitmachen ist ein erster Schritt. Aber wir wollen mehr“, sagte die DOSB-Vizepräsidentin für Frauen und Gleichstellung, Ilse Ridder-Melchers: „Wir wollen Migrantinnen auch als Übungsleiterinnen einbinden, sie sollen mitentscheiden in verantwortlichen Positionen und Vereinsvorständen.“

Nach den neuesten Erkenntnissen sind nur 20 Prozent aller zehn- und elfjährigen Mädchen mit Zuwanderungsgeschichte in Sportvereinen organisiert. Bei den Mädchen mit deutschen Wurzeln liegt die vergleichbare Zahl bei 60 Prozent. „Neben den bekannten Barrieren gibt es bei ihnen wenige Freizeitkontakte zur einheimischen Bevölkerung“, sagte die DOSB-Vizepräsidentin. Dadurch blieben sie oft unter sich. Von der Tagung solle das Signal an die Mädchen und Frauen mit Migrationshintergrund ausgehen: „Wir brauchen Euch! Wir brauchen die Migrantinnen im Sport für den Zusammenhalt unserer Gesellschaft!“

Die eintägige Veranstaltung in der Mainzer Conface-Arena mit 120 Teilnehmerinnen und Teilnehmern aus dem gesamten Bundesgebiet wurde vom Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend gefördert. „Was Weltmeisterschaften für das ganze Land sind, sind Sportvereine in der Stadt oder der Gemeinde“, hatte Familienministerin Dr. Kristina Schröder schon im Vorfeld gesagt. Die Grüße des Ministeriums überbrachte Christoph Linzbach, Unterabteilungsleiter für Engagementpolitik.

Mit zahlreichen Workshops und Vorträgen sollte der Transfer von Wissen und der Austausch von Erfahrungen gefördert werden. Die Referenten/innen, Prof. Dr. Sebastian Braun, Sportsoziologe an der Humboldt-Universität Berlin, Dr. Patricia Latore, Leiterin des Interkulturellen Büros der Stadt Darmstadt, sowie Dr. Bettina Rulofs von der Deutschen Sporthochschule Köln gaben hilfreiche Anregungen für die Praxis. „Es ist enorm wichtig, die jugendlichen Migrantinnen mit ihren Familien im Wohnumfeld zu erreichen, denn nur dann können wir etwas ändern“, sagte Prof. Dr. Sebastian Braun. Die entsprechenden Angebote müssten geschaffen werden, das gelte nicht nur für die städtischen Ballungsräume, sondern auch für die ländlichen Regionen. Vor allem bedürfe es vielseitiger Angebote mit Freizeit-Charakter, nicht aus dem Leistungssport. Das Zusammensein in den Vereinen spielt dabei eine zentrale Rolle.“

Allerdings liegen die Schwierigkeiten aus der Sicht von Hiltrud Gunnemann vom Landessportbund Rheinland-Pfalz auf beiden Seiten. „In der Praxis ist die Umsetzung manchmal schwierig, wenn es z.B. an der Offenheit und Unterstützung durch die Männer der Migrantinnen mangelt“, sagte Hiltrud Gunnemann. Aus der Sicht der Abteilungsleiterin Sportentwicklung müsse da noch viel Überzeugungsarbeit geleistet werden. Manchmal fehle es aber auch an ganz einfachen Dingen wie einer Kinderbetreuung.

Aus der Erfahrung der Integrationsbotschafterin des DOSB, Ebru Shik-Ahmed, kann Integration sogar in zwei Richtungen funktionieren. „Ich fühle mich vollkommen integrierte und gebe mittlerweile sogar schon Erfahrungen aus meiner Kultur an die deutschen Mädchen weiter, die bei mir trainieren.“

Quelle: DOSB

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