Flucht und Migration

Diakonie: Einschränkung des Familiennachzugs verhindert Integration

Die Diakonie Deutschland kritisiert die Pläne der Großen Koalition, den Familiennachzug für Flüchtlinge mit subsidiärem Schutz auszusetzen. Dies erschwere die Integration und verhindere nicht, dass weitere Flüchtlinge nach Deutschland kommen.

29.01.2016

Die Große Koalition plant, den Familiennachzug für subsidiär schutzberechtigte Flüchtlinge auszusetzen. Dies betrifft alle Menschen, deren Flüchtlingsanerkennung in Deutschland zwar abgelehnt wurde, die aber in Deutschland bleiben dürfen, weil ihnen im Herkunftsland Folter, erniedrigende Behandlung oder Krieg drohen würden.

"Den Familiennachzug auszusetzen verhindert die Integration der Menschen, die bereits in Deutschland leben", kritisiert Ulrich Lilie, Präsident der Diakonie Deutschland. Sie befänden sich in permanenter Sorge um ihre Familien. "Wir müssen denen, die bereits Schutz bekommen haben und in Deutschland bleiben werden, die Sorge um ihre Angehörigen nehmen, damit sie sich schnell auf ihre Integration konzentrieren können. Schon jetzt müssen Familien bei den deutschen Botschaften bis zu einem Jahr auf ihre Visa zur Zusammenführung warten. Integration ist ein Familienprojekt."

Die Verschärfung werde auch nicht dazu führen, dass weniger Flüchtlinge zu uns kommen. Das sei ein Irrglaube, sagt Lilie. Stattdessen würden besonders schutzbedürftige Flüchtlinge wie Frauen und Kinder vermehrt in die Hände von Schleusern getrieben. Oft begeben sich Familienväter allein auf den gefährlichen Fluchtweg und bringen Frauen und Kinder vorübergehend in Sicherheit, um sie später nachzuholen. Ist dieser Weg versperrt, müssen sich Frauen und Kinder selbst auf die Flucht begeben. Seit Januar waren mehr als die Hälfte der über Griechenland in die EU eingereisten Flüchtlinge Frauen und Kinder. Im Juni 2015 lag dieser Anteil noch bei 27 Prozent.

Reportage zum Thema

Seine Flucht aus Syrien war lebensbedrohlich. Doch die größte Angst begann für Ahmed Said in Berlin. Monatelang kämpfte er gemeinsam mit dem Diakoniewerk Simeon für die Familienzusammenführung mit seiner Frau und den Töchtern. <link http: www.diakonie.de familienzusammenfuehrung-hoffen-und-bangen-nach-der-flucht-16872.html external-link-new-window zum thema>>> Eine Reportage der Diakonie

Quelle: Diakonie Deutschland vom 28.01.2016

Back to Top