Flucht und Migration

BumF fordert Schutz für geflüchtete Minderjährige in Griechenland

Unbegleitete minderjährige Flüchtlinge müssen in Griechenland oft unter katastrophalen Bedingungen leben und sind von Gewalt und Missbrauch bedroht. Dies zeigt ein aktueller Bericht, den Equal Rights Beyond Borders für den Bundesfachverband unbegleitete minderjährige Flüchtlinge (BumF) erstellt hat. Die Organisationen fordern die Bundesregierung und die EU auf, für den Schutz und das Wohl der Minderjährigen zu sorgen und sie zügig auf andere Staaten oder zu ihren Angehörigen zu verteilen.

31.07.2019

Für die mehr als 3.500 unbegleiteten minderjährigen Flüchtlinge (umF) stehen in Griechenland weiterhin nicht genug kindgerechte Unterbringungskapazitäten zur Verfügung. Die „Hotspots“ auf Lesbos, Chios und Samos sind heillos überfüllt, teilweise mit 300 Prozent über ihrer „Auslastungsgrenze“. Auch umF müssen dort unter katastrophalen Bedingungen leben, da die Plätze in kindgerechten Unterkünften für umF nicht ausreichen. Mangelversorgung, körperliche und sexualisierte Gewalt gehören für viele zum Alltag.

Europa schaut der humanitären Katastrophe tatenlos zu

„Während die EU in der Lage ist, Beamte zur Durchsetzung des EU-Türkei Deals auf die griechischen Inseln zu entsenden, schaut sie der humanitären Katastrophe in den „Hotspots“ tatenlos zu.“, kritisiert Vinzent Vogt von Equal Rights Beyond Borders, „Europa und speziell Deutschland sind hier in der Verantwortung. Die Auslagerung der Verantwortung für geflüchtete Menschen, darunter viele Minderjährige, in abgelegene „Hotspots“ und die damit einhergehenden menschenunwürdigen Bedingungen müssen ein Ende haben.“

Zu wenige kindgerechte Unterbringungen

Auf dem Festland existieren zwar Unterkünfte, in denen eine kindgerechte Unterbringung möglich ist. Doch bei weitem nicht genug. Minderjährige werden daher oft inhaftiert. In den Gefängnissen herrschen menschenrechtswidrige Bedingungen, ohne nötige verfahrensrechtliche Garantien, und ohne dass die Betroffenen wissen, warum sie in Haft sitzen. Andere sind unter völlig unzulänglichen Bedingungen in Flüchtlingscamps untergebracht. Mehr als 1.000 Minderjährige sind derzeit als „in unsicherer Wohnsituation“ gemeldet, viele von ihnen sind obdachlos. Die Dunkelziffer dürfte deutlich höher sein. Der Zugang zum Asylverfahren ist (auch) für Minderjährige teilweise unmöglich oder durch administrative Hürden versperrt.

Um den Bedingungen in Griechenland zu entgehen und weil es an legalen Wegen fehlt oder diese – wie im Falle der Dublin-Familienzusammenführung – aktiv behindert werden, begeben sich umF teilweise in erhebliche Gefahren. Auch das Relocation-Programm der EU ist ausgelaufen. Damit gibt es derzeit keinen Umverteilungsmechanismus, um einerseits die Staaten an den Außengrenzen zu entlasten und andererseits Minderjährige eine Möglichkeit zu geben, auf legalen Wegen in andere Mitgliedstaaten zu gelangen.

Oft Gewalt und Missbrauch schutzlos ausgeliefert

„Viele Minderjährige versuchen auf eigene Faust und auf gefährlichen Wegen der Situation in Griechenland zu entkommen. Sie sind dabei oft Gewalt und Missbrauch schutzlos ausgeliefert“ erklärt Nerea González Méndez de Vigo vom Bundesfachverband umF. „Europa muss dringend legale Wege für unbegleitete minderjährige Flüchtlinge aus Griechenland schaffen. Es braucht ein neues Relocation-Programm und die Zusammenführung mit ihren Angehörigen in Deutschland und in anderen EU-Staaten muss gewährleistet und erleichtert werden.“

Download des Berichts

Der Bericht „Unbegleitete minderjährige Flüchtlinge in Griechenland“, Hrsg.: BumF, Autor: Equal Rights Beyond Borders (148 Seiten, Juli 2019) steht zum kostenlosen Download auf den Seiten des BumF zur Verfügung. Die Print-Version wird ab Mitte August verfügbar sein.

Kontakt

Nerea González Méndez de Vigo, BumF, Telefon: 030 82 09 743 0, E-Mail: n.gonzalez@b-umf.de
Vinzent Vogt, Equal Rights Beyond Borders, TTelefon: 0176 61 349 308, E-Mail: vinzent.vogt@equal-rights.org

Quelle: Bundesfachverband unbegleitete minderjährige Flüchtlinge e.V. und Equal Rights Beyond Borders vom 25.07.2019

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