Flucht und Migration

Auswertung in Hamburg: Jugendliche Flüchtlinge finden berufliche Perspektiven

Die Ausbildungsvorbereitung für Migranten (AvM-Dual) bereitet junge Geflüchtete wirkungsvoll auf den Arbeitsmarkt vor. Das belegen die Übergangszahlen des ersten AvM-Dual-Jahrgangs, der 2016 als Regelangebot für alle schulpflichtigen neu zugewanderten Jugendlichen ab 16 Jahren startete.

15.02.2019

Rund 44,3 Prozent (575 von 1.299 Abgängern) finden direkt nach der Schule einen Ausbildungsplatz, beginnen eine Arbeit oder besuchen eine weiterführende Schule. Das ist ein großer Erfolg für die neu zugewanderten Jugendlichen. Viele von ihnen hatten vor dem Besuch der AvM-Klassen nur wenige Jahre eine Schule besucht und in der Regel sehr geringe Deutschkenntnisse. Hinzu kommen oft persönliche Belastungen aufgrund der Flucht.

Hamburgs Bildungssenator Ties Rabe: „Junge Geflüchtete, die vor zwei Jahren kaum Deutsch sprechen konnten, sind nun in Ausbildung und auf dem Weg ins Arbeitsleben. Das ist sehr schöner Erfolg der Jugendlichen. Es ist zugleich eine großartige Gemeinschaftsleistung der berufsbildenden Schulen, der Jugendberufsagentur Hamburg sowie der kooperierenden Partner, Initiativen und Projekte. Dank des großen Engagements der Hamburger Wirtschaft gibt es zudem genug Praktikums- und im Anschluss häufig auch Ausbildungsplätze. Wir alle sollten in unseren Bemühungen nicht nachlassen, denn die jungen neu Zugewanderten sind eine Chance: Durch sie können viele Wirtschaftszweige –  insbesondere im Handwerk – die dringend benötigten Fachkräfte ausbilden. Durch ihre Ausbildung erfahren die jungen Menschen, dass ihr Wissen, ihre Tatkraft und ihr Können gebraucht werden. Im Berufsleben sind sie Teil eines Teams und teilen den Alltag mit Kollegen und Kunden.“

Gelingende Übergänge: Dualisiertes Konzept in AvM-Dual ist wirksam

2014 startete Hamburg AvM-Dual als bundesweit beachtetes Pilotmodell, das auf eine zügige Integration in Ausbildung zielt. Seit Februar 2016 ist es das verpflichtende Regelangebot für alle schulpflichtigen neu zugewanderten und geflüchteten Jugendlichen ab 16 Jahren. Mit AvM-Dual verfolgt Hamburg vier Ziele: Integration in den Ausbildungs- und Arbeitsmarkt, umfassende Sprachförderung, Integration in die Gesellschaft, Integration durch individualisiertes Lernen.

Das Besondere: Die jungen Flüchtlinge lernen gleichzeitig sowohl in den Berufsschulen als auch in Hamburger Betrieben. Durch die Kombination von Schule (in der Regel drei Tage pro Woche) und Betrieb (zwei Tage pro Woche) lernen sie zugleich die Arbeitswelt kennen, erwerben erste berufliche Kenntnisse und erleben das soziale Miteinander im Betrieb.

Durch die Verknüpfung von betrieblichen Praktika und schulischem Angebot, durch Mentoring und intensive Sprachförderung gelingt es mehr als einem Viertel (26,2 Prozent, absolut: 340) der Schüler, direkt in eine Ausbildung zu wechseln. 12,3 Prozent (160) besuchen eine weiterführende Schule. 5,8 Prozent (75) gehen in Beschäftigung.

Im Rahmen des ganztägigen Bildungsganges AvM-Dual lernen die Jugendlichen an den berufsbildenden Schulen die deutsche Sprache und vertiefen diese durch eine integrierte Sprachförderung während drei umfangreicher Praktika. Betriebliche Integrationsbegleiter und Berufsschullehrkräfte unterstützen sie dabei und sind zugleich Ansprechpartner für die Unternehmen. Ausbilder und Jugendliche profitieren, weil sie einander frühzeitig kennenlernen und sich daraus Ausbildungs- und Beschäftigungsangebote entwickeln können. Im Rahmen von AvM-Dual kann der erste oder mittlere Bildungsabschluss erworben werden. Wer im Anschluss in Ausbildung geht, erhält in der Berufsschule weiterhin Sprachförderung, um die hohen sprachlichen Anforderungen im Fachunterricht und die Prüfungen an den Berufsschulen zu meistern.

Anschlüsse sicherstellen: Jede und jeder wird gebraucht

Wer nicht unmittelbar den Übergang in Ausbildung nach AvM-Dual schafft, erhält durch die Jugendberufsagentur weitere Unterstützung: 13,3 Prozent (173) der Jugendlichen gehen in berufsvorbereitende Maßnahmen, wie zum Beispiel die Einstiegsqualifizierung für Migranten. 11,4 Prozent (148) besuchen im Anschluss an AvM-Dual vertiefende Deutschkurse, die zum Teil auch verpflichtend vermittelt werden. Rund 19,2 Prozent (249) befanden sich zum Stichtag der Erhebung der Übergangszahlen noch in Beratung der Jugendberufsagentur. 11,9 Prozent (154) haben das Beratungsangebot der JBA nicht in Anspruch genommen, sondern versuchen zunächst, einen eigenen Weg ohne weitere Unterstützung zu gehen.

Chancen für alle: Insgesamt mehr Schulabgänger in Ausbildung

Insgesamt gelingt immer mehr Hamburger Schulabgängerinnen und -abgängern nach Klasse 10 oder im Anschluss an die Ausbildungsvorbereitung AvDual und AvM-Dual der Einstieg ins Berufsleben: 261 Jugendliche mehr als im Vorjahr haben nach dem Ende der Schulzeit 2018 direkt den Übergang in eine Ausbildung geschafft. Dies zeigt: Die Reformen des Senats zur verpflichtenden Berufs- und Studienorientierung von Klasse 8 bis 10, die Bildungsgänge in der Ausbildungsvorbereitung und die systematische Beratung der Jugendlichen durch die Jugendberufsagentur greifen.

Ties Rabe: „Wenn wir auf einen gesamten Jahrgang der allgemeinbildenden Schulen mit Ausnahme der Gymnasien blicken, so gelingt rund 40 Prozent aller Schulabgängerinnen und -abgänger direkt nach Klasse 10 der Übergang in Ausbildung. Wer im ersten Anlauf keinen Ausbildungsplatz bekommt, der wird in der Ausbildungsvorbereitung an den Berufsschulen auf das Berufsleben vorbereitet. Mit Erfolg, denn insgesamt haben rund 60 Prozent der Jugendlichen spätestens ein Jahr nach Abschluss der 10. Klasse eine Ausbildung begonnen.“

Im Jahr 2018 haben 1.920 Abgänger aus den Stadtteilschulen und den Regionalen Bildungs- und Beratungszentren nach Klasse 10 eine Ausbildung begonnen. Dies sind – aufgrund des insgesamt deutlich kleineren Abgangsjahrgangs als im Vorjahr (minus 259) – zwar absolut gesehen 65 weniger, prozentual jedoch gehen 40,2 Prozent aller Abgänger direkt in eine Ausbildung; 2017 waren es 39,4 Prozent.

In der Ausbildungsvorbereitung AvDual hatten die noch schulpflichtigen Jugendlichen, die im Vorjahr nach Klasse 10 nicht unmittelbar einen Übergang in Ausbildung gefunden haben, durch Mentoring, betriebliche Praktika und individualisiertem Unterricht ein Jahr lang Zeit, sich beruflich zu orientieren. Mit Erfolg: 39,7 Prozent (842) beginnen eine Ausbildung, 2017: 39,4 Prozent (827).

Quelle: Behörde für Schule und Berufsbildung (BSB) vom 08.02.2019

Redaktion: Kerstin Boller

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