Inklusion
Landesblindenschule Neuwied - Entlassschüler gehen neue Wege
David möchte ans Theater, am besten selber auf der Bühne stehen. Alisa liebt Tanzen und arbeitet gerne in der Küche. Christine möchte gerne „auf eigenen Füßen stehen“. Diese und ähnliche Träume haben viele Jugendliche und manchmal gehen diese Wünsche in Erfüllung.
20.11.2012
Diese drei Jugendlichen sind ganz besondere Menschen und sie sind auch sehbehindert, zum Teil sehr stark wie David, der alles, was weiter als 20 cm entfernt ist, nur noch schemenhaft erkennen kann. Zusätzlich ist Christine lernbehindert und David und Alisa haben auch das Down Syndrom.
Ein typischer Lebensweg hätte David und Alisa in eine Werkstatt für behinderte Menschen geführt, Christine hätte wohl ein Berufsvorbereitungsjahr in einem Bildungswerk gemacht. Aber es kam alles ganz anders: Seit September wird David an einem Kinder- und Jugendtheater ausgebildet. Er hilft bei Büroarbeiten im Kulturbüro, macht Botengänge, ist beim Casting dabei und lernt die Schauspieler kennen. Er wird Hausmeistertätigkeiten im Theater verrichten, bei der Anfertigung von Kostümen und Bühnenbildern für die hauseigenen Produktionen helfen und in den Theaterkursen helfen. Gemeinsam mit ehrenamtlichen Helfern und FSJ Kulturlern schiebt er jeden zweiten Sonntag Dienst bei den Vorstellungen. „David ist mit Freude bei der Arbeit und vieles ist schon selbstverständlich - sowohl für ihn als auch für uns,“ sagt seine Bildungsbegleiterin.
Ermutigt durch Davids Weg, hat auch Alisa den Weg in den ersten Arbeitsmarkt beschritten. In vielen Kindergärten herrscht Personalmangel und so wagte eine evangelische Kirchengemeinde diesen individuellen Weg. In den nächsten 27 Monaten wird Alisa hauswirtschaftliche Tätigkeiten ausführen und auch bei der Arbeit mit den Kindern helfen, zum Beispiel Zähneputzen, Hände waschen vor dem Essen, Mittagstisch eindecken, Teilnahme am Mittagessen und Hilfestellung der Kinder dabei, Kleingruppenspiele wie „Mensch ärgere dich nicht“, Kinderbücherei, Begleitung bei Ausflügen und so weiter.
Beide Maßnahmen werden über das Persönliche Budget für Arbeit finanziert und sind als individuelle Maßnahmen analog dem Berufsbildungsbereich einer WfbM konzipiert, mit dem vereinbarten Ziel einer Beschäftigung über 2014 hinaus.
Die Verwirklichung gelang in jedem Fall durch ein großes, engagiertes Team von Akteuren. Der Übergang gelingt nicht ohne das Engagement von Eltern, Schülern und Lehrern, es braucht entschiedene Arbeitgeber und es braucht die Kooperation von Agentur für Arbeit und Kreisverwaltung; und darüber hinaus ein kooperatives Team von spezialisierten, flexiblen Fachleuten zur gelingenden Durchführung.
Christine hat einen anderen Weg beschritten. Sie absolvierte ein Praktikum in einem Integrationsbetrieb. Auch wenn dort bisher keine sehbehinderten Menschen arbeiteten, konnte man sich vorstellen Christine auszubilden. Die Agentur für Arbeit bevorzugte die Vorschaltung einer Einstiegsqualifizierung, die im nächsten Jahr bei gutem Verlauf in eine (Werker-) Ausbildung im Versand münden wird.
Quelle: Landesamt für Soziales, Jugend und Versorgung Rheinland-Pfalz vom 19.11.2012
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