Inklusion

Kinder mit besonderen Bedürfnissen und behinderte Erwachsene kommen im Bildungssystem nach wie vor zu kurz

Die Europäische Kommission veröffentlichte einen Bericht, aus dem hervorgeht, dass Kinder mit besonderen Bedürfnissen und behinderte Erwachsene nach wie vor benachteiligt sind – und dies, obwohl sich die Mitgliedstaaten zur Förderung inklusiver Bildung verpflichtet haben.

31.07.2012

Diesem Bericht zufolge werden viele in separaten Sonderschulen unterrichtet; auch diejenigen, die Regelschulen besuchen, erhalten oftmals nur eine unzureichende Förderung.

Die Mitgliedstaaten werden dementsprechend aufgefordert, sich stärker für inklusive Bildung einzusetzen und Barrieren abzubauen, die benachteiligte Gruppen daran hindern, in Schule, Ausbildung und Beruf erfolgreich zu sein.

“Wenn wir die Lebensqualität von Kindern mit besonderen Bedürfnissen und behinderten Erwachsenen verbessern wollen, müssen wir uns verstärkt für angemessen finanzierte inklusive Bildungsstrategien einsetzen. Es ist an der Zeit, die eingegangenen Verpflichtungen zu erfüllen. Inklusive Bildung ist kein Luxus, sondern eine grundlegende Notwendigkeit. Wir müssen die am stärksten Benachteiligten in den Mittelpunkt unseres Handelns stellen, denn nur so ist ein besseres Leben für alle möglich", sagte Androulla Vassiliou, EU-Kommissarin für Bildung, Kultur, Mehrsprachigkeit und Jugend.

Rund 45 Mio. EU-Bürgerinnen und -Bürger im erwerbsfähigen Alter haben eine Behinderung und 15 Mio. Kinder sonderpädagogischen Förderungsbedarf. Aus dem Bericht geht hervor, dass sie mitunter überhaupt keine Bildungs- und Erwerbschancen haben. Kinder mit sonderpädagogischem Förderungsbedarf verlassen die Schule häufig mit nur geringen oder gar keinen Qualifikationen, um dann in spezielle Ausbildungsgänge zu wechseln, die ihre Chancen auf dem Arbeitsmarkt eher verringern als verbessern. Bei Menschen mit Behinderungen oder sonderpädagogischem Bedarf ist die Wahrscheinlichkeit, arbeits- oder erwerbslos zu bleiben, wesentlich höher, und selbst diejenigen, die auf dem Arbeitsmarkt relativ erfolgreich sind, verdienen oft weniger als Nichtbehinderte, so der Bericht.

In sämtlichen Mitgliedstaaten sind in Armut lebende Kinder (vor allem Jungen), die aus Roma-Familien stammen oder anderen ethnischen Minderheiten bzw. sozial und wirtschaftlich benachteiligten Gruppen angehören, in Schulen für Kinder mit sonderpädagogischem Bedarf überrepräsentiert. Im Bericht wird die Frage aufgeworfen, ob sonderpädagogische Systeme die Isolation von bereits sozial marginalisierten Schülerinnen und Schülern sogar verstärken und auf diese Weise ihre Zukunftschancen eher verringern als verbessern könnten. Aus Forschungsarbeiten haben sich Anhaltspunkte dafür ergeben, dass solche Kinder durchaus Regelschulen besuchen könnten, wenn mehr Geld in den Ausbau ihrer sprachlichen Fähigkeiten investiert würde und es mehr Verständnis für kulturelle Unterschiede gäbe.

Ferner werden im Bericht die großen Unterschiede zwischen den Mitgliedstaaten bei der Feststellung des besonderen Förderbedarfs von Kindern und bei der Einschulung in Regel- oder Sonderschulen herausgestellt. So werden beispielsweise in Flandern (Belgien) 5,2 % der Schüler/-innen mit sonderpädagogischem Bedarf in separaten Sonderschulen unterrichtet, in Italien liegt dieser Prozentsatz hingegen nur bei 0,01 %. Nach Auffassung der Verfasser des Berichts muss noch mehr für eine Harmonisierung der Definitionen und für eine Verbesserung der Datenerhebung getan werden, damit die einzelnen Länder ihre Ansätze besser vergleichen und von den Erfahrungen der anderen lernen können.

Den vollständigen Bericht in englischer Sprache finden Sie <link http: www.nesse.fr nesse activities reports disability-special-needs-1 _blank external-link-new-window external link in new>hier.

Quelle: Europäische Kommission

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