Inklusion
Aktion Mensch warnt vor Ausgrenzung von Menschen mit Behinderung in der Krise
Gerade in der aktuellen Krise zeigt sich in vielen Bereichen, dass Inklusion noch nicht funktioniert und Barrierefreiheit nicht mitgedacht wird. Darauf weist die Aktion Mensch anlässlich des Europäischen Protesttags zur Gleichstellung von Menschen mit Behinderung am 5. Mai hin und warnt vor Ausgrenzungen.
05.05.2020
Die Aktion Mensch warnt vor dem Hintergrund der Corona-Pandemie vor einer drohenden Ausgrenzung von Menschen mit Behinderung. „Die Corona-Pandemie offenbart viele Schwachstellen beim Thema Inklusion. Gleichberechtigte Teilhabe und Barrierefreiheit dürfen gerade in einer gesellschaftlichen Ausnahmesituation nicht in den Hintergrund treten. Das ist aus unserer Sicht eine zentrale Botschaft für den ersten digitalen Protesttag am 5. Mai“, betont Christina Marx, Leiterin der Aufklärung bei der Aktion Mensch.
Problematische Entwicklungen
Missstände, die in der Gesellschaft bei der Umsetzung von Inklusion vorhanden sind, werden durch die aktuelle Situation zum Teil sogar noch verstärkt.
Dazu gehört etwa der mangelnde Zugang zu Informationen über das Coronavirus. Viele Angebote sind nicht barrierefrei: Sie werden zum Beispiel nicht in Gebärdensprache oder in Leichter Sprache bereitgestellt. Daher hat die Aktion Mensch eine Plattform eingerichtet, auf der diese Informationen gebündelt werden.
Die Diskussion über die Isolierung von Risikogruppen, zu denen Menschen mit Behinderung häufig gehören, kann zu einer zunehmenden Ausgrenzung und Diskriminierung führen. Wenn Menschen mit Behinderung nicht als vollwertige produktive Mitglieder der Gesellschaft, sondern als vorwiegend schutzbedürftige „Kranke“ gesehen werden, widerspricht das allen Prinzipien der Inklusion und selbstbestimmter Teilhabe.
Viele Assistenz- und Pflegedienste, zu deren Klientel Risikopatienten gehören, klagen über fehlende Ausstattung mit Schutzmaterialien. Gerade im engen Kontakt mit Assistenz- und Pflegepersonal ist diese Schutzausrüstung lebenswichtig.
Für manche Kinder und Jugendliche ist Homeschooling auf Dauer problematisch, zum Beispiel für Kinder mit sonderpädagogischem Unterstützungsbedarf, die nicht die gleichen Bildungschancen wie andere haben.
Defizite bekämpfen und gesellschaftliche Entwicklungen nutzen
Für den Aktivisten Ottmar Miles-Paul, der den ersten Protesttag am 5. Mai 1992 koordiniert hat, ist es jetzt wichtiger denn je, sich für Inklusion stark zu machen. „Die Corona-Krise zeigt uns viele Defizite auf. Barrierefreie Informationen, die alle Menschen miteinbeziehen, fehlen genauso wie passende Hilfen zur Beschulung zu Hause. Diejenigen, die Assistenz oder Unterstützung benötigen, leiden besonders unter der Situation. Der Weg aus dieser Krise muss daher barrierefrei und inklusiv sein“, fordert Miles-Paul, der in der Interessenvertretung Selbstbestimmt Leben in Deutschland (ISL) aktiv ist.
Aus Sicht der Aktion Mensch sollten positive Effekte der Krise genutzt werden, um Inklusion voranzutreiben: der Trend zu Hilfsbereitschaft und Solidarität sowie die erfolgreiche und kreative Nutzung digitaler Technologien etwa bei der Umsetzung von Homeoffice.
Protesttag erstmals nur im digitalen Raum
Am 5. Mai unterstützt die Aktion Mensch regelmäßig hunderte von Vereinen und Organisationen bei der Umsetzung von Aktionen im öffentlichen Raum – diesmal unter dem Motto „Inklusion von Anfang an. Jetzt geht’s los. Mit Dir!“. In diesem Jahr können diese Aktivitäten, die von Begegnungen und Gesprächen geprägt sind, aufgrund der Corona-Pandemie erstmals seit 1992 nicht vor Ort stattfinden. Die Aktion Mensch bietet daher jetzt auf ihrer Webseite digitale Materialien rund um den 5. Mai – zum Beispiel Tipps für eine erfolgreiche Online-Aktion. Auf dem YouTube-Kanal der Aktion Mensch finden sich außerdem ein Video der Schauspielerin und Vloggerin Kübra Sekin zum 5. Mai mit Engagement-Tipps.
Quelle: Aktion Mensch e.V. vom 30.04.2020
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