Gesundheit

Welt-AIDS-Tag: Für ein Miteinander ohne Vorurteile und Ausgrenzung

Anlässlich des Welt-AIDS-Tages am 1. Dezember hat das Robert Koch-Institut neue Zahlen zum HIV/AIDS-Geschehen in Deutschland veröffentlicht. In Deutschland leben rund 86.000 Menschen mit HIV. Da immer weniger Menschen an den Folgen der Infektion sterben, steigt diese Zahl. Sobald durch die Therapie eine stabile Absenkung der Viruslast erfolgt ist, werden keine Übertragungen mehr beobachtet, betont Präsident Wieler.

30.11.2018

Anlässlich des Welt-AIDS-Tages am 1. Dezember hat das Robert Koch-Institut neue Zahlen zum HIV/AIDS-Geschehen in Deutschland veröffentlicht. Im Jahr 2017 haben sich etwa 2.700 Menschen in Deutschland mit HIV infiziert, die Zahl der Neuinfektionen ist damit gegenüber 2016 (2.900 Neuinfektionen) leicht gesunken. Bei Männern, die Sex mit Männern haben (MSM), ist die Zahl der geschätzten Neuinfektionen deutlich zurückgegangen, von 2.300 im Jahr 2013 auf 1.700 in 2017.

HIV und AIDS endgültig besiegen 

„Dank der erfolgreichen Präventionsarbeit und der guten Behandlungsmöglichkeiten gehört Deutschland bereits zu den Ländern mit den niedrigsten HIV-Neuinfektionsraten in Europa. Aber der Kampf gegen HIV und AIDS ist damit noch lange nicht vorbei. Wir wollen die Zahl der Neuinfektionen weiter senken! Deswegen haben wir den Verkauf von HIV-Selbsttests freigegeben. Und deswegen haben wir die Kassen verpflichtet, den medikamentösen Schutz gegen eine Infektion (PrEP) für Menschen mit einem erhöhten Ansteckungsrisiko zu übernehmen. Deutschland will seinen Beitrag leisten, HIV und AIDS endgültig zu besiegen.“ Das sagte Bundesgesundheitsminister Jens Spahn anlässlich der Vorstellung der aktuellen Zahlen des Robert-Koch-Instituts. 

Quelle: www.welt-aids-tag.de

HIV ist unter Therapie nicht übertragbar 

„In Deutschland gibt es geschätzt 11.400 Menschen mit HIV, die nicht wissen, dass sie infiziert sind. Freiwillige Selbsttests und niedrigschwellige Testangebote, auch für Menschen ohne Krankenversicherung, sind daher wichtig, damit Menschen mit HIV-Infektion behandelt werden können“, betont Lothar H. Wieler, Präsident des Robert Koch-Instituts. Sobald durch die Therapie eine stabile Absenkung der Viruslast erfolgt ist, werden keine Übertragungen mehr beobachtet. „Die effektive und frühe Behandlung nach der Diagnose, der Ausbau zielgruppenspezifischer Testangebote und die gestiegene Testbereitschaft der Betroffenen sind wesentliche Gründe für die sinkende Zahl der HIV-Neuinfektionen“, unterstreicht Wieler.

Insgesamt lebten Ende 2017 geschätzt 86.100 Menschen mit HIV in Deutschland. Die größte Betroffenengruppe sind nach wie vor Männer, die Sex mit Männern haben. Unter den 86.100 Menschen mit HIV sind rund 53.000 Männer, die Sex mit Männern haben, etwa 11.000 heterosexuelle Männer und Frauen und etwa 8.100 intravenös spritzende Drogengebrauchende.

Trends in Betroffenengruppen unterschiedlich 

Die Trends in diesen Gruppen sind unterschiedlich. Bei MSM ist die Zahl der geschätzten Neuinfektionen zurückgegangen. Im Gegensatz dazu scheint die Zahl der Neuinfektionen bei Heterosexuellen und intravenös spritzenden Drogengebrauchenden auf niedrigem Niveau etwas anzusteigen. Bei Drogengebrauchenden könnte der vermehrte Gebrauch neuer psychoaktiver Substanzen, der zum Teil mit hohen Injektionsfrequenzen verbunden ist, eine Rolle spielen.

Menschen, bei denen die HIV-Infektion erst nach vielen Jahren erkannt wird, leiden oft an Erkrankungen, die in ihrer Gesamtheit als AIDS bezeichnet werden. Etwa ein Drittel aller Menschen hat bei der HIV-Diagnose in Deutschland bereits ein sehr geschwächtes Immunsystem und knapp die Hälfte davon eine AIDS-Erkrankung. Dies kann zu Komplikationen bei der Behandlung, langfristigen gesundheitlichen Beeinträchtigungen sowie einer sinkenden Lebenserwartung führen. Beim Auftreten sogenannter HIV-Indikatorerkrankungen, etwa einer Tuberkulose oder einer durch Pilze verursachten Pneumonie, sollte daher generell ein HIV-Test durchgeführt werden. Rund 450 Menschen sind gemäß der neuen RKI-Schätzung 2017 mit oder an HIV gestorben. 

Daten und Fakten zum Welt-AIDS-Tag

Weltweit leben etwa 36,9 Millionen Menschen mit HIV. Rund 1,8 Millionen kommen pro Jahr dazu. Noch lange haben nicht alle Zugang zu den lebensnotwendigen Medikamenten. Und noch immer erleben Betroffene Ausgrenzung und Stigmatisierung. Am 1. Dezember findet deshalb jedes Jahr der Welt-AIDS-Tag statt. Ziel ist es, dafür zu sensibilisieren, wie wichtig ein Miteinander ohne Vorurteile und Ausgrenzung ist.

HIV in Deutschland – Daten und Fakten

  • Rund 86.100 Menschen leben in Deutschland mit HIV. Da immer weniger Menschen an den Folgen der Infektion sterben, steigt diese Zahl.
  • Rund 68.800 Menschen nahmen Ende 2017 HIV-Medikamente. Das sind 92% der Menschen, die von ihrer HIV-Infektion wissen.
  • Rund 11.300 Menschen in Deutschland wissen nichts von ihrer HIV-Infektion. Viele leben schon Jahre unwissentlich mit HIV.
  • Rund 1.100 Menschen erfahren jedes Jahr erst von ihrer HIV-Infektion, wenn sie bereits AIDS beziehungsweise einen schweren Immundefekt haben. Mit einem frühzeitigen HIV-Test und Behandlung wäre die Erkrankung vermeidbar.
  • Etwa 2.700 Menschen haben sich im Jahr 2017 mit HIV infiziert. Diese Zahl ist im europäischen Vergleich sehr niedrig und seit mehreren Jahren weitgehend konstant. 

Für ein Miteinander ohne Vorurteile und Ausgrenzung 

Eine Ansteckung mit HIV kommt in alltäglichen Situationen nicht vor. Und doch sind unbegründete Ängste vor einer Ansteckung neben Vorurteilen der häufigste Grund für Diskriminierung. Die Studie „positive stimmen“, die in Deutschland 2012 von der Deutschen AIDS-Hilfe umgesetzt wurde, hat ergeben:

  • Knapp 77 % der Befragten hatten im Jahr der Befragung Diskriminierung erlebt – von Tratsch über Beleidigungen bis hin zu tätlichen Angriffen.
  • Rund 20 % der Befragten wurde aufgrund von HIV eine medizinische Behandlung verweigert, zum Beispiel in der Zahnarztpraxis.
  • 61 % gingen aus Angst vor Benachteiligung am Arbeitsplatz nicht offen mit ihrer Infektion um. 29 % waren am Arbeitsplatz offen HIV-positiv. 
  • 74 % der Arbeitgeber reagierten auf das Coming-out HIV-Positiver unterstützend oder neutral, 26 % diskriminierend.
  • Diskriminierung und Stigmatisierung können zu psychischen Problemen führen: 42 % der Befragten berichteten, sie hätten aufgrund von HIV ein niedrigeres Selbstwertgefühl.

Weiterführende Informationen: www.welt-aids-tag.de

Quelle: Bundesministerium für Gesundheit, Robert-Koch-Institut, Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklräung und Deutsche AIDS-Hilfe 

Back to Top