Gesundheit

Masern: Nicht zu impfen ist verantwortungslos

Masern treten in Deutschland wieder vermehrt auf, weil sich nicht jeder, wie empfohlen, impfen lässt. Darauf zu verzichten sei verantwortungslos, so Gesundheitsminister Daniel Bahr. In Zukunft könnte schon bei der Aufnahme in die Kita der Impfstatus der Kinder abgefragt werden. Bisher geschieht dies bei der Einschulung.

23.07.2013

Masern sind vielen Menschen ein Begriff. Die vermeintliche Kinderkrankheit, die in Wahrheit auch Erwachsene bekommen, ist keineswegs harmlos. Die Viren verbreiten sich schnell. Masern können neben den Krankheitssymptomen wie rotem Ausschlag, Fieber, Kopfschmerzen und Schnupfen zu Folgeschäden wie Lungen- oder Gehirnentzündung führen. Im Extremfall können Masern tödlich verlaufen.
Bis zum 14. Juli wurden im Jahr 2013 insgesamt 1.207 Masernfälle in Deutschland gemeldet. Etwa neun Mal so viele wie zum gleichen Zeitpunkt des Vorjahres. Fast die Hälfte der Erkrankten war 20 Jahre oder älter.

95 Prozent müssen geimpft sein

Um den Ausbruch von Masern zu verhindern, müssen mindestens 95 Prozent der Bevölkerung geimpft sein. Bei den Zweijährigen liegt die Quote bei 37 Prozent. Eigentlich sollten zu diesem Zeitpunkt die zwei empfohlenen Impfungen verabreicht worden sein.

Die Zahl der Kinder, die bei der Schuleingangsuntersuchung geimpft sind, ist in den vergangenen Jahren gestiegen. Für die erste Masernimpfung lag sie laut Robert Koch-Institut 2011 bei 96,6 Prozent (2001: 91,4 Prozent). Die empfohlene zweite Impfung konnten 92,1 Prozent vorweisen (2001: 25,9 Prozent). Die benötigte Impfquote von 95 Prozent wird für die Masern verfehlt.

Für Kinder werden zwei Impfungen gegen Masern, Mumps und Röteln zwischen dem vollendeten 11. und 23. Lebensmonat empfohlen. Die Impfung ist bereits ab neun Monaten möglich. Erwachsene sollten prüfen, ob sie alle empfohlenen Impfungen erhalten haben.

Was tun? Impfstatus schon in der Kita abfragen

Das Bundesgesundheitsministerium prüft, ob ungeimpfte Kinder vom Schulbesuch ausgeschlossen werden können, wenn die Krankheit ausbricht. Dann müsste nicht die ganze Schule geschlossen werden, sagte Gesundheitsminister Daniel Bahr der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung.

Schon wenn die Kinder in eine Kita kommen, könnte geprüft werden, ob sie geimpft sind. "Das macht es leichter, Eltern daran zu erinnern, ihre Kinder rechtzeitig impfen zu lassen", so Bahr weiter. Die Eltern würden so früher als bisher erinnert, wenn sie Impfungen für ihre Kinder versäumt haben.
Im Präventionsgesetz seien zudem mehr Mittel vorgesehen, um umfangreicher über das Impfen aufzuklären.

Als Kind impfen, als Erwachsener nachholen

In Deutschland gibt es keine Impfpflicht. Die Ständige Impfkommission (STIKO) empfiehlt, gegen verschiedene Krankheiten schon im Säuglings- oder Kleinkindalter zu impfen. Masern, Röteln, Diphterie, Mumps, Kinderlähmung oder Wundstarrkrampf kann so vorgebeugt werden. Die STIKO hat einen Impfkalender veröffentlicht, dem man entnehmen kann, in welchem Lebensmonat welche Impfung empfohlen wird.
Viele Kinder werden später als empfohlen geimpft. Sie sind dadurch länger als nötig den Gefahren ausgesetzt, die Krankheiten mit sich bringen. Wer in der Kindheit nicht oder nur unzureichend geimpft wurde, kann dies als Erwachsener nachholen. Für Masern empfiehlt dies die STIKO für alle nach 1970 geborenen Erwachsenen.

Erkranken ist gefährlicher als Impfen

"Die große Mehrheit der Eltern lässt die Kinder impfen. Nur ein Prozent derjenigen, die das nicht tun, bezeichnen sich als bewusste Impfgegner", so Bahr. Einige wissen nicht, dass ihnen der Impfschutz fehlt. Andere haben ideologische Vorbehalte. Ein Argument ist, dass es zu Impfschäden kommen könne.

Grundsätzlich sind Impfungen sehr sicher. Manchmal können leichte und sehr selten schwerere Nebenwirkungen auftreten. Darüber informiert der Arzt. Wenn die Krankheit ausbricht, ist die Gefahr schwerer Schäden größer als die eines möglichen Impfschadens.

Gerade bei Masern wird dies laut Robert Koch-Institut deutlich: Eines von 1.000 an Masern erkrankten Kindern bekommt eine Gehirnentzündung. Nach einer Impfung liegt die Rate bei eins zu einer Million. Wer sich nicht impfen lässt, gefährdet außerdem andere Menschen, die sich aus gesundheitlichen Gründen nicht impfen lassen können.

Masern bis 2015 in Europa ausrotten

Bis 2015 sollen laut Weltgesundheitsorganisation (WHO) Masern und Röteln in Europa ausgerottet sein. Das ist nur möglich, wenn genug Menschen durch eine Impfung gegen diese Krankheiten immun sind.

Dieser Ansatz war schon einmal erfolgreich. Die Pocken wurden durch ein Impfprogramm ausgerottet. Auch Diphterie tritt dank umfangreicher Impfungen in Deutschland kaum noch auf. In den 1940er und 50er Jahren kostete sie noch Tausende Menschen das Leben.

Die  Ständige Impfkommission (STIKO) empfiehlt auf unabhängiger wissenschaftlicher Grundlage, welche Impfung für wen in Deutschland sinnvoll ist. Dafür treten zweimal im Jahr vom Gesundheitsministerium benannte Experten aus den Bereichen Medizin und Forschung zusammen. Sie bewerten aktuelle Daten zur Wirksamkeit und Verträglichkeit der Impfstoffe. Ihre Geschäftsstelle mit Sitz im Robert Koch-Institut bereitet hierfür die neuesten Erkenntnisse auf.

Bewertet wird, ob es dem Einzelnen nutzt, aber auch der Bevölkerung insgesamt. Denn Impfen soll nicht nur den Einzelnen vor schwerer Krankheit schützen, sondern auch verhindern, dass sich Krankheiten ausbreiten. In Arbeitsgruppen werden schließlich Impfempfehlungen erarbeitet und anschließend der STIKO zur Entscheidung vorgelegt. Werden die Empfehlungen verabschiedet, entsteht daraus der Impfkalender.

Die STIKO wurde im Jahr 1972 beim damaligen Bundesgesundheitsamt eingerichtet.

Quelle: Presse- und Informationsamt der Bundesregierung vom 23.07.2013

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