Gesundheit

LJS-Fachtagung: Sexualität im Netz – wie geht Aufklärung heute?

Auf der LJS-Tagung zum Thema "Sexualaufklärung Online" geht es am 6. April in Hannover um die Informationsbedürfnisse von Mädchen und Jungen zum Thema Sexualität. Zwar ist die persönliche Aufklärung durch Eltern und Schule für Jugendliche weiterhin von großer Bedeutung – doch bei konkreten sexuellen Fragen werden Onlinemedien immer wichtiger. Welche Themen Online-Beratungen für Jugendliche anbieten und wie jugendaffine Sexual-aufklärung aussehen sollte, wird anhand von Praxisbeispielen diskutiert.

24.03.2017

Jugendliche sind heute besser über Sexualität informiert als je zuvor: Über 80% aller Mädchen und Jungen halten sich nach einer Studie der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA)* in sexuellen Fragen für gut aufgeklärt. Bei der Wissensvermittlung kommt den Medien eine erhebliche Bedeutung zu – mehr als die Hälfte der befragten Jugendlichen und jungen Erwachsenen möchte weitere Informationen am liebsten über das Internet erhalten. Gleichzeitig sind Gespräche über Sexualität in Elternhaus und Schule wichtig.

"Beide Instanzen haben großen Anteil an der Sexualaufklärung. Doch ihre konkreten Fragen recherchieren viele Mädchen und Jungen im Netz, denn wenn es persönlich wird, möchten sie weder den Biolehrer noch die Mutter fragen"", so Tanja Opitz, Referentin für Sexualpädagogik bei der LJS.

"Wie geht Selbstbefriedigung?", "Ist mein Penis zu klein?", "Darf ich mit 13 schon Sex haben?" – Fragen wie diese beantworten beispielsweise die Online-Angebote Sextra.de und sexundso.de von pro familia. Hier gibt es auch die Möglichkeit, persönliche Fragen im anonymen Chat zu stellen und professionelle Beratung in Anspruch zu nehmen.

Helmut Paschen, Leiter der bundesweiten profamilia.sextra-Onlineberatung, hält fest: "Wenn Jugendliche bei der Recherche im Netz nicht weiterkommen, nutzen viele die Online-Beratung, denn hier können sie anonym rund um die Uhr Fragen stellen."

Schnelle Antworten auf brisante Fragen – der schriftliche Austausch ist oft hilfreich, schafft aber auch Raum für Missverständnisse. "Eine anonyme Beratung per Mail kann die konkreten Fragen erfassen – aber nicht das Bedürfnis dahinter", hält Tanja Opitz fest. So verberge sich gerade hinter vorgeblich technischen Fragen zur Sexualität oft die Angst, zu versagen – was aber im Mailkontakt nicht immer erkannt werden könne.

Im Unterschied zur schriftlichen Mailberatung spricht Kristina Weitkamp auf dem YouTube-Kanal "Fickt euch – ist doch nur Sex" offen über Themen wie den "richtigen Blowjob", "Selbstbefriedigung" oder "meine größten Sexfehler". Das erfolgreiche Angebot setzt auf klare Worte durch eine authentische Protagonistin.

Mit steigendem Alter nutzen Jugendliche und junge Erwachsene häufiger auch Sexfilme als Informationsquelle – so die Ergebnisse der BZgA-Studie. Knapp die Hälfte der Jungen und jungen Männer sowie 16 Prozent der Mädchen und jungen Frauen geben an, dass sie in Sexfilmen etwas erfahren haben, was für sie wichtig ist. Sie werden dort mit Bildern von Sexualität konfrontiert, die mit der Wirklichkeit wenig zu tun haben. Vor allem für jüngere Nutzer und Nutzerinnen, die über wenig eigene sexuelle Erfahrungen verfügen, kann das problematisch werden.

Im Rahmen der Fachtagung wird diskutiert, welche Aufgaben und Themen pädagogische Angebote zukünftig abdecken sollten, um einschlägigen pornografischen Inhalten und damit verbundenen Falschinformationen zu begegnen.

Weiterführende Informationen

<link http: www.jugendschutz-niedersachsen.de wp-content uploads external-link-new-window zum>Tagungsprogramm (PDF, 136 KB)

<link http: www.forschung.sexualaufklaerung.de fileadmin fileadmin-forschung pdf external-link-new-window zum>BZgA-Studie (PDF, 3,7 MB)

Über die LJS

Die Landesstelle Jugendschutz Niedersachsen ist ein Fachreferat der Landesarbeitsgemeinschaft der Freien Wohlfahrtspflege in Niedersachsen e.V. und arbeitet zu aktuellen Themen des Kinder- und Jugendschutzes. Die Tätigkeitsfelder sind Fortbildung, Materialentwicklung, Fachberatung, Projekt-entwicklung sowie die Mitarbeit in Arbeitskreisen und Gremien.

Quelle: Landesstelle Jugendschutz Niedersachsen, vom 23.03.2017

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