Gesundheit

Kinder der Förderschule Düren werden mit Reittherapie gefördert

Der achtjährige Ahmed fühlt sich sichtlich wohl auf dem Rücken von Therapiepferd Janosch

Durch das dauerhafte Engagement der Provinzial-Stiftung profitieren Schülerinnen und Schüler in Düren vom Therapeutischen Reiten. Die sogenannte "Hippotherapie" hat erwiesenermaßen eine positive Wirkung für Körper und Psyche der Kinder.

18.10.2013

"Hallo Janosch, schön, dass du da bist!" Für Yasemin, Laura, Ahmed und Kevin startet die Reitstunde erst einmal mit einem Lied, mit dem sie ihr Therapiepferd begrüßen. Sie sind vier von 16 Schülerinnen und Schüler der Dürener LVR-Louis-Braille-Schule, für die in diesem Schuljahr Reiten auf dem Stundenplan steht. Die Förderschule mit dem Schwerpunkt Sehen ist eine von 23 Schulen des Landschaftsverbandes Rheinland (LVR), an der die besondere Therapieform angeboten wird. Das Reiten erzielt aufgrund seiner dreidimensionalen Wirkung bei vielen Kindern und Jugendlichen mit Handicap erstaunliche Erfolge. Das Sprichwort, dem zufolge das Glück dieser Erde auf dem Rücken der Pferde liegt, erhält für sie eine ganz neue Bedeutung.

An der LVR-Louis-Braille-Schule gehört das Reiten schon seit Ende der 80er Jahre fest zum Angebot. Förderschullehrerin Johanna Cromme besitzt seit 2006 die Qualifikation "Reittherapeutin des DKThR für heilpädagogisches Reiten und Voltigieren" (Deutsches Kuratorium für Therapeutisches Reiten). Ebenfalls zum Team gehören weitere Förderschullehrerinnen, eine Physiotherapeutin und Freiwillige im Rahmen des Bundesfreiwilligendienstes oder des Freiwilligen Sozialen Jahres, die am Rand der Reithalle die Kinder betreuen. Das Schulreiten in Düren berücksichtigt hippotherapeutische Ansätze und Elemente des heilpädagogischen Reitens. Jedes Kind sitzt für etwa 20 Minuten auf Janoschs Rücken oder wird dort positioniert, beispielsweise im Liegen - je nach Art und Schwere der Behinderung.

"Die Reittherapie ergänzt und stabilisiert an vielen Schulen des LVR unsere therapeutischen Leistungen für Kinder und Jugendliche mit Handicap", so LVR-Schuldezernent Ulrich Wontorra. "Im motorischen, physischen und sozialen Bereich kann man sehr schnell positive Veränderungen bei unseren Schülerinnen und Schülern feststellen. Die Kinder werden ausgeglichener, zufriedener und für andere Therapien und schulisches Lernen zugänglicher. Das wirkt sich auch positiv auf den Schulalltag aus."

Ohne die Unterstützung von Sponsoren, gemeinnützigen Stiftungen oder Fördervereinen wäre der LVR nicht in der Lage, diese wichtige Therapieform anzubieten. Eltern und Fördervereine der Schulen beteiligen sich häufig mit ihren eingenommenen Spendengeldern an den Kosten. Den Großteil der Finanzierung des Therapeutischen Reitens im LVR-Gebiet übernimmt mit 40.000 Euro jährlich die Kultur- und Sozialstiftung der Provinzial Rheinland.

"Verantwortung für die Gesellschaft hat für die Provinzial Tradition", erläutert Rudolf Gaul, Geschäftsführer der Stiftung. "Dies und das Ziel, das bisherige Engagement im sozialen und kulturellen Bereich zu konzentrieren, war der Grund für die Provinzial Rheinland Versicherung, eine Stiftung zu gründen mit dem Schwerpunkt, die Fördervereine der LVR-Förderschulen zu unterstützen."

"Therapeutisches Reiten" und "Hippotherapie"

"Therapeutisches Reiten" ist der Oberbegriff für drei fachlich eigenständige Bereiche:

  • Reiten und Fahren als Sport für Menschen mit Behinderung (Sport)
  • Heilpädagogisches Reiten und Voltigieren (Pädagogik, Psychologie)
  • Hippotherapie (Medizin)

Die "Hippotherapie" entspricht der medizinischen Anwendung des Pferdes im Sinne einer besonderen physiotherapeutischen Behandlungsmaßnahme, die ärztlich verordnet und überwacht wird. Dabei können bei bestimmten Erkrankungen und Schädigungen des Zentralnervensystems sowie des Stütz- und Bewegungsapparates Effekte und Wirkungen erzielt werden, die mit herkömmlichen krankengymnastischen Behandlungsmethoden nicht erreicht werden. Die eingesetzten Pferde werden für diese Aufgabe speziell geschult. Der mehrdimensionale Schwingungsrhythmus, der vom Pferd in der Gangart "Schritt" auf den darauf sitzenden Menschen übertragen wird, ist dem Bewegungsmuster des menschlichen Gehens verwandt. Auf diese Weise kann das Pferd - bei entsprechender Hilfestellung und Korrektur durch geschulte Therapeutinnen und Therapeuten - das Bewegtwerden der Patientin oder des Patienten übernehmen.

Die ähnliche Bewegungsart von Mensch und Pferd ist die Grundlage der therapeutischen Wirkung von Hippotherapie. Sie übt die Geschicklichkeit, die Feinabstimmung von Bewegungen und ihre Schnelligkeit. Sie schult Gleichgewicht und Symmetrie der Bewegungen, Rhythmusfähigkeit und Ausdauer.

Quelle: Der Landschaftsverband Rheinland (LVR) vom 18.10.2013

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